Mittwoch, 30. Mai 2012

Chapter 32


Brahve war in einen angenehmen, heilsamen Schlaf gefallen, kurz nachdem er von Kristin getrunken hatte. Er wurde er erst wieder wach, als er wahrnahm, dass sie nicht mehr alleine im Zimmer waren. Seine Sinne waren hellwach, immer bereit, Kristin zu verteidigen.
Hallo Brahve.“
Brahve schluckte. Er wusste nicht, was er von seinem Vater erwarten sollte. Immerhin waren sie im Streit auseinander gegangen. Er hatte ihm gesagt, dass er auf den Thron verzichten würde. Und jetzt war er wieder hier... Und das, wo er vermutlich nachdem er so gegangen war, kein Recht mehr dazu hatte.
Ich gehe, wenn es sein muss. Aber lasst Kristin hier bleiben.“ murmelte er und setzte sich schon halb auf um seine Sachen zu suchen.
Eine Hand auf seine Schulter hielt ihn auf. „Was tust du? Natürlich musst du nicht gehen. Erst recht nicht, so lange du noch nicht wirklich wieder fit bist.“ sagte Wrath ernst.
Das geht schon. Ich komme schon zurecht.“ murmelte Brahve leise.
Ich will aber gar nicht, dass zu gehst. Niemand hat gesagt, dass du nicht hier bleiben sollst oder darfst.“
Brahve sah seinen Vater ein wenig überrascht an, nickte dann aber schwach, war eigentlich doch froh darüber, dass er nicht von hier weg musste. Er wollte, dass Kristin hier bleiben konnte und von ihr weg zu gehen, wäre mehr als schwer für ihn.
Kristin, die zu vor ein wenig vor sich hin gedöst hatte, setzte sich jetzt ebenfalls auf, sah zwischen Vater und Sohn hin und her. „Ich... gehe mal nach oben. Ich komme später wieder, okay?“ sagte sie, hatte das Gefühl, dass die Beiden ein wenig Zeit alleine brauchten, um sich zu unterhalten.
Nur sehr ungerne ließ Brahve sie los, aber er wusste, dass er wohl wirklich mit seinem Vater alleine sprechen sollte. „Bis... später.“ sagte er leise.

Wrath wartete bis Kristin weg war. Er wollte noch nichts davon sagen, dass Brahve in die Bruderschaft aufgenommen werden sollte. Damit wollte er wirklich warten, bis er fit genug für die Zeremonie war. Aber er wusste, dass es an der Zeit war, sich endlich mit seinem Sohn auszusprechen. „Ich hatte Angst dich zu verlieren.“ sprach er etwas aus, was er nicht mehr länger zurück halten konnte.
Brahves Augen weiteten sich. Das letzte Mal, dass er seinen Vater in so einem Tonfall mit ihm hatte sprechen hören, war so lange her, dass er sich kaum daran erinnern konnte, aber er vermutete, dass er da noch ein Kind gewesen war. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht so viel Ärger machen.“ sagte er leise.
Nein... du hast keinen Grund dich zu entschuldigen. Ich dagegen schon. Ich war viel zu hart zu dir. Sicher, ich habe immer nur das Beste für dich gewollt, aber ich hab dir zu wenig gezeigt, dass du einfach nur mein Sohn bist. Und du hast dich wirklich wie ein Mann von Wert verhalten. Ich bin so stolz auf dich, Brahve. Und ich will, dass du wieder hier bei uns lebst. Bitte. Deine Mutter vermisst dich. Und ich...“ Wrath schluckte schwer. Selten war er so emotional wie jetzt gerade und er fand es schlimm genug, was alles hatte passieren müssen, dass er zu dieser Einsicht gekommen war. „... ich vermisse dich auch.“
Wieder war Brahve wirklich überrascht. Es berührte ihn wirklich, was sein Vater sagte und er war sich zu vor nicht bewusst gewesen, wie wichtig es für ihn war, so etwas von ihm zu hören. Einmal nicht kritisiert zu werden. Gelobt zu werden... das Gefühl zu haben, geliebt zu werden.
Wrath war sich nicht sicher, wie er Brahves Schweigen deuten sollte und er spürte deutlich, wie ihm die Angst den Nacken hochkroch, dass er es mit seinem Sohn vielleicht wirklich schon zu sehr vermasselt hatte. „Brahve... ich könnte verstehen, wenn du das jetzt alles nicht mehr wissen willst, aber ich... ich meine das ernst. Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Und das hier... das hier ist von Vater zu Sohn, nicht von König zu Prinz, verstehst du?“
Dad...“ murmelte Brahve. „Ich... mir tut es auch leid. Ich weiß, dass es falsch von mir war, wie ich mich verhalten habe. Dass ich das Training nicht ernst genommen habe. Ich wollte auch nicht sehen, warum du das für so wichtig gehalten hast. Es ist mir erst bewusst geworden, als ich Kristin fast verloren hätte. Ich... hab heimlich angefangen zu trainieren. Payne, Qhuinn und Blay haben mir dabei geholfen. Aber sei ihnen nicht böse, ich bin froh, dass sie es getan haben. Ich habe viel von ihnen gelernt.“ sagte er. „Als ich gegangen bin... ich weiß, dass ich da hart war, aber da ging es in dem Fall nur um Kristin. Ich wollte nie ganz von hier weg. Ich wollte nur, dass ihr akzeptiert, dass ich Kristin helfen werde und dass du endlich verstehst, dass ich mich nicht als Prinz sehe.“
Wrath schmunzelte leicht. „Ich übersehe manchmal, wie ähnlich du mir bist.“ sagte er leise. „Ich habe mich auch nie als Prinz oder als König gesehen. Es hat lange genug gedauert bis ich in diese Rolle gefunden habe. Also sollte ich wohl akzeptieren, dass du das auch nicht kannst. Jedenfalls noch nicht. Du bist immerhin noch jung.“ Er lächelte leicht. „Was Kristin angeht... ich bin sehr zufrieden mit deiner Wahl, mein Sohn.“
Es tat so gut zu hören, dass sein Vater es endlich akzeptierte. Dass er ihn nicht mehr in diese Rolle zwingen wollte, die er nicht haben wollte. „Danke, Dad.“ sagte er sehr leise, seufzte dann aber. „Und Kristin... ich... ich weiß nicht, ob das eine so gute Wahl ist.“
Doch, das ist sie. Und dass du deine Wahl bereits getroffen hast, ist nicht zu übersehen.“
Aber sie... sie hat doch nicht mich gewählt.“ murmelte Brahve.
Da wäre ich mir nicht so sicher.“ grinste Wrath und genoss dieses Gespräch, diesen Moment mehr als alles andere und als Brahve sich aufsetze und ihn in eine etwas unsichere Umarmung zog, schlug sein Herz wahnsinnig schnell vor Stolz und Liebe.
Ich bin stolz auf euch beide.“ Beide Männer schreckten auseinander als sie eine Stimme von der Tür her hörten.
Wie lange stehst du schon da, Lielan?“ fragte Wrath leise.
Beth lächelte, ihre Augen leicht feucht. „Lange genug um stolz auf euch beide zu sein.“ antwortete sie und lief dann zu ihrer Familie, legte einen Arm um ihren Hellren und küsste ihrem Sohn auf die Stirn.


Als Kristin ihr Zimmer betrat, hatte sie einerseits das Gefühl, nie wirklich weg gewesen zu sein, aber auf der anderen Seite kam es ihr so vor als wäre es Jahre her, eher so wie in ihrem alten Leben. Gewissermaßen war das sogar auch wirklich so. Sie war jetzt eine Vampirin. Unglaubwürdig fuhr sie sich über ihre spitzen Zähne und lächelte leicht. Endlich brauchte sie keine Angst mehr haben, dass es vielleicht stimmte, was alle sagten. Dass sie sich nie wandeln würde...
Kristin? Können wir rein kommen, Schatz?“
Sie drehte sich um und sah ihren Vater in der Tür stehen. Da er von wir sprach, nahm sie an, dass ihre Mutter auch da war und das wiederum bedeutete, dass sie noch einmal mit ihr über alles sprechen wollten. Sie zögerte kaum, sondern nickte gleich. „Ja, kommt rein.“
Als Mary an Rhage vorbei trat, erstarrte Kristin ein wenig. Ihre Mutter wirkte ungewöhnlich schwach und traurig. Dabei war sie für sie immer die stärkste Frau gewesen, die sie kannte. Und ihr wurde bewusst, dass sie immer so wie Mary hatte sein wollen, immer wie die Frau, die die einzige Mutter war, die sie je gekannt hatte, die sie je kennen würde. Und... das war auch noch immer so. Würde immer so sein. Sie schluckte schwer, versuchte nicht, die Tränen weg zu wischen, die ihr nun über die Wangen liefen und sie ging zu ihrer Mutter, schlang ihre Arme um sie. „Mom.“ flüsterte sie.
Rhage lehnte sich gegen den Türrahmen und hatte das Gefühl, dass ihm gerade ganze Felsen vom Herzen fielen, als er die beiden wichtigsten Frauen seines Lebens vor sich sah, in einer innigen Umarmung miteinander vereint.
Kristin. Mein Baby.“ flüsterte Mary und streichelte ihre Tochter über den Rücken, hielt sich an ihr fest. „Es tut mir so leid.“
Ein wenig löste sich Kristin aus der Umarmung und schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein... es ist nicht deine Schuld. Aber ich will, dass ihr mir jetzt alles erzählt.“ bat sie sie und sah über Marys Schulter hinweg auch zu Rhage. Der trat nun richtig ins Zimmer, legte Mary eine Hand auf die Schulter und nickte, führte die beiden Frauen zum Bett, damit sie sich setzen konnten.

Bevor wir dir alles erzählen, will ich dir nur eins sagen... Du warst immer die Tochter, die wir uns gewünscht haben und wirst es auch immer sein.“ sagte Rhage leise und griff nach Marys Hand, bevor er weiter sprach. „Ich glaube, wir waren alle geschockt, als du in unser Leben getreten bist. Brahve und Nalla haben dich beim spielen im Schnee gefunden, mit einer Nachricht an mich gerichtet. Von deiner Mutter, deiner leiblichen Mutter. Ihr Name war Karen. Ich kannte sie kaum, sie war lediglich eine Bekanntschaft in einem Club. Bevor ich Mary kannte, hatte ich... na ja, viele Frauen.“ Er verzog sein Gesicht und war froh darüber, dass Mary seine Hand drückte. Vor seiner Tochter darüber zu sprechen, wie er vorher gewesen war, fiel ihm alles andere als leicht. Er schämte sich dafür, das zu geben zu müssen. „Ich bin nicht stolz auf das alles, auch wenn ich sagen muss, dass mir das alles... dich... geschenkt hat. Wir wusste nicht, wie du zum Anwesen gekommen bist, wo deine Mutter war. Auf der Nachricht stand, dass sie krank ist und dich nicht mehr behalten kann, dass ich dich von nun an bei mir behalten soll. Vishous hat einige Nachforschungen gemacht und dabei kam dann raus, dass sie... tatsächlich kurz danach gestorben ist. Sie wusste, dass sie stirbt und dachte, es wäre das Beste für dich, dich zu deinem Vater, zu mir, zu bringen.“ erklärte Rhage und sah dabei immer wieder dieses kleine hilflose Mädchen vor sich. Er machte eine Pause, wollte, dass Kristin die Gelegenheit hatte, das bisher gehörte ein wenig zu verarbeiten.
Brahve hatte sie gefunden? Wenn Brahve sie nicht gefunden hätte, dann wäre sie niemals hier... Irgendwie fand Kristin das ziemlich bemerkenswert, dass es ausgerechnet er gefunden hatte. Auch wenn sie damals kleine Kinder gewesen waren, aber es hatte schon von Anfang an eine Verbindung zwischen ihnen gegeben, die sich kaum erklären ließ. Sie konnte Rhage keinen Vorwurf machen, dass er vor Mary andere Frauen gehabt hatte. Sie wusste, wie sehr er Mary liebte, hatte ihre Eltern immer um diese tiefe Liebe zueinander beneidet. Und was geschehen war, bevor sie sich kannten, war nun mal Vergangenheit.
An der Stelle übernahm nun Mary das Reden, hatte das Gefühl, dass es wichtig war, dass sie auch ihre Seite des Ganzen zu erzählen. „Ich... kann keine Kinder bekommen. Konnte es nie. Du weißt, dass ich früher sehr krank war. Das hat dazu geführt, dass ich keine Kinder bekommen kann. Und das, wo dein Vater und ich... wir uns immer Kinder gewünscht haben. Es war nicht leicht zu wissen, dass ich ihm diesen Wunsch nie erfüllen kann. Und es war auch ganz sicher nicht leicht zu wissen, dass eine andere Frau das stattdessen getan hat. Aber... ich weiß, dass das nichts mit uns zu tun hatte, was davor passiert ist. Und erst recht nichts mit dir. Wie konnte ich einem so kleinen Mädchen einen Vorwurf daraus machen? Und... du bist ein Teil von ihm. Es war für mich klar, dass du... dann auch ein Teil von mir sein wirst und ich habe in dir immer meine Tochter gesehen, nur dass ich nun mal leider nicht die Frau war, die dich zur Welt gebracht hat.“ Marys Stimme brach leicht und sie war froh, Rhage direkt neben sich spüren zu können, der ihr die nötige Kraft gab weiter zu sprechen. „Wenn es etwas gibt, das wir falsch gemacht haben, dann dass wir nicht früher mit dir gesprochen haben. Dein Dad und ich, wir haben immer gedacht, dass wir das tun um dich zu schützen, aber wir hätten es dir selber sagen sollen, dir alles erklären sollen, als du alt genug warst um es zu verstehen. Ich kann verstehen, dass du dich belogen fühlst, aber... alles, was nicht stimmt, war dass ich dich nicht zur Welt gebracht habe. Alles andere war immer echt. Du bist meine Tochter, Kristin.“
Rhage küsste Mary sanft im Nacken, konnte spüren wie aufgewühlt seine Shellan war und er sah seine Tochter abwartend, fast bittend an.
Ich... ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht dazu gehörte. Nicht hier her. Und... als ich davon erfahren habe, dachte ich, dass ich jetzt auch weiß wieso und dass ich dann auch wirklich gehen sollte. Aber, ich denke, ich habe das falsch eingeschätzt. Die Einzigen, bei denen ich mich immer dazu gehörig gefühlt habe, wart ihr beide. Ihr... ihr seid meine Familie. Die einzige Familie, die ich je hatte und ich liebe euch. Ich... will... nicht mehr weg von hier.“ murmelte Kristin überwältigt und fiel ihren Eltern um den Hals.
Es tut mir leid, dass du so fühlst. Ist das denn besser geworden?“ fragte Rhage.
Ja, ein bißchen. Und ich denke, das liegt daran, dass ich mich gewandelt hatte. Ich hatte solche Angst, dass ich das nie tun würde.“
Rhage lächelte seine Tochter stolz an. „Du bist so eine wundervolle Vampirin.“
Und ich nehme an, es liegt auch ein bißchen was an einem jungen Vampir?“ fragte Mary lächelnd.
Kristin errötete sofort. „Ich... ich weiß nicht. Vielleicht. Mom, kann ich mal mit dir alleine reden?“
Wirklich begeistert wirkte Rhage nicht, dass er nun gehen sollte, aber er wusste, dass es für Mary sehr wichtig war jetzt Zeit mit Kristin zu verbringen, die Bindung zu ihrer Tochter wieder zu festigen. Und vermutlich gab es Themen über die sie lieber mit ihrer Mutter als mit ihrem Vater sprechen würde. Er küsste Mary sanft, strich seiner Tochter zärtlich durch die Haare und verließ dann das Zimmer.

Worüber willst du denn mit mir sprechen?“ fragte Mary.
Ich... na ja... es ist wegen Brahve. Ich... mag ihn. Irgendwie. Aber ich weiß nicht, wie er zu mir steht. Ich meine, ja er hat mir geholfen und er hat mich von seinem Blut trinken lassen, aber das hat er ja nur getan, weil er es tun musste.“ murmelte Kristin, wirkte dabei deutlich verwirrt und niedergeschlagen. „Ich hab ihn gesehen, Mom. Und es gibt nichts, was ich ihm bieten könnte.“ platzte es aus ihr hervor.
Mary wollte gerade ansetzen, ihrer Tochter zu widersprechen, ihr zu sagen, dass sie nicht glaubte, dass Brahve das nur getan hatte, weil er gemusst hatte, aber die letzten Worte machten sie stutzig. „Wie meinst du das, du hast ihn gesehen? Und dass du ihm nichts bieten kannst? Warum denkst du das von dir?“
Ich hab ihn gesehen. Beim... Sex. Er ist... brutal. Hart. Und ich... ich kann ihm doch so was nicht bieten.“
Mary seufzte leise. „Das musst du ihm auch nicht bieten. Ich denke, dass Brahve wirklich was an dir liegt und wenn das so ist, dann wirst du nichts tun müssen, was du nicht willst.“
Aber ich habe doch keine Ahnung von so was.“
„Schatz, das ist doch nicht schlimm. Ich bin mir sicher, dass er das weiß und versteht.“
Ich möchte aber alles für ihn sein. Alles, was er will. So... so wie bei Dad und dir.“ sagte Kristin traurig.
Ich glaube, das bist du. Du bist alles für ihn, mein Schatz.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen