Als
Brahve sein Schlafzimmer betrat, was sich in der Zwischenzeit schon
mehr oder weniger zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer entwickelt hatte,
kam Kristin gerade aus dem Bad, ihre Haare noch nass und nur ein
Handtuch um ihren Körper gewickelt.
„Oh...
wie ich das so sehe, komme ich gerade rechtzeitig.“ grinste Brahve
und nahm den blumigen Geruch ihres Shampoos und ihren eigenen,
süßlichen, weiblichen Geruch in sich auf.
Kristin
errötete leicht. Noch immer hatte sie sich nicht ganz daran
gewöhnt, so was von ihm zu hören. „Wenn... wenn du da
gewesen wärst, hättest du mit unter die Dusche kommen
können.“ sagte sie leise.
Brahve
knurrte auf und war mit wenigen Schritten bei ihr, hob sie stürmisch
auf seine Arme. Kristin reagierte sofort, klammerte sich an seinen
Nacken und umschlang seine Hüften mit ihren Beinen. Er trug sie
zum Bett, setzte sich auf den Bettrand, so dass sie auf seinem Schoß
sitzen konnte. Ihre Lippen trafen sich zu einem verzehrenden Kuss,
der beide für einen Moment den Atem nahm.
Seine
Hand fuhr in ihre feuchten Haare und seine Finger begannen mit ihren
Spitzen zu spielen. „Kristin, ich wollte dich noch was fragen.“
setzte er an. Ganz so leicht, jetzt nicht nur an die Erregung, die
sich in ihm aufgebaut hatte, seit er sie so aus dem Bad hatte kommen
sehen, zu denken, war es zwar nicht, aber er wollte jetzt unbedingt
zuerst wissen, ob sie ihn als ihren Hellren annehmen würde.
Kristin
schon eine Hand in seinen Nacken und streichelte über seine
glatten, weichen Haare, schmiegte sich an ihn und sah ihn abwartend
an. „Was denn? Muss ich Angst haben?“ wollte sie wissen.
„Na
ich hoffe doch mal nicht, dass dir das Angst machen würde, bei
mir im Zimmer zu wohnen? In mein Zimmer zu ziehen?“
Sie
lachte auf und küsste ihn kurz. „Nein. Tue ich das nicht eh
schon? Okay, es sich noch nicht alle von meinen Sachen hier, aber du
willst ja eh am liebsten, dass ich was von dir anziehe.“
Brahve
nickte grinsend. Er fand es unglaublich anziehend, sie in seinen
Sachen rumlaufen zu sehen. „Ja... aber ich meine das ein wenig über
das hinaus gehend, dass nur deine Sachen hier sind. Kristin, ich...
du bist die wundervollste Frau, die ich kenne. Nur mit dir kann ich
ich sein und nur mit dir bin ich vollständig. Ich liebe dich.
Und ich... würde dich gerne zu meiner Shellan nehmen.
Offiziell.“
Ihre
klaren blauen Augen weiteten sich. Damit hatte sie so nicht wirklich
gerechnet. „Was? Ich... ich... ich liebe dich auch, Brahve. Aber
ist das dein Ernst? Ich meine... richtig?“
„Ja.
Richtig. Mit Zeremonie. Mit deinen Namen auf meinem Rücken.
Richtig. Für immer.“
Innerlich
schmolz sie dahin bei seinen Worten. „Dann... für immer. Ja,
ich würde gerne deine Shellan sein. Sehr gerne sogar.“ In dem
Moment war es ihr egal, was es noch bedeutete seine Shellan zu sein.
Dass es bedeutete, dass sie eine besondere Stellung einnehmen würde.
Für ihn wollte sie alles sein und sich so an ihn zu binden war
einfach das schönste, was sie sich vorstellen konnte.
„Meine
Shellan. Mein.“ murmelte Brahve an ihren Lippen, bevor er diese
wieder mit seinen verschloß, sie diesmal ausgiebig und
gefühlvoll küsste, ihren Mund voll und ganz in Besitz nahm
und schließlich mit seiner Zunge zwischen ihre Lippen stieß.
Kristin seufzte ihm entgegen, vergrub ihre Hand in seinen Haaren und
erwiderte seinen Kuss auf die selbe Art und Weise.
Seine
Hände glitten über ihren Rücken bis hin zur Kante
ihres Handtuchs, was noch immer alles war, was ihren Körper
verhüllte. Er zog leicht daran, schob es zur Seite, küsste
sich über ihre Schultern und streichelte über jeden
Zentimeter ihrer weichen, teilweise noch leicht feuchten Haut, die er
freilegte.
Kristin
presste sich an ihn. Ihre Haut brannte an den Stellen, die er
berührte. Deutlich konnte sie spüren, wie erregt Brahve
bereits war. Als er sie von ihrem Handtuch befreit hatte und sie
nackt auf seinem Schoß saß, begann sie sich an seinem
Becken zu reiben. Seine Erregung unter dem Stoff seiner Hose drückte
dabei fest gegen ihre feuchte Körpermitte und sie stöhnte
ihm leise entgegen.
Brahve
ließ für einen Moment von ihr ab, beobachtete nur, wie sie
sich stöhnend an ihm rieb. Das steigerte seine Erregung nur noch
mal sehr – ihr Becken an seinem, genau wie der Anblick, der sich
ihm so bot. Seine Hände umschlossen ihre Brüste, massierten
diese, während sein Daumen ihre harten Brustwarzen reizte. Er
hob ihr sein Becken bereitwillig entgegen und stieß ein paar
mal gegen ihre Körpermitte.
Ihre
Hand schob sich zwischen ihre Körper. Es war ihr längst
nicht mehr genug, ihn nur durch den Stoff seiner Hose hindurch zu
spüren. Als sie den Rand seiner Jeans erreicht hatte, öffnete
sie diese und schob ihre Hand so gut es ging in diese um sein hartes
Glied zu umfassen. Brahve stöhnte auf und biss ihr leicht in die
Brust, woraufhin er leicht erschrocken seinen Kopf hob um zu sehen,
ob er sie verletzt hatte – noch immer seine größte
Angst. Kristin jedoch hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt, stöhnte
genüsslich auf und ließ ihre Hand schneller über sein
Glied gleiten. Brahve atmete auf und umlegte daraufhin die kleine
Wunde an ihrer Brust, saugte weiterhin an ihren harten Brustwarzen.
„Brahve.“
stöhnte sie auf. „Ich will dich.“
Nur
mühsam löste er sich von ihr, hob sie kurz hoch um sie vor
sich auf dem Boden abzusetzen, nahm sich den Moment um sie genau
anzusehen, wie sie nackt direkt vor ihm stand. Er riss sich sein
Shirt vom Körper und schob seine Hose runter, griff dann nach
einer von Kristins Händen und zog sie wieder zu sich. Seine
Hände legten sich an ihre Hüften, streichelten über
diese, bevor sie sich einen Weg zu ihrer Körpermitte bahnten.
Während er sie streichelte, sah er sie die ganze Zeit fest an.
Kristin
konnte sich kaum auf den Beinen halten, als sie seine Finger an ihrer
empfindlichster Stelle spüren konnte. Sie atmete schneller und
presste sich ihm entgegen. „Brahve... bitte.“ flehte er.
Er
ließ von ihr ab, legte seine Hände wieder an ihre Hüften
und hob sie hoch um sie dann langsam auf seinen Schoß sinken zu
lassen.
Beide
stöhnten auf, als die Spitze seiner Errektion ihren Eingang
striff und sie sich dann Stück für Stück auf ihn
sinken ließ, bis er sie komplett ausfüllte. Seine Hand
glitt in ihren Nacken und er zog sie so zu sich runter, dass er sie
küssen konnte, während er mit der anderen Hand ein wenig
ihre Bewegungen steuerte.
Kristin
fand jetzt jedoch bald einen eigenen, quälenden Rhythmus mit dem
sie sich auf seinem Schoß bewegte. Ihre Lippen striffen über
seinen Hals, ihre Fänge kratzen darüber, was ihn an den
Rand des Wahnsinns trieb.
„Lielan...
tu es.“ brachte er stöhnend hervor.
Kristin
konnte und wollte sich nicht länger beherrschen und versenkte
ihre Fänge in seiner Vene. Seine Körper bäumte sich
auf und sie stöhnte, als sie sein starkes Blut auf ihrer Zunge
spüren konnte. Während sie an seinem Hals saugte, ritt sie
sie beide zu einem unglaublichen Höhepunkt.
„MEIN.“
murmelte Brahve außer Atem, als er sich mit ihr auf das Bett
sinken ließ.
„Du
bist eine wunderschöne Shellan, mein Schatz.“ Mary umarmte
ihre Tochter, Tränen aus Stolz und Rührung in ihren Augen.
Kristin
drückte sich an ihre Mutter, froh darüber, dass sie sie,
Beth und Nalla jetzt bei sich hatte, die ihr geholfen hatten, sich
für ihre Zeremonie vorzubereiten. Sie trug jetzt das Kleid, das
ihre Mutter getragen hatte, als sie ihren Vater geheiratet hatte und
es erfüllte sie mit Stolz, dass sie in diesem Kleid gleich
Brahve zu ihrem Hellren nehmen würde. Nalla und Beth hatten ihr
die Haare gemacht und alle drei Frauen hatten ein wenig versucht, sie
zu beruhigen. Was nicht wirklich leicht gewesen war, weil Mary fast
genauso aufgeregt war, wie ihre Tochter.
„Bist
du soweit?“ fragte Nalla, als Kristin sich von Mary löste.
Kristin
atmete tief durch und nickte. „Ich bin so nervös. Aber ich
kann es auch kaum erwarten.“ gab sie leise zu.
„Brahve
geht es genau so. Aber es soll so sein. Ihr beide seid füreinander
bestimmt. Und ein so hübsches Paar.“ sagte Beth und küsste
ihre zukünftigen Schwiegertochter sanft auf die Stirn.
„Danke.
Danke für eure Hilfe.“ Kristin gab sich äußerste
Mühe nicht jetzt schon in Tränen auszubrechen,
konzentrierte sich auf die innere Wärme, die sie spüren
konnte, wenn sie an Brahve dachte.
Beth
und Nalla verliessen das Zimmer schon mal, um sich zu den anderen zu
gesellen, während Mary ihre Tochter noch bis zur Treppe
begleitete. Mary küsste ihre auf die Wange und flüsterte
ihr noch mal zu, dass sie wunderschön aussah, bevor sie sich an
das untere Ende der Treppe neben Rhage stellte, der mit stolz
geschwellter Brust und leicht glänzenden Augen zu seiner Tochter
hochsah. „Mein Mädchen.“ flüsterte er ehrfürchtig.
Kristin
stützte sich mit einer Hand an der Brüstung ab und sah nach
unten. Noch nie zu vor in ihrem Leben hatte sie sich derart mit all
den Leuten verbunden gefühlt, die dort unten standen und auf sie
warteten. Ihre Eltern. Ihre Onkels, Tanten, Cousins, Cousinen.
Freunde. Ihre Familie, egal, unter welchen Umständen sie in
diese hinein gekommen war und egal, in wie fern sie mit allen von
ihnen blutsverwandt war.
Und
natürlich... Brahve. Der Mann den sie liebte, mit dem sie den
Rest ihres Lebens verbringen würde. Ein Lächeln legte sich
auf ihre Lippen und ihr Herz schlug schneller, als sie nun auf die
Treppe zu lief.
Brahve
kniete am anderen Ende der Treppe auf dem Boden. Wie alle Brüder
trug er die schwarze, zeremonielle Robe der Bruderschaft, die für
feierliche Anlässe wie diesen hier, vorgesehen war.
Als
Kristin auf die Treppe trat, hob er langsam, angezogen von ihrem
Duft, den Kopf und hielt sie mit seinen Blicken fest, die sie von
innen heraus wärmten, als sie langsam die Treppe nach unten
schritt.
Brahve
stockte der Atem. Kristin sah so wunderschön aus, dass er das
Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie trug ein blass
blaues Kleid, dass unglaublich gut zu ihren Augen passte, diese noch
stärker hervor hob. Ihre langen blonden Haare waren an den
Spitzen gelockt, genau wie er es so liebte. Und der dünne Stoff
des Kleides schien sich perfekt an ihren weiblichen Körper zu
schmiegen. Alle Sinne des gebundenen Vampirs in ihm waren hellwach.
Und er fühlte nichts anderes als Stolz und Glück, diese
Frau seine Shellan nennen zu dürfen.
Als
Kristin das Ende der Treppe erreicht hatte, erhob Brahve sich und
streckte ihr seine Hand entgegen, zog sie etwas näher zu sich,
als sie danach griff. „Shellan Mine!“ flüsterte er mit
rauer, gefühlvoller Stimme.
Aus
dem Schatten schwebte lautlos die Jungfrau der Schrift hervor, die
Kristin zu vor nicht mal bemerkt hatte. Sie hielt ihre Hand über
die ineinander verschlungenen Hände von Kristin und Brahve und
neigte ihren Kopf dann leicht. „Das ist eine sehr starke
Verbindung. Stark in der Liebe zueinander und wichtig für unsere
Rasse!“ sagte sie.
Kristins
Herz klopfte schneller und zu wissen, dass ihre Verbindung den Segen
der Jungfrau hatte erleichterte sie wirklich.
Als
die Jungfrau sie gesegnet hatte, legte Mary ihr eine Hand auf die
Schulter und zog sie ein wenig zur Seite, in den Kreis der anderen
Shellans.
Wrath
trat vor zu seinem Sohn, in der Hand dabei den Dolch, der als heilig
für diese Zwecke galt. Die Brüder standen geschlossen
hinter ihm. Brahve ließ seine Robe zu Boden gleiten und kniete
sich hin.
Wie
vereinbart, würde sein Vater den ersten Buchstaben in seinen
Rücken ritzen, gefolgt von Qhuinn und Blay, Vishous, Butch und
Zsadist. Den letzten Buchstaben würde Rhage in seine Haut ritzen
um den Kreis zwischen ihm und Kristin zu schließen.
Brahve
biss die Zähne zusammen, als der Dolch sich in seine Haut
bohrte, aber er ertrug jeden einzelnen Ritz, jeden einzelnen
Buchstaben ohne zu schreien, sondern mit Stolz darüber, den
Namen seiner Shellan in seinem Rücken tragen zu können. Das
Salzwasser, was die Brüder danach auf der Wunde verteilten,
damit die Buchstaben ewig zurückblieben, brannte auf seiner
Haut, aber auch das nahm Brahve nur zu gerne auf sich, wenn er daran
dachte, dass es bedeutete, dass seine Verbindung zu Kristin für
die Ewigkeit sein würde.
Rhage
griff nach einem Tuch mit dem er die Spuren des Salzwassers und des
Blutes auf seinem Rücken beseitigte. Dieses legte er in ein
bereitliegendes Kästchen und überreichte Brahve dieses, der
sich vorsichtig wieder aufrichtete, noch immer bemüht, sich
wirklich keine Schmerzen anmerken zu lassen.
Kristin
war froh darüber, dass ihre Mutter sie festhielt, während
die Brüder die Buchstaben in seinen Rücken ritzten. Sie
hatte zwar davon gewusst, dass das passieren würde, aber leicht
mit anzusehen war es dennoch nicht. Sie wollte nicht, dass Brahve
Schmerzen hatte, war andereseits aber auch stolz darauf, dass er das
alles nur für sie tat. Als Brahve sich erhob, ließ Mary
ihre Tochter los, so dass diese wieder einige Schritte nach vorne
treten konnte.
Brahve
kniete sich vor ihr auf den Boden und hielt ihr das Kästchen mit
dem Tuch entgegen. Mit zittrigen Händen und tränennassen
Wangen nahm sie es an, nahm mit dieser Geste ihn als ihren Hellren
an.
Die
Brüder brachen in lautes Triumphgeheul aus und stimmten gleich
darauf ein Lied in der alten Sprache an, in dem es um Liebe und die
Stärke der neu geschlossenen Verbindung ging. Die Stimmen der
Brüder, Zsadists am lautesten, hallten noch immer durch das
Foyer als das neu verbundene Paar ins Esszimmer geführt wurde,
wo die geschlossene Verbindung gefeiert wurde.
Brahve
betrat das Arbeitszimmer seines Vaters und setzte sich gleich
gegenüber des Schreibtisches. In den letzten Wochen war es zum
Gebrauch geworden, dass er neben seinen Aufgaben in der Bruderschaft
auch seinen Vater unterstützte, sich von ihm zeigen ließ,
was er so zu tun hatte, worin seine Aufgaben lagen. Er hätte
nicht erwartet, dass es ihn doch interessierte, wie sein Vater
regierte. Vielleicht lag es auch daran, dass Wrath ihn mittlerweile
wie einen gleichwertigen Partner behandelte, dass er ihn um seine
Meinung fragte und sich mit ihm über die Dinge austauschte, die
bei ihm anstanden. Und dass es nur immer diese Form von Anerkennung
gewesen war, die Brahve gesucht hatte. Wrath betonte auch immer
wieder, dass Brahve eine sehr gute Auffassungsgabe hatte und dass
seine Meinung in vielen Fällen wirklich wichtig war.
„Ich
wollte noch etwas mit dir besprechen, mein Sohn.“ verkündete
er an diesem Tag.
Aufmerksam
sah Brahve ihn an. „Worum geht es denn?“
„Ich
weiß, dass du deinen Platz jetzt in der Bruderschaft gefunden
hast und ich weiß auch, dass du diesen sehr gut ausfüllst.
Ich möchte dich auch gar nicht zu etwas anderem überreden,
aber du hast offiziell deinen Platz als Thronfolger noch nicht
angenommen. Das macht mich der Glymera gegenüber sehr
angreifbar. Würdest du diese Zeremonie über dich ergehen
lassen? Es würde sich für dich nichts ändern, außer
dass du irgendwann in ferner Zukunft meinen Platz einnehmen würdest.
Ich habe nicht vor, diesen so bald abzugeben, aber es würde auch
mich beruhigen, dass ich in dir einen fähigen Nachfolger hätte.
Mittlerweile bist du so weit um diese Rolle auch voll und ganz
auszufüllen.“
Brahve
hörte Wrath ruhig zu. Früher wäre er schon nur bei der
Andeutung dieses Themas in die Luft gegangen. Jetzt jedoch verstand
er die Sichtweise seines Vaters wesentlich besser. Und er musste zu
geben, dass er diese Aussichten jetzt, mit Kristin an seiner Seite,
gar nicht mehr so wirklich schlimmm fand.
„Ja,
Vater, ich würde die Thronfolge offiziell annehmen.“ nickte
er.
Wrath
nahm seine Panoramasonnenbrille ab, wischte sich über die Augen,
sprang von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch auf und schloß
Brahve in seine Arme. „Danke mein Sohn. Du machst mich wirklich
sehr stolz. Die Zeremonie wird in fünf Tagen stattfinden.“
An
diesem Tag trug Brahve zum ersten Mal die Robe des Prinzen. Sie
unterschied sich ein wenig von der, den die Brüder trugen,
dadurch, dass sie einige Wappen und Zeichen in der alten Schrift auf
Brust und Schulter hatten, die für die Stärke und die
Stellung seiner Blutlinie standen. Er hatte sich nie etwas daraus
gemacht, aber dennoch musste er zu geben, dass es sich gut anfühlte,
sie zu tragen. Dass es ihn stolz machte, dass sein Vater ihn in
dieser Position sah. Er sah auf und blickte in die warmen, blauen
Augen seiner Shellan, die sich über ihn beugte und die Robe
zurecht rückte.
„Ich
bin immer noch nicht sicher, ob ich mich als Prinzessin eigne.“
seufzte sie leise. Sie trug ein sehr edles auf seine Robe
abgestimmtes Kleid und gab sich alle Mühe, ihre Nervosität
zu verbergen. Auftritte in der Öffentlichkeit behagten ihr noch
immer nicht so wirklich, aber sie wusste, dass es wichtig für
Brahve war.
„Du
siehst aus wie eine Prinzessin. Und außerdem musst du nur an
meiner Seite sein, meine Shellan.“ betonte Brahve, zog sie zu sich
und küsste sie. Er verriet nicht, wie wichtig es für ihn
war, das mit ihr zusammen durchzuziehen und wie nervös er
ebenfalls war.
Der
große Saal des Anwesens war gefüllt mit Angehörigen
der Glymera, der obersten und ältestens Familien, sowie den
Brüdern und ihren Shellans. Alle trugen festliche Kleidung und
der Saal war in den Farben von Wrath Familie geschmückt.
Entlang
der Treppe standen die Brüder auf den Stufen, über die
Brahve gehen würde um von Wrath die Krone entgegen zu nehmen.
Sie bildeten die Prinzengarde, hatten ihre Dolche gezügt, um dem
zukünftigen König ihre Ehre zu erweisen. Wrath stand am
Ende der Treppe und hielt ein symbolisches Zepter in den Händen,
das er an seinen Sohn übergeben würde, als Zeichen dafür,
dass dieser nun offiziell der Thronfolger war.
Kristin
und Brahve liefen Hand in Hand über den langen Gang. Kurz bevor
sie die Treppe erreicht hatten, blieben sie stehen. Kristin presste
sanft ihre Lippen auf die ihres Hellrens. „Geh schon, sie warten
auf dich.“ flüsterte sie ihm zu. „Für mich bist du
immer ein Prinz.“ Sein Bindungsduft hüllte sie ein, als er
sich nach diesen Worten noch mal zu ihr beugte und sie küsste.
Jetzt hatte er endgültig das Gefühl, dass er sein Schicksal
endlich annehmen konnte.
Brahve
löste sich von ihr und betrat den großen Saal. Sofort
kreuzten die Brüder ihre Dolche, damit er durch den Gang, den
sie so bildeten die Treppe nach unten gehen konnte. Ein leichtes
Lächeln lag auf seinen Lippen, als er seinen Weg beschritt,
wobei Qhuinn sich nach der ersten Stufe dicht hinter ihm hielt, um
seine Sicherheit zu garantieren. Vor seinem Vater verbeugte er sich,
während die Brüder hinter ihm geschlossen ihre Dolche in
die Luft hielten.
Wrath
küsste seinem Sohn auf die Stirn, hielt das Zepter einmal links
und einmal rechts über seine Schulter, sprach einige Worte in
der alten Sprache, die Brahve so wiederholte – dass er den Thron
gemäß seiner Blutlinie annehmen würde und ihn in
diesem Sinne fortführen würde. Dann nahm er das Zepter
entgegen und küsste seinem Vater auf die Stirn, hielt ihm das
Zepter einmal links und einmal rechts über die Schulter.
Beide
drehten sich dann zur Treppe um als angekündigt wurde, dass nun
die Prinzessin kommen würde. Als Kristin die Treppe entlang ging
knieten die Brüder auf die Stufen und rammten den Dolch mit der
Spitze in den Boden.
Kristin
lächelte als sie Brahve und Wrath am Ende der Treppe zusammen
stehen sah, Brahve mit dem Zepter in den Händen. Sie hörte
eine leise Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass sie nun ihre
Mission erfüllt hatte und zur Belohnung bis zum Rest ihres
Lebens glücklich werden würde. Im ersten Moment verspürte
sie eine seltsame Angst, aber dann begriff sie den Zusammenhang zu
dem, was sie gehört hatte, als sie nach ihrem Unfall fast
gestorben wäre und als sie das Ende der Treppe erreicht hatte,
lächelte sie und trat an Brahves Seite. Wrath beugte sich zu
seiner Schwiegertochter und küsste sie auf beide Wangen, bevor
sie ihre Hand in Brahves legte.
Stolz
trug sie seinen Bindungsduft an sich und konnte sich innerlich ein
Grinsen nicht verkneifen, als sie Stahr und Shadhow in der Menge
entdeckte und die beiden Vampirinnen vor Neid erblasst waren. So
änderten sich die Dinge.
Als
Prinz und Prinzessin nun Hand in Hand durch die Menge schritten, auf
den Platz zu, der ihnen an der langen Tafel bestimmt war, erhoben
sich die Brüder vom Boden und folgten den beiden geschlossen,
den Dolch vor der Brust gekreuzt. Sie stimmten geschlossen in ein
feierliches Lied ein, bevor sie alle gemeinsam mit ihren Shellans und
Kindern, den anwesenden Gästen und der königlichen Familie
feierten, dass die Thronfolge und die Fortführung ihrer Rasse
nun gesichert war.
Alle.
Bis auf Aghony.
... The End ...