Donnerstag, 3. Februar 2011

Chapter 9

Eine viertel Stunde später hatte Brahve Kristin noch immer nicht gefunden. Es machte ihn gefährlich wütend, dass niemand der Anwesenden hier zu wissen schien wo sie war. Immerhin war es doch ihr Geburtstag und er war der Meinung, dass man da doch wissen sollte, wo sie war. Jedoch ließ er nicht zu, dass diese Wut ihn zu sehr einnahm. Er konnte nicht zulassen, dass Wut seine Sinne benebelten.
Er nahm eine innere Unruhe wahr, fast schon eine Zerrissenheit und er wusste, dass das nicht seine eigene Unruhe war. Brahve war sich bewusst, dass diese Fähigkeiten die eines normalen Vampires überstiegen, aber er hatte bisher noch nie über diese gesprochen. Auch nicht mit einem seiner Lehrer – Phury, Zsadist und seit Neustem auch noch Payne, Qhuinn und Blay. Wenn dann tendierte er eher dazu, mit einem der letzten Beiden zu sprechen, denn diese wirkten auf ihn eher so, als würden sie ihn ein wenig verstehen, vor allem Qhuinn. Nur wusste er selber nicht mal genau, wie er seine Fähigkeiten beschreiben sollte. Manchmal spürte er eben einfach Gefühle von Anderen, so als wären es seine eigenen. Allerdings kam und ging diese Fähigkeit, er konnte sie nicht gezielt einsetzen und er verstand auch nicht, wieso er manchmal bei jemandem etwas spürte und bei anderen so überhaupt nichts.
Brahve beschloss, dieser Unruhe zu folgen, obwohl er nicht genau wusste, wer diese aussendete. Er verließ das Haupthaus, lief durch den Garten und blieb schließlich stehen. Kälte schoß durch sein Blut, als er eine Gestalt auf dem Boden sitzen sah. Er wusste sofort, dass es Kristin war und es tat ihm weh zu sehen, dass sie an ihrem Geburtstag hier draußen alleine in der Kälte auf dem Boden saß.
Langsam lief er zu ihr, wollte sie durch seine Anwesenheit nicht erschrecken. „Kristin?“ fragte er leise.
Kristin hob ihren Kopf. Kleine Schauer jagten durch ihren Körper als sie hörte, wie diese Stimme ihren Namen aussprach. Schnell rieb sie sich mit dem Handrücken über die Wangen. Ein schwacher Versuch, ihre Tränen zu verbergen, obwohl sie genau wusste, dass Brahves Sinne stärker waren als bei jedem anderen der jungen Krieger und er es somit ohnehin wissen würde, dass sie geweint hatte.
„Brahve... ich... wusste nicht, dass du da bist.“ sagte sie leise.
Für einen kurzen Moment spürte Brahve ein tiefes Schuldbewusstsein darüber, dass er zu spät erst hier war. Aber er schob es zur Seite, sagte sich, dass er dafür JETZT bei ihr sein musste, dass das das war, was wichtig war. „Es tut mir leid, dass ich etwas spät dran bin, aber ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren. Und dann wirst du mir verraten, was du alleine hier draußen machst!?“
Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als ihr bewusst wurde, dass ihr Geburtstag der Grund für seine Anwesenheit war und ihr klar wurde, dass sie sich doch nicht getäuscht hatte, als sie gesagt hatte, dass Brahve heute auf jeden Fall da sein würde. „Danke.“ sagte sie leise. „Und na ja... ich hab nicht wohl gefühlt auf der Party.“ gab sie dann nur zu.
Brahve saß so schnell neben ihr auf dem Boden, dass ihre Augen seine Bewegungen kaum wahrgenommen hatten. „Warum nicht? Ich meine, es ist doch deine Party.“
„Schon.“ Kristin starrte auf den Boden, war sich seiner Nähe nun viel zu deutlich bewusst. „Aber... ich hatte das Gefühl, dass ich da nicht hin gehöre. Ich passe nicht dazu. Ach, ich weiß auch nicht, das klingt dumm, oder?“
„Nein.“ Brahve schüttelte den Kopf. „Das Gefühl habe ich auch meistens. Deswegen vermeide ich es ja auch, bei solchen Gelegenheiten überhaupt hier zu sein.“
„Aber... du bist doch ein Krieger. Und jeder akzeptiert dich.“
„Ich finde nicht, dass ich ein Krieger bin. Ich trainiere kaum, sehe nicht wirklich einen Sinn darin. Ich hab doch überhaupt keine Ahnung, was ich mit mir anfangen will. Das einzige, was ich weiß ist, dass ich gegen allen bin, was man von mir erwartet, als Sohn des Königs. Ich erfülle nicht die Ansprüche, die an mich gestellt werden.“
Kristin seufzte leise. „Und ich weiß nicht mal, ob ich mich jemals wandeln werde. Ich bin nur ein Halbblut.“
Wieder stieg Wut in Brahve auf und nur ein anderes Gefühl, dass sich wohl am ehesten als Beschützerinstinkt erklären ließ, verhinderte, dass die Wut unkontrollierbar wurde. „So ein Unsinn. Die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, ist auch ein Halbblut. Und meine Mutter ist eine wundervolle Vampirin, eine so starke Königin und die beste Mutter, die ich mir wünschen könnte. Mach dich doch nicht selber schwächer als du bist. Du wirst dich wandeln, Kristin. Ganz sicher.“

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