Donnerstag, 24. Februar 2011

Chapter 14

Nur konnte er jetzt nicht einfach wieder zurück. Das warme Bild von ihm und Kristin vor dem Kamin verschwand vor seinen inneren Augen und wurde durch die kalte, harte Realität ersetzt. Er rannte alleine durch die kalte Nacht, trieb seinen Körper zu Höchstleistungen an, bis jegliches Denken aussetze und er nichts weiter spülte als die Kälte, seinen vom Rennen erschöpften Körper und seine angespannten Muskeln. Im großen und ganzen war es alles so wie immer, nur dass er jetzt das Gefühl hatte, man hatte ihm kurz unter die Nase gerieben, wie es sein könnte, nur um es ihm dann wieder brutal zu entreissen.

Kristin hob ihren Kopf, als es an ihrer Zimmertür klopfte. Sie wusste bereits bevor jemand etwas sagte, dass es ihre Eltern waren, die vor der Tür standen.
„Kristin? Geht es dir gut?“ hörte sie ihre Mutter von draußen fragen.
„Ja, Mom, ist schon gut. Ich will jetzt einfach nur schlafen.“ antwortete sie.
Sie hatte sich bereits umgezogen, hatte das Kleid und die Stulpen, die sie getragen hatte, auf den Stuhl vor dem kleinen Tisch und dem Spiegel gelegt. Jetzt erschien es ihr so, als hätte dieses Outfit ohnehin nie zu ihr gepasst, als würde es jetzt dort liegen und sie verspotten, weil sie so dumm gewesen war und gedacht hatte, dieser Abend könnte doch ein schönes Ende haben, ein glücklicheres Ende für sie als dieses hier.
„Baby, wenn irgendwas ist... wenn du reden willst, wir sind hier.“ ertönte nun auch Rhages Stimme vom Flur aus.
„Ich weiß. Danke, Dad. Ist schon gut. Ich will wirklich einfach nur schlafen. Wir sehen uns morgen.“ antwortete sie.
Zwar tat es gut zu wissen, dass ihre Eltern sich um sie sorgten, aber sie wollte jetzt wirklich lieber einfach alleine sein und sich mit ihren Tränen in ihr Bett zurück ziehen. Wenn ihre Eltern wussten, dass sie weinte, würden sie sich erst recht um sie sorgen und das wollte sie nicht.
Es dauerte einen Moment, in dem ihre Eltern wohl noch immer vor ihrer Tür warteten, ob sie noch irgendetwas sagen würde, etwas brauchen würde, bis sie hören konnte, dass sie sich von ihrer Tür entfernten. Sie atmete schon fast erleichtert auf und vergrub dann ihren Kopf in ihren Kissen, erstickte ihr leises Schluchzen in diesen.

„Wrath? Musste das wirklich sein?“
Beth betrat ihr gemeinsames Schlafzimmer und sah ihren Hellren mit einem ernsten Gesichtsausdruck an, von dem Wrath nach der langen Zeit, in der sie nun bereits verheiratet waren, wusste, dass er nichts Gutes zu bedeuten hatte. Er konnte diesen zwar nicht sehen, wusste aber genau, was es für ein Gesichtsausdruck war.
„Lielan, du weißt doch, dass ich nur das Beste für ihn will. Und dass ich das nicht wirklich dulden kann. Brahve wird sonst nie einsehen, dass er so nicht weiter machen kann.“ antwortete Wrath und schlang einen Arm um die Hüften seiner Shellan.
Leicht schob sie ihn von sich. „Oh nein, jetzt komm mir nicht so. So leicht werde ich es dir diesmal nicht machen.“ sagte sie streng. „Ich weiß, dass du das so siehst. Und du weißt auch, dass ich mir doch auch Sorgen darüber mache, weil Brahve das alles nicht ernst nimmt, dass er nie zum Training erscheint. Aber ehrlich gesagt, war ich ganz froh darüber, ihn überhaupt mal hier zu sehen, verstehst du? Vielleicht wollte er sich uns ja auch einfach nur mal annähern und dann stößt du ihn gleich wieder weg. Außerdem war es doch Kristins Geburtstag und wir alle hier wollten für sie eine schöne Feier.“ sagte Beth.
Wrath seufzte. Seit Brahve auf dieser Welt war, verging kein Tag an dem er nicht versuchte, seinen Sohn zu einem König zu erziehen. Er hatte wirklich alles versucht, aber um so mehr er es versucht hatte, um so mehr war ihm sein Sohn entglitten. Jetzt war die Kluft zwischen ihnen bereits so groß, dass sie offenbar nicht mal mehr in einem Raum miteinander sein konnten ohne miteinander zu streiten und das obwohl es nur eine ganz normale Familienfeier gewesen war auf der es eigentlich normal hätte sein müssen, dass Brahve ebenfalls anwesend war. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, dann hatte er Angst, dass diese Kluft bereits zu groß geworden war um diese überhaupt je wieder zu überwinden.
„Es tut mir leid, Lielan.“ sagte er leise. „Und ich sollte mich wohl auch bei Rhage, Mary und Kristin entschuldigen.“
Beth seufzte leise. „Ich weiß, dass du das nur getan hast, weil du dir auch Sorgen um Brahve machst, aber vielleicht solltet ihr beide einfach versuchen, noch mal in Ruhe miteinander zu reden. Und er soll nicht das Gefühl haben, dass das hier nicht auch sein zu Hause ist, denn das wird es immer bleiben.“
Wrath beugte sich zu seiner Frau und berührte ihre Lippen mit seinen. Wie fast immer hatte sie recht. Sie war einfach die beste Königin, die man sich wünschen konnte, die beste Shellan, die er sich wünschen konnte. „Du hast recht. Ich bezweifel, dass er zur Zeit mit mir sprechen würde, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall. Tut mir leid, dass ich ihn von hier vertrieben habe. Ich hätte mich lieber auch darüber freuen sollen, dass er überhaupt hier ist.“
Beth lehnte sich seufzend an die starke Brust ihres Mannes. Sie wollte doch nichts mehr, als ihren Sohn wieder. In Momenten wie diesen wünschte sie sich, dass es alles einfacher wäre. Dass Wrath nicht der König wäre und Brahve der Prinz. Einfach nur eine glückliche, normale Familie.

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