Dienstag, 12. Juni 2012

Chapter 35


Völlig überwältigt von dem, was er eben erlebt hatte, drehte Brahve sich vorsichtig von Kristin, ließ sich neben sie in die Kissen sinkte und streckte sofort seien Arme in ihre Richtung aus, musste sie jetzt spüren um zu glauben, dass sie bei ihm war.
Kristin schmiegte sich leicht an ihn und erst jetzt, als sie wieder ein wenig klarer denken konnte und es nicht die Reaktionen ihres Körpers waren, die ihr ganzes Denken einnahmen, wurde ihr erst etwas bewusster, was sie gerade getan hatte. Ihre Wangen nahmen eine äußerst anziehende, leicht rötliche Färbung an, die Brahve zum Grinsen brachte. Kurz darauf wurde er aber auch schon wieder ernst.
Geht es dir gut? Bist du okay?“ erkundigte er sich, nun doch ein wenig besorgt darüber, dass er ihr nicht doch irgendwie weh getan hatte.

Kristin fühlte sich gleich ein wenig besser, sicherer, als er sich jetzt so nach ihr erkundigte. Ein klein wenig hatte sie die Angst gehabt, dass er jetzt aufstehen und gehen würde und sie ihn danach nie wieder würde ansehen konnte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass noch immer diese angenehme, dunkle würzige Geruch im Zimmer lag. Dass er danach roch. Und jetzt vermutlich auch ihre Haut. Bisher hatte sie nicht wirklich verstanden, warum alle jungen Vampirinnen so verrückt danach waren, aber jetzt glaubte sie es zu verstehen. Sie fühlte sich, als würde sie ihm gehören. Und als hätte er es für jeden deutlich gemacht, dass es so war. „Ja, es geht mir gut.“ antwortete sie leise. „Aber... war das denn überhaupt gut für dich?“
Brahve kniff die Augen leicht zusammen. „Es war unglaublich. So was hatte ich noch nie.“ gab er ihr seine ehrliche Antwort. „So viel besser als ich es mir vorgestellt habe. Und glaub mir, ich habe mich schon seit einer Ewigkeit gefragt, wie es sein würde. Mit dir.“
Wieder wurde sie leicht rot. „Ich hätte auch nie gedacht, dass es so sein würde. Ich dachte nur, weil du... na ja... ich dachte, es müsste härter sein.“
Du solltest aufhören, dir solche Gedanken zu machen.“ sagte er ernst. „Doch nicht mit dir. Nichts mit dem, was ich vorher hatte, lässt sich mit dir vergleichen. Und ich würde es mit dir nicht so wollen.“
Es tat gut ihn das sagen zu hören, aber insgeheim fragte Kristin sich, wie es wohl wäre, es auf die Art mit ihm zu tun, spürte wieder dieses seltsame Kribbeln im Bauch. „Ich würde gerne mehr davon erfahren. Probieren.“ gab sie leise zu.
Brahve grinste und zog sie enger an sich. „Dafür wirst du noch sehr viel Zeit haben. Ich hatte nicht vor, dich wieder herzugeben.“

Kristins Herz schlug sofort schneller. Sie hatte keine Erfahrung mit Sex, aber dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, dass es zwischen ihr und Brahve so viel mehr als Sex war und seine Worte jetzt ließen sie auf eine Zukunft an seiner Seite hoffen, auch wenn sie Angst davor hatte. Angst, dass sie niemals das erfüllen würde, was er und auch alle anderen von ihr erwarten würde, wenn sie die Frau an seiner Seite sein würde. Auch, wenn Brahve den Titel bisher nicht offiziell angenommen hatte, würde das bedeuten, sie wäre die Prinzessin. Künftige Königin. Dabei ging es ihr doch nur darum, vielleicht etwas Glück zu finden. Mit Brahve.
Bleibst du dann hier? Also schläfst du hier?“ fragte sie leise und streichelte mit ihrer Hand leicht über seine Wirbelsäule.
Brahve spürte eine Gänsehaut und war sich sicher, dass ihn nichts auf der Welt jetzt von hier weg gebracht hätte. „Ja, ich bleibe hier.“ Er zog die Decke richtig über sie und sie und legte sich so hin, dass sie sich bequem an ihn kuscheln konnte. „Schlaf gut, Lielan.“
Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie kurz darauf einschlief. So genannt zu werden von ihm... daran konnte sie sich wirklich gewöhnen.


Zum ersten Mal in seinem Leben wachte Brahve auf und fühlte sich einfach... vollständig. Lächelnd zog er die schlafende Kristin enger an sich, küsste ihre Schläfe und genoss es für einen Moment, einfach noch so liegen zu bleiben.
Guten Morgen.“ murmelte sie verschlafen. „Kommst du gleich mit mir zum ersten Mahl?“
Kristins Frage riss Brahve ein wenig aus der Bahn. Er konnte sich kaum daran erinnern, wann er zum letzten Mal beim ersten Mahl gewesen war. Er hatte es vermieden, bei diesem anwesend zu sein, war meistens noch im Bett gewesen, nachdem er bis zum Hell werden mit Shoul und Jhustice unterwegs gewesen war. Aber jetzt wo er ein Teil der Bruderschaft war und vor allem mit ihr an seiner Seite konnte er sich durchaus vorstellen, zum ersten Mahl zu gehen. „Gut Morgen, Lielan. Hast du gut geschlafen? Und, ich würde gerne mit dir zum ersten Mahl kommen.“
Kristin drehte sich zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Ja. Ich mag es, wenn du mich im Schlaf hälst.“ gab sie zu. „Und du wirst sehen, es werden sich alle freuen, wenn du zum ersten Mahl kommst.“
Brahve war sich damit zwar nicht ganz so sicher wie Kristin, aber andererseits sagte er sich, dass er durch die Aufnahme in der Bruderschaft jetzt ja Anerkennung gefunden hatte und nicht mehr länger darum kämpfen musste. Dennoch hielt er Kristins Hand fest in seiner, als er das große Esszimmer betrat.
Für einen Moment lang lagen alle Augen auf ihnen. Sollten die Brüder oder ihre Shellans überrascht darüber sein, dass Brahve zum ersten Mal erschien oder dass er mit Kristin Hand in Hand ins Zimmer kam, so gelang es ihnen soweit zu verbergen. Als nächstes drehten sich alle Köpfe in Rhages Richtung. Alle männlichen Vampire konnten deutlich Brahves Bindungsgeruch an Kristin riechen.

Rhage verzog kurz das Gesicht, schüttelte dann aber den Kopf leicht. „Wenn du sie unglücklich machst, schneide ich dich in Einzelteile und setze dich dann in die Sonne aus.“ knurrte er, stand aber nach seinen Worten auf und umarmte seine Tochter. „Setzt euch.“ murmelte er.
Ja, setzt euch. Es ist viel zu lange her, dass wir wirklich ALLE hier waren.“ betonte Wrath und nickte Brahve leicht lächelnd zu.
Jetzt setz dich schon. Und dann schieß los... Also du und Kristin, ja? Ich freu mich für dich, Mann.“ grinste Qhuinn breit und zog Brahve zu sich um ihn auf den Stuhl neben sich zu drücken. „Das wurde ja auch Zeit. Wir wussten das schon seit einer Ewigkeit.“
Brahve errötete leicht und legte seine Hand auf Kristins Oberschenkel, die etwas unsicher auf dem Platz neben Brahve Platz genommen hatte.
Keine Panik, da müssen hier alle durch.“ zwinkerte Qhuinn ihr lachend zu. „Außerdem wurde es wirklich Zeit, dass Brahve mal ein Mann wird.“
Qhuinn, du machst sie verlegen.“ gab Blay neben Qhuinn zu bedenken. Der zuckte jedoch nur leicht mit den Schultern. „Ist doch so, da müssen sie alle durch. Und sein Geruch ist wirklich verdammt stark, da muss er das abkönnen.“
Vielleicht sollten wir essen.“ lachte Beth, die sich sichtlich darüber freute, dass ihr Sohn da war und dass er offenbar begonnen hatte, seine Beziehung zu Kristin zu vertiefen.
Als einen Moment später alle anfingen und zu essen und überall Gespräche geführt wurden, fühlte Brahve sich so, als würde er nach einer langen Reise nach Hause kommen und wieder inden Schoß seiner Familie aufgenommen werden. Und ihm wurde klar, dass er für die anderen nie weggewesen war, jederzeit hätte zurück kehren können und wie glücklich er sich schätzen konnte. Vor allem aber, weil er Kristin hatte, die ihn wieder hierher zurück geführt hatte. Ohne sie hätte er sich vermutlich wirklich so weit entfernt, dass es keinen Weg mehr zurück gegeben hätte. Und genau in diesem Moment wusste er, dass er ihren Namen auf seinem Rücken tragen wollte. Dass er sie zu seiner Shellan nehmen würde. Und er würde das nicht als selbstverständlich hinnehmen, sie hatte nur das Beste verdient.
Als nach dem Essen alle Brüder aufstanden, um sich für die Nacht zu besprechen, begriff Brahve erst, als Qhuinn ihm einen Stoß in die Seite versetzte, dass alle auf ihn warteten. „Na los Mann. Oder hast du es dir schon wieder anders überlegt? Brauchst du eine Extraeinladung? Schriftlich?“ grinste er breit.
Ich... ähm... nein, natürlich nicht. Und ich komme natürlich mit!“ beeilte Brahve sich zu sagen, stand auf und drückte Kristin schnell einen Kuss auf die Lippen, bevor er aufsprang und zu den wartenden Brüdern lief.
Wie in Trance strich Kristin sich leicht über ihre Lippen, konnte nicht glauben, dass er sie gerade hier vor allen geküsst hatte. „Ihr beide seid echt süß zusammen. Und eigentlich hätte ich mir das ja mal denken können. Er wollte schon als kleiner Junge nicht von dir weg.“ Nalla ließ sich auf den Platz neben Kristin fallen und grinste die andere junge Vampirin an. „Ich bin offiziell neidisch.“ gab sie zu.
Ich kann das alles noch nicht glauben. Aber ich bin so... so glücklich.“ flüsterte Kristin.
Na das hoffe ich doch sehr.“ lachte Nalla und zog ihre Freundin auch schon in ihre Arme.


Brahves Leben bestand in den folgenden beiden Wochen aus zwei Dingen. Kristin und der Bruderschaft. Und das auch in genau dieser Reihenfolge. Er verbrachte viel Zeit damit mit den Brüdern auf die Straßen zu gehen und wann immer er nicht unterwegs war, verbrachte er seine Zeit mit Kristin. Zwar gingen sie noch nicht wieder nach draußen, unternahmen innerhalb des Hauses viel zusammen und schliefen keinen Tag getrennt voneinander. Es war als ob ihr gegenüber nun all seine Dämme gebrochen waren. Er liebte alles an ihr, hätte alles getan um sie glücklich zu machen. Und genau deswegen wartete Brahve in dieser Nacht nervös auf die beiden Männer, die er um ein Treffen gebeten hatte.
Komm rein, mein Sohn.“ Wrath öffnete die Tür seines Arbeitszimmers und nickte Brahve zu, dass er dieses betreten sollte. Rhage war bereits da, saß auf dem viel zu klein wirkenden Sofas gegenüber des Schreibtisches, was nicht wirklich dazu beitrug, dass Brahve weniger nervös war.
Weswegen wolltest du dich mit uns treffen?“ fragte Wrath, als Brahve sich nervös auf das andere Sofa setzte. Dabei war der Grund dafür nicht wirklich schwer zu erraten, wenn man bedachte, was sie drei verband – Kristin.
Brahve warf einen unsicheren Blick in Rhages Richtung, aber die Miene des Kriegers verriet nicht wirklich etwas darüber, was dieser dachte. „Ich... würde gerne vorher mit euch darüber sprechen.“ setzte er an. „Bevor ich Kristin frage. Ich würde Kristin gerne offiziell zu meiner Shellan nehmen. Und ich... na ja... ich... bräuchte eurer Einverständnis. Deines, weil das bedeuten würde, dass sie irgendwann mal wahrscheinlich Königin werden würde.“ Brahve sah kurz zu seinem Vater. „Und deines weil sie deine Tochter ist und ich das wirklich respektiere.“ Bei den letzten Worten richtete er sich an Rhage.

Wrath räusperte sich und gab Rhage ein kurzes Zeichen, dass er als erstes etwas dazu sagen wollte. „Brahve, die Zeiten in denen ich dir versuche vorzuschreiben, wie du dich entscheidest, sind vorbei. Auch ich lerne aus meinen Fehlern und ich weiß, dass du mittlerweile ein Mann genug bist, um selber entscheiden zu können. Erst recht was die Wahl deiner Shellan angeht. Zukünftige Königin hin oder her, du bist derjenige, der diese Bindung eingeht, also entscheidest du auch, wer es sein willst.“ sagte Wrath ernst. Allerdings umspielte bei den nächsten Worten ein Lächeln seine Mundwinkel. „Wenn du allerdings von mir wissen willst, was ich zu deiner Wahl sage... dann kann ich dir nur sagen, dass du keine bessere treffen konntest, weder als Shellan, noch als Königin. Meinen Segen hast du dafür, mein Sohn.“
Erleichtert atmete Brahve auf. Diese Worte seines Vaters waren schon mal äußerst wichtig. Vorsichtig sah er nun zu Rhage.
Einen Moment lang musterte Rhage seinen zukünftigen Schwiegersohn nur, bevor er leicht nickte. „Ich liebe meine Tochter. Kristin ist mein Mädchen und alles, was ich will ist dass sie glücklich wird. Ich konnte in den letzten Tagen sehen, dass sie das ist. Und ich konnte auch sehen, dass du in der Lage sein wirst sie zu beschützen.“ sagte er. „Also habt ihr auch meinen Segen. Aber, es gilt noch immer... solltest du sie unglücklich machen, wird es mir nicht reichen dich einfach nur umzubringen!“
Ich danke euch beiden. Das war mir wirklich sehr wichtig. Und ich werde sie glücklich machen, das verspreche ich.“ versicherte Brahve.
Habt ihr denn schon einen Termin?“ erkundigte Wrath sich.
Nein, ich will das erst noch mit Kristin besprechen. Aber, ich würde es schon gerne so schnell wie möglich machen. Ich wüsste nicht, weswegen wir noch warten sollten.“

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