Ganz
zart fuhren Blays Finger die Buchstaben in der alten Sprache nach,
die in die Haut von Qhuinns nacktem Rücken gebrannt waren.
Manchmal konnte er noch immer nicht wirklich fassen, dass es sein
Name war, den Qhuinn jetzt schon seit einigen Jahren auf seinem
Körper trug. Ihre Vereinigung sah er noch immer vor sich, als
wäre es gestern gewesen. Sie waren einen wirklich schweren und
harten Weg bis dahin gegangen, hatten sich gegenseitig was so sehr
verletzt, dass sie komplett daran zerbrochen waren, aber im Endeffekt
hatte es sie noch enger zusammen gebracht, hatte es alles zu diesem
emotionalsten Tag ihres bisherigen Lebens geführt. Qhuinn in
seine außergewöhnlichen Augen zu sehen, die feucht
schimmerten, obwohl Qhuinn darauf bestand, dass er nie weinte, war
das schönste überhaupt für ihn gewesen.
Blay
hatte darauf bestanden, dass er Qhuinns Namen ebenfalls auf dem
Rücken tragen wollte. Am Anfang war er immer wieder gegen
Qhuinns Dickkopf angerannt, aber in diesem Punkt war er hartnäckig
gewesen und er wusste, dass Qhuinn es mittlerweile mochte, dass er
seinen Namen mit Stolz auf dem Rücken trug. Wie viele Male hatte
er ihn dort schon berührt, war die Schnörkel der Schrift
mit seiner Zunge nach gefahren...
Lächelnd
schüttelte Blay den Kopf. Er neigte dazu sich in Träumen
und Erinnerungen zu verlieren, selbst wenn sein Hellren direkt neben
ihm im Bett lag und er seinen starken, männlichen Geruch
wahrnehmen konnte.
Im
Moment
war Blay einfach erleichtert darüber, dass Qhuinn endlich
eingeschlafen hatte. Dennoch berührte er ihn auch jetzt noch
leicht am Rücken, in der Hoffnung, Qhuinn würde wissen,
dass er bei ihm war. Es hatte einen ganzen Moment gedauert, bis er
ihn wirklich beruhigt hatte nach dem was an diesem Haus passiert war.
Zu gut wusste Blay, was Qhuinns einzige Schwachstelle war und wie
schlimm es für ihn gewesen war, was er gesehen hatte.
Erst
als er sich sicher war, dass Qhuinn nicht sofort wieder wach werden
würde, schlang Blay seinen Arm fest um seinen Hellren und schloß
ebenfalls die Augen um zu schlafen.
Grelles
Licht blendete Qhuinn. Er hatte keine Ahnung, wo er war, nur dass
seine Augen schmerzten. Alles, was er wusste war, dass er Blay finden
musste. Seine Brust schmerzte, als wäre ihm sein Herz aus diesem
gerissen worden. Mit seinen Händen tastete er über die Haut
an seiner Brust und stellte fest, dass da nichts war. Keine Haut
mehr. Er starrte an sich runter und riss die Augen auf. Ein Loch in
der Größe seines Herzens klaffte genau an der Stelle
hinter der normalerweise sein Herz saß.
„Blay.“
Kein Ton kam über seine Lippen, nur ein leises, gequältes
Stöhnen. Blay musste hier irgendwo sein. Er war doch mit ihm
zusammen unterwegs gewesen, hatte sich immer dicht in seiner Nähe
gehalten.
Suchend
irrte er hin und her, eine Hand auf seine Brust gepresst. Er stöhnte
auf, als er Blay endlich entdecken konnte. Aber irgendetwas war
anders. Der Gesichtsausdruck passte nicht zu dem hübschen
Gesicht, das immer voller Wärme war, wenn Blay ihn ansah.
Stattdessen lag in diesem Ausdruck ein stummer Vorwurf, bei dem
Qhuinn das Gefühl hatte, er würde ihm gleich ein weiteres
Loch in die Brust reissen.
„Blay.“
versuchte er es noch mal.
Das
Gesicht von Blay wirkte seltsam verzerrt und erst jetzt fiel Qhuinn
die tiefe Wunde auf, die Blay in der Brust hatte. „Du hast es nicht
geschafft. Du warst zu spät. Du hast mich im Stich gelassen.“
sagte Blay, mit befremdlich wirkender Stimme, die Qhuinn das Herz
zerriss. Und erst recht die Worte, deren Sinn Qhuinn erst dann wieder
bewusst wurden, als er wieder aus diesem hellen Licht gerissen wurde
und sich stattdessen im Dunklen in irgendeiner Gasse wieder fand, auf
dem Boden kniend, seine Hände über Blays Körper, über
der tödlichen Wunde in dessen Brust.
Er
hatte es wirklich nicht geschafft. Er hatte es zu gelassen, dass Blay
getroffen wurde, war nicht schnell gewesen. Er hatte versagt, hatte
Blay verloren. Für immer.
Der
Schrei, der in seiner Kehle aufstieg, war so laut und
schmerzzerreissend, dass davon vermutlich das halbe Anwesen wach
wurde. Schweißgebadet und zitternd, mit panisch aufgerissenen
Augen setzte Qhuinn sich im Bett auf.
Blay
war sofort wach geworden und sah nun besorgt zu seinem Hellren,
berührte dessen Schulter. „Hey, was ist denn los?“ fragte er
vorsichtig.
Ruckartig
drehte Qhuinn sich zu ihm um. „Es tut mir leid, Blay. Es tut mir
leid.“ wiederholte er wieder und wieder und sein Blick wanderte
suchend über Blays Körper, als erwartete er, Verletzungen
an diesem zu finden.
„Qhuinn,
hör auf! Was tut dir leid? Was ist denn passiert?“
Langsam
ließ Qhuinn sich nach vorne sinken, so dass er seinen Kopf an
Blays Brust lehnen konnte. Seine Hand legte er daneben, so dass er
den Herzschlag seines Hellrens spüren konnte. „Du warst tot,
verdammte Scheiße. Du warst tot. Und wütend auf mich, weil
ich versagt habe!“ murmelte Qhuinn.
„Qhuinn...“
Blays Hand glitt in Qhuinns wild abstehenden Haare, streichelte durch
diese und drückte ihn auch gleichzeitig noch enger an sich. „Ich
bin weder tot, noch wütend auf dich, okay? Du hast nicht
versagt. Und es geht mir gut. Es war alles nur ein Traum!“ redete
er leise auf ihn ein.
„Aber
es war so echt.“
„Es
war aber nur ein Traum. Mir geht es gut. Wirklich.“ Blay hielt ihn
weiterhin fest und überlegte, was er tun sollte, um Qhuinn
endlich von diesen Gedanken wegzubringen. Er wusste, dass diese
Träume in den nächsten Wochen noch öfters kommen
würden und er nicht einen Schritt von seiner Seite weichen
würde, wenn sie zusammen nach draußen gehen würden.
„Vielleicht sollten wir eine Pause machen.“
Qhuinn
hob seinen Kopf und sah ihn mit seinen verschieden farbigen Augen an.
„Was? Blay, ich kann kämpfen!“
„Das
weiß ich doch. Ich will nur nicht, dass du dich so fertig
machst. Ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen. Du weißt
doch, wo das endet und wo uns das hinführt. Wir könnten uns
eine Weile nur auf das Training konzentrieren.“
„Du
weißt, ich hasse es, wenn ich schwach bin.“
Blay
legte eine Hand unter sein Kinn und hob den Kopf so, dass Qhuinn ihn
wieder ansehen musste. „Du bist nicht schwach. Ich würde nie
denken, dass du schwach bist.“ sagte er ernst. „Und, ich würde
es ja gar nicht mal so schlecht finden, wenn wir etwas mehr von der
Nacht für uns hätten.“ grinste er.
Es
dauerte einen Moment bis die letzten Worten Qhuinn ebenfalls zum
Grinsen brachten. „Du hast dir das genau überlegt, hm? Und
weißt genau, was du sagen musst, damit ich nachgebe.“ sagte
er kopfschüttelnd.
„Und
dafür liebst du mich!“
„Hmmm...
auch, ja.“ murmelte Qhuinn. „Blay, ich brauche dich jetzt. Lass
mich in dir sein, bitte.“
Blay
presste seine Lippen auf Qhuinns und rollte sich dann auf den Bauch,
hob sein Becken an und rieb sich an Qhuinn. „Dann... lass mich
nicht darauf warten.“
Stöhnend
ließ Qhuinn sich auf seinen Hellren sinken, vergrub sich in
diesem, verlor sich in diesem Moment und vergass alles andere. Nur
noch die Lust, die es ihm bereitete, die Wärme die es ihm gab,
zählte. Er zog Blay ein wenig hoch und versenkte seine Fänge
in dessen Hals, wollte jetzt auch auf diese Weise mit ihm verbunden
sein und ließ sich von der Lust einfach tragen.
„Wie
geht es dir? War Brahve... gut zu dir?“ war es schließlich
Rhages Frage, die das Schweigen brach.
„Ja.
Er... er hat mir geholfen. Er hat mir sein Blut gegeben.“ sagte
Kristin leise und errötete leicht, wenn sie daran dachte, was er
ihr sonst noch gegeben hatte. Das konnte sie wohl kaum ihrem Vater
gegenüber so aussprechen, wo sie sich ohnehin schon nicht so
sicher war, wie Rhage dazu stand, dass es Brahve war, der ihr durch
die Transition geholfen hatte.
Rhage
schwieg einen Moment lang. Brahve hatte mit Sicherheit nicht alles
richtig gemacht. Aber er stammte von einer der besten und reinsten
Blutlinie ab, die es gab und sein Blut war vermutlich sehr stark.
Außerdem war er, trotz allen Differenzen, ihr Thronfolger. Und
er hatte gerade sein Leben riskiert um einen ihrer Brüder zu
retten. Als konnte er kaum etwas schlechtes über ihn sagen. Zu
mal seine Tochter sich zu einer prächtigen Vampirin entwickelt
hatte und das hatte er Brahve zu verdanken.
„Ich
bin froh, dass er bei dir war.“ sagte er deswegen auch ehrlich.
Vishous
räusperte sich leicht. Er stand in der Tür des
Krankenzimmers und hatte einen Moment gewartet bis er sich bemerkbar
machte, wollte die Szene zwischen Rhage, Mary und Kristin nicht
wirklich stören. Dafür wusste er zu sehr, wie sehr Rhage
darunter gelitten hatte, dass seine Tochter weggelaufen war und er
nicht wusste, wo sie war, wann er sie wiedersehen würde, wie es
ihr ging.
„Wie
geht es Brahve?“ fragte Rhage, als er sich zu Vishous umdrehte und
Kristin klammerte sich an ihrer Mutter fest, als sie auf die Antwort
wartete.
„Jane
konnte die Kugel entfernen. Millimeter weiter und sie hätte
nichts mehr tun können. Er... braucht Blut.“ antwortete
Vishous ruhig und sachlich.
„Ich
rufe eine Auserwählte. Sie sollen Ravena schicken, von der hat
er sich bisher auch immer genährt und...“
„Ich
kann ihm Blut geben.“ unterbrach Kristin ihren Vater, konnte sich
nicht dagegen wehren, dass sie nicht wollte, dass Brahve von jemand
anderem Blut bekam.
„Aber
Schatz, das ist schon okay. Die Auserwählten sind dazu
ausgebildet und ihr Blut ist sehr rein. Du musst das nicht tun!“
gab Rhage zu bedenken.
Kristin
schüttelte den Kopf. „Dad, ich will das aber für ihn tun.
Er hat mir sein Blut gegeben und mich damit gerettet. Jetzt will ich
das gleiche auch für ihn tun. Außerdem bin ich hier, ich
kann es ihm sofort geben. Wir müssen nicht erst auf die
Auserwähte warten.“
„Hollywood,
ich sags ja nur ungerne, aber deine Kleine hat recht. Um so schneller
er das Blut bekommt, um so besser für Brahve.“ meldete sich
Vishous wieder zu Wort.
Rhage
sah zu seiner Frau. In seinem Blick stand deutlich die Sorge um
Kristin, gerade jetzt, wo sie gerade erst wieder zurück war.
Mary nickte leicht. Sie wollte auf keinen Fall, dass Kristin
vielleicht noch mal wieder weg rannte und dass es ihrer Tochter sehr
wichtig war, konnte sie ihr ansehen.
„Okay,
dann machen wir das so. Aber ich will dabei sein. Einfach nur um zu
sehen, dass alles glatt läuft.“ bestand Rhage darauf.
„Das
lässt sich machen. Dann lasst uns los legen.“ Vishous drehte
sich um und betrat schon mal das Krankenzimmer.
Während
Rhage am Kopfende des Bettes Stellung bezog um alles genau im Auge
halten zu können, stellte Mary sich neben Beth, die ihren Sohn
nicht einen Moment lang alleine lassen wollte.
„Er
wird es schaffen, Beth.“ sagte sie leise.
Beth
hob ihren Kopf und ihre Augen blitzten wütend auf. „Wenn ihr
vielleicht mal mit eurer Tochter geredet hättet, ihr vielleicht
mal die Wahrheit gesagt hättet, dann wäre das alles nie
passiert. Dann wäre Brahve hier geblieben und es würde ihm
gut gehen!“ antwortete sie böse.
Erschrocken
wich Mary einen Schritt zurück. Mit so einer Reaktion von Beth
hatte sie nicht wirklich gerechnet. „Du weißt, dass das nicht
wahr ist.“ murmelte sie.
„Mein
Sohn liegt im Sterben, weil er unbedingt zu deiner Tochter wollte.
Also solltest du vielleicht lieber gehen.“
Jane
trat zu den beiden Frauen und sah sie ernst an. „Ich glaube nicht,
dass das der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt dafür um zu
streiten. Wir wissen auch alle, dass Beth das nicht so meint, was sie
gesagt hat.“ Bevor Beth darauf etwas erwidern konnte, sprach Jane
auch schon weiter. „Und außerdem denke ich, dass eure Kinder
die Entscheidung sowieso bereits getroffen haben.“ sagte sie und
deutete zum Bett.
Sowohl
Mary als auch Beth wurden nun ruhig, als sie die beiden beobachteten.
Zunächst
war Kristin unsicher gewesen, was sie tun sollte. Ihre vampirische
Seite war noch so neu, dass sie noch nicht so recht damit umzugehen
wusste. Was sie jedoch wusste war, dass sie Brahve unbedingt helfen
wollte. Dass er sie brauchte.
Und
so war ihr die Entschlossenheit doch anzusehen, als sie ihr
Handgelenk an ihre Lippen hob und ihre Fänge durch ihre Haut
bohrte. Nur kurz spürte sie Schmerz, der aber gleich wieder
verflog. Sie hielt ihre Hand an Brahves Lippen, hoffte, dass er noch
so viel Kraft in sich hatte, dass seine Instinkte die Führung
übernehmen würden und er von ihr trinken würde.
Die
nächste Minute war die längste ihres Lebens. Und als sie
dann ein ganz leichtes Saugen spüren konnte, nachdem sie die
Wunde an ihrem Handgelenk noch etwas mehr gegen Brahves Lippen
gepresst hatte, hätte sie am liebsten Tränen der
Erleichterung vergossen.
Sie
spürte die Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter, die sie auf den
Stuhl neben dem Bett drückte, damit es für sie bequemer
war, Brahve zu nähren.
Ihre
freie Hand glitt in seine langen Haare, durch die sie ihm zärtlich
streichelte. „Ich bin bei dir, Brahve. Trink weiter. Nimm dir, was
du brauchst.“ flüsterte sie leise und als Brahve fertig mit
trinken zu sein schien, ließ sie ihren Kopf neben Brahves auf
das Bett sinken, schloß ihre Augen und schlang einen Arm um
ihn. „Ich bin hier.“ wiederholte sie wieder.
Nur
wenig drang durch die Dunkelheit hindurch zu Brahve durch. Schmerzen
verspürte er keine. Nur eine seltsame innere Ruhe. Er konnte den
kostbarsten, wunderbarsten Geschmack auf seinen Lippen spüren,
den er je in seinem Leben hatte kosten dürfen. Und er konnte
spüren, wie er damit das Leben aufnahm. Er wollte mehr davon,
wollte, dass diese Quelle niemals versiegelt werden würde. Und
er konnte ihre Stimme hören, wusste, dass er nicht alleine war
und sein Körper beruhigte sich.
Langsam
öffnete er seine Augen, konnte sich zwar kaum bewegen, aber
schon eine Hand in Kristins Haare. Er konnte kaum glauben, dass sie
ihm dieses kostbarste aller Geschenke gemacht hatte, dass sie ihm von
ihrem Blut gegeben hatte. Gleichzeitig jedoch nahm er an, dass sie es
getan hatte, weil er ihr mit seinem Blut das Leben gerettet hatte und
sie ihm deswegen nun mit ihrem ebenfalls das Leben retten wollte.
Rein medizinische Gründe. Dennoch änderte es nichts daran,
dass er sich ihr gegenüber nun noch mehr verbunden fühlte.
Jetzt, wo es ihr Blut war, das durch seine Venen strömte und
seinem Körper Kraft zurück gab.
„Brahve.“
hörte er seine Mutter sagen, als diese bemerkt hatte, dass er
wach war. Brahve und Kristin zusammen zu sehen, hatte wirklich
gereicht um ihre Vorwürfe Mary gegenüber verstummen zu
lassen und sie wusste, dass sie sich später für diese
entschuldigen würden müsste. Jetzt jedoch trat sie an das
Bett ihres Sohnes, beugte sich zu ihm und küsste ihm auf die
Stirn. „Wie fühlst du dich?“
„Wie...
geht... es... Blay?“ fragte er stockend, sich wohl darüber
bewusst, was passiert war, bevor ihn der Schuss getroffen hatte.
„Blay
geht es gut. Es geht allen anderen, die dabei waren gut, mein Baby.“
antwortete Beth und schluckte schwer, berührt, dass ihr Sohn
sich mehr Sorgen um die anderen machte als um sich selber.
Es
beruhigte Brahve ein wenig zu hören, dass niemand sonst zu
schaden gekommen war und er ließ es zu, dass ihn dieser
angenehme Nebel wieder einnahm. Auf seinen Lippen und auf seiner
Zunge spürte er noch immer diesen wundervollen Geschmack ihres
Blutes. Süßlich, weiblich und doch so stark. In jeder
Faser seines Körpers konnte er es spüren, konnte er sie
spüren und musste lächeln obwohl er kurz vor der Schwelle
zur Bewusstlosigkeit stand. Ein leichter Geruch nach dunklen Gewürzen
breitete sich im Zimmer aus.
Rhage
wurde ein wenig blass. Zu gut wusste er, was das für ein Geruch
war und was dieser bedeutete. Er sah zu seiner unschuldigen Tochter,
die an Brahve gekuschelt auf dem Bett lag. Es würde vermutlich
noch einen Moment dauern, bis er sich an diesen Gedanken gewöhnt
hatte, aber er hatte das Gefühl, dass sein Mädchen an
Brahves Seite glücklich war. Vielleicht sollte es so sein.
Vielleicht waren die beiden füreinander bestimmt. Brahve
jedenfalls schien sich bereits entschieden zu haben. Ob nun bewusst
oder unbewusst.
Vishous
grinste ihn Rhages Richtung. Natürlich wusste auch er, was hier
vor ging. „Das ist ein harter Schlag, Hollywood, hm?“
„Halt
die Klappe, V.“ zischte er nur.
„Wir
sollten sie jetzt alle alleine lassen. Brahve braucht Ruhe. Kristin
kann bleiben. Alleine schon falls er noch mal Blut brauchen sollte.“
mischte Jane sich ein. „Außerdem scheint er ihre Nähe zu
brauchen. Natürlich kannst du später wieder zu ihm, Beth.
Jederzeit. Wrath auch.“ versicherte sie.
Kristin
war müde. Die Stimmen um sie herum nahm sie kaum war. Nur, dass
sie bei Brahve bleiben durfte. Ohnehin wäre sie hier nicht
weggegangen. Brahves Mutter beugte sich noch mal zu ihm und küsste
ihm sanft auf die Wange, sagte, dass sie später wieder da sein
würde.
So
recht hatte sie noch nicht verarbeitet, was alles in den letzten
Stunden passiert war. Dass sie wieder zu Hause war. Bei ihren Eltern.
Dass ihre Eltern sie umarmt hatten. Natürlich war noch nicht
alles zwischen ihnen geklärt, aber es beruhigte sie zu wissen,
dass sie noch immer ihre Tochter war, dass sie hier noch immer ein zu
Hause hatte.
Und
Brahve... Brahve schlief ruhig neben ihr. Ihr Blut hatte ihm
geholfen. Etwas anderes hätte sie auch nicht zu gelassen. Und
niemals hätte sie es ertragen, wenn man ihn ihr weg genommen
hätte. Ein Teil in ihr wäre mit ihm gegangen.
Das
war ihr letzter Gedanke, bevor ihr Körper sich den dringend
gebrauchten Schlaf holte.
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