Kristin sah neugierig aus dem Fenster und musste zu geben, dass sie dieses Gefühl der Freiheit genoss, einfach nur mit ihm unterwegs zu sein. Sie unterhielten sich auch nicht wirklich viel auf dem Weg in die Stadt, aber das störte sie nicht. Seine Nähe war in dem Auto so deutlich zu spüren und sie hatte sich einfach schon lange nicht mehr einfach so... normal gefühlt. So sehr sie selbst.
Auch Brahve war sich ihrer Nähe äußerst bewusst. All seine Sinne schienen darauf anzusprechen und er hatte ein wenig Mühe, das unter Kontrolle zu halten. Er war es nicht gewöhnt, dass er so intensiv auf jemanden reagierte und er wollte nichts tun, was ihr vielleicht irgendwie Angst machen würde. Zu mal er selber nicht sicher war, was das alles zu bedeuten hatte. Nur eins wusste er... er wollte, dass es immer so war, so schwer es auch war, das alles unter Kontrolle zu halten.
Der Chinese, den Brahve ansteuerte, lag in einem recht abgelegenem Teil von Caldwell, in dem in der letzten Zeit einige Restaurants neu eröffnet hatten, in der Hoffnung, diesen Teil ein wenig aufzuwerten. Bisher jedoch war es von der Bevölkerung noch nicht so recht angenommen worden, so dass die Straßen in dieser Gegend um diese Zeit relativ leer waren.
Brahve war Krieger genug, dass er spüren konnte, dass in dieser Gegend Gefahren lauerten und das obwohl er seine Fähigkeiten nie wirklich trainiert hatte. Aber er war sich sicher, dass es nicht gefährlich werden würde, wenn sie einfach zu diesem Restaurant fahren würden und dort essen würden.
Und so parkte er den Wagen schließlich ein Stück entfernt von dem Restaurant am Straßenrand, stieg aus und öffnete die Beifahrertür für Kristin.
Als sie ausstieg, lief ihr ein Schauer über den Rücken, den sie sich nicht so recht erklären konnte. Sie hatte das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden und sah sich sogar kurz etwas unsicher um. Die Straße war vollkommen leer. Kein anderes Auto, niemand sonst, der zu Fuß unterwegs war. „Brahve, ich... ich weiß nicht so recht, aber vielleicht sollten wir doch lieber wo anders hingehen?“ fragte sie und konnte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme nicht wirklich verhindern.
Brahve wollte ihr sagen, dass alles in Ordnung war, ihre Hand in seine nehmen und die paar Meter bis zum Restaurant laufen, wo sie in Sicherheit waren. Aber genau in diesem Moment wusste er, dass etwas so überhaupt nicht stimmte.
Ein süßlicher Geruch lag in der Luft, der ihm fast den Atem nahm. Und der Krieger in ihm sagte ihm, dass sie nicht alleine hier waren.
„Bleib hinter mir. Und keine Angst.“ raunte er Kristin schnell zu und schob sie hinter sich, zwischen seinen muskulösen Körper und das Auto.
Brahve war bereit sie mit seinem Leben zu verteidigen, nur war das Problem daran, dass er keine Ahnung hatte, gegen wen oder was er zu kämpfen hatte. Noch nie war ihm ein Lesser begegnet. Und er hatte nur ein einziges Messer dabei, hatte nie darauf geachtet, was man ihnen sagte, was sie an Waffen mitnehmen sollten, wenn sie aus dem Haus gingen. Abgesehen davon, dass er als Prinz eigentlich überhaupt nicht ohne Unterstützung rausgehen sollte. Und irgendetwas sagte ihm, dass er jetzt bitter bereuen würde, dass er nie trainiert hatte, dass er nie auf das gehört hatte, was man versucht hatte, ihm beizubringen.
„Brahve, was... was ist denn los?“ Kristin zitterte am ganzen Körper und versuchte, Brahve über die Schulter zu sehen um irgendetwas zu erkennen.
„Shhhht.“ hauchte er ihr zu und zog sein Messer aus seinem Stiefel, hielt es kampfbereit hoch.
Im nächsten Moment erschienen wie aus dem Nichts vier Männer mit fast weißen Haaren und der widerliche Geruch verstärkte sich augenblicklich noch mehr. Alle vier kamen direkt auf sie zu.
Noch immer versuchte Brahve, Kristin mit seinem Körper abzuschirmen, aber er rechnete sich gegen vier nicht wirklich eine Chance aus. Dennoch würde er nicht kampflos aufgeben, so viel stand fest.
Ohne Vorwarnung griff der erste der Männer an, attackierte Brahves Beine, landete einige harte Treffer an seiner Brust. Ein Zweiter versuchte, ihm das Messer aus der Hand zu schlagen.
Brahve wehrte sich mit aller Kraft, die er hatte, jedoch war diese nur grob und unkoordiniert. Er landete nicht viele Treffer, schaffte nicht lange, alle vier von sich – und vor allem von Kristin – fern zu halten. Es gelang ihm, einem seiner Gegner das Messer in den Bauch zu rammen, allerdings war er jetzt vollkommen unbewaffnet. Alles, was ihm blieb, war seine körperliche Kraft und noch immer sah er sich drei bewaffneten Gegnern gegenüber.
Als Brahve erkannte, dass die Drei beabsichtigten, ihn vom Auto und von Kristin weg zu bekommen, war es bereits zu spät. Er sah sich zwei von ihnen gegenüber, während er Kristin dem Dritten fast schutzlos ausgeliefert hatte. Verzweifelt kämpfte er mit aller Kraft um zu ihr zu gelangen, sie irgendwie zu schützen, merkte nicht mal, dass er einen Messerstich im Bein abbekam.
„Brahve!“ Kristin schrie, als einer der Männer direkt vor ihr stand, sein Messer erhoben, seine Augen völlig ausdruckslos, ohne jegliches Gefühl. Und dann spürte sie einen stechenden Schmerz. Sie schrie. Schrie so laut sie konnte, bis sie keine Kraft mehr hatte und kein Ton mehr über ihre Lippen kam. Um sie herum wurde alles schwarz und kalt.
Sonntag, 22. Mai 2011
Chapter 16
Kristins Mund öffnete sich, aber sie schaffte es nicht, etwas zu sagen. Natürlich, sie waren Freunde, seitdem sie denken konnten. Aber er hatte sie noch nie gefragt, ob sie mit ihm essen gehen würde. „Aber... aber... das geht nicht.“
„Warum nicht? Hast du nicht gerade gesagt, dass du nichts gegen meine Gesellschaft hast?“ hakte er nach.
„Ja schon, aber du bist der Prinz und ich... ein Halbblut. Und noch menschlich.“
Brahve schüttelte den Kopf. „Erstens... tue ich ohnehin nie das, was man von mir als Prinz erwartet und der Titel bedeutet mir nichts. Und zweitens, denk nie, dass du meiner nicht würdig bist. Das entscheide ich immer noch selber und es interessiert mich herzlich wenig, was irgendwer anders dazu sagt. Außerdem, wir gehen einfach nur zusammen was essen.“
Seine Worte ließen ihr Herz ungewöhnlich schnell schlagen und sie wehrte sich nicht länger gegen den Wunsch ja zu sagen. „Ja, ich würde gerne mit gehen.“ sagte sie ehrlich.
Wieder lag dieses leichte Lächeln auf seinen Lippen, an das sie sich nur zu gerne gewöhnen könnte. „Dann sehen wir uns heute Abend. Um 20Uhr. Ich verschwinde jetzt in meinem Bett. Bleib nicht zu lange wach.“ zwinkerte er ihr zu und lief dann auch schon die Treppe nach oben, während Kristin ihm noch nach sah, als er schon längst nicht mehr zu sehen war.
Am nächsten Abend stand Kristin eine gefühlte Ewigkeit vor ihrem Kleiderschrank, fragte sich, was sie anziehen sollte. Immer wieder sagte sie sich, dass sie sich gar nicht so große Gedanken machen sollte, nicht so viel Aufwand darum betreiben sollte. Sie ging nur in die Stadt. Mit einem Freund etwas essen. Einem Freund, den sie eigentlich wie ihren Bruder betrachten sollten. Mit Brahve. Und spätestens an der Stelle brach alles in sich zusammen, was sie sich zu vor wie ein Mantra immer wieder aufgesagt hatte, um sich selber etwas zu beruhigen. Mit Brahve. Das änderte alles. Sie wollte hübsch für ihn aussehen, wollte ihn wieder sagen hören, dass er sie hübsch fand. Sie brauchte das, um sich besser zu fühlen.
Im Endeffekt zog sie eine Jeans aus dem Schrank und eine helle Bluse, die ihre Figur recht stark betonte. Es waren zwar keine besonders feinen Sachen, aber sie wollte auch nichts anziehen, in dem sie sich nicht wohl fühlte, nicht mehr wie sie selber fühlen. Sie zog Stiefel mit Absätzen an und als letztes legte sie die Kette mit dem Stein um, die Brahve ihr geschenkt hatte. Die Kette, die sie von Mary bekommen hatte, trug sie ohnehin jetzt immer.
Ihre Haare bekam sie längst nicht so hin, wie Nalla es geschafft hatte, aber sie wollte sie nicht fragen, ob sie ihr dabei helfen konnte. Sie wollte ihr einfach nicht erklären müssen, warum sie sich so zurecht machte. Überhaupt hatte sie niemandem erzählt, was sie heute vor hatte. Ihre Eltern wussten lediglich, dass sie in der Stadt sein würden, nahmen an, dass sie sich mit einer der jungen Vampirinnen traf mit denen sie zur Schule gegangen war. Sie hatte sie nicht aufgeklärt, dass sie mit Brahve weggehen würde, wusste auch nicht so genau, wie sie darauf reagiert hätten. Sie wusste, dass sie damit die Regeln brach, denn für alle Kinder galt, dass sie immer sagen mussten, wo sie hingingen und mit wem. Die Brüder waren sich einfach zu sehr bewusst, dass ihr Nachwuchs zu ihren schwachen Stellen gehörte.
Kristin war das in diesem Fall egal. Es schien ihr alles wert zu sein, wenn sie denn nur mit Brahve weg gehen würde.
Einigermaßen zufrieden mit sich selber, verließ sie schließlich ihr Zimmer und wartete unten auf Brahve, hoffte, dass sie jetzt nicht noch auf jemanden treffen würde, der Fragen stellen würde. Neugier war etwas, was offenbar alle in ihrer Familie gemeinsam hatten.
Sie sah auf, als sie hörte, wie jemand die Treppe runter kam und atmete auf, als sie feststellte, dass es Brahve war. Und stellte ihm nächsten Moment fest, wie gut er heute aussah. Er trug eine lässig wirkende Jeans und dazu ein schwarzes Hemd. Seine dunklen, fast schwarzen Haare, die lang waren – wenn auch nicht ganz so lang wie die seines Vaters, fielen ihm locker auf die Schultern und Kristin konnte an nichts anderes denken, wie es sich wohl anfühlen würde, mit ihrer Hand über die Haare in seinem Nacken zu streicheln, ihre Hand in diesen Haaren zu vergraben.
Sie schluckte schwer, als sie sah, dass er lächelte, als er am Ende der Treppe angekommen war. „Bin ich zu spät?“ wollte er wissen.
„Nein, ich bin auch gerade erst angekommen.“
Brahve streckte ihr seine Hand entgegen. „Dann können wir ja los. Du siehst im Übrigen unglaublich aus.“ sagte er, seine Stimme tief und dunkel, so dass sie spürte, wie ein kleiner Schauer über ihren Körper wanderte, als er sprach.
„Danke.“ Kristin griff nach seiner Hand. Diesmal trug sie keine Stulpen. Es waren nur ihre Finger und seine Finger, die sich miteinander verschlangen und dieser kleine Körperkontakt genügte schon, dass sie glaubte, sie würde glühen.
Brahve war ebenfalls hin und weg von dieser Sensation, Haut an Haut spüren zu können und er wusste jetzt schon, dass er nicht so schnell bereit wäre, wieder auf dieses Gefühl zu verzichten.
Zusammen verließen sie das Anwesen, begegneten glücklicherweise niemandem auf dem Weg zur Garage, wo Brahve eines seiner beiden Autos ansteuerte – ein schwarzer, sportlicher BMW mit getönten Scheiben.
Er hielt ihr die Tür auf und ließ nur widerwillig ihre Hand los. „Darf ich bitten?“ grinste er breit, bevor sie einstieg, er das Auto umrundete und ebenfalls einstieg um loszufahren.
Brahve schaltete eine CD an, recht laute Rapmusik und grinste noch immer leicht, als er die Musik ein wenig leiser stellte. „Irgendeinen Wunsch, wo es hingehen soll?“ fragte er Kristin.
„Nein. Ich war schon so lange nicht mehr in der Stadt, dass ich gar nicht wirklich weiß, wo es mir da gefallen würde.“ gab sie zu.
„Okay, also worauf hast du Hunger?“
Eigentlich war es Kristin ganz egal, was sie essen gehen würden, hauptsache sie würde mit ihm zusammen dort hingehen. Dennoch dachte sie über seine Frage nach. „Wie wäre es mit Chinesisch?“
Brahve schien kurz zu überlegen, ob er einen Chinesen kannte, nickte aber dann. „Kein Problem. Chinesisch kannst du bekommen.“ sagte er und lenkte dann seinen Wagen zielsicher Richtung Stadt.
„Warum nicht? Hast du nicht gerade gesagt, dass du nichts gegen meine Gesellschaft hast?“ hakte er nach.
„Ja schon, aber du bist der Prinz und ich... ein Halbblut. Und noch menschlich.“
Brahve schüttelte den Kopf. „Erstens... tue ich ohnehin nie das, was man von mir als Prinz erwartet und der Titel bedeutet mir nichts. Und zweitens, denk nie, dass du meiner nicht würdig bist. Das entscheide ich immer noch selber und es interessiert mich herzlich wenig, was irgendwer anders dazu sagt. Außerdem, wir gehen einfach nur zusammen was essen.“
Seine Worte ließen ihr Herz ungewöhnlich schnell schlagen und sie wehrte sich nicht länger gegen den Wunsch ja zu sagen. „Ja, ich würde gerne mit gehen.“ sagte sie ehrlich.
Wieder lag dieses leichte Lächeln auf seinen Lippen, an das sie sich nur zu gerne gewöhnen könnte. „Dann sehen wir uns heute Abend. Um 20Uhr. Ich verschwinde jetzt in meinem Bett. Bleib nicht zu lange wach.“ zwinkerte er ihr zu und lief dann auch schon die Treppe nach oben, während Kristin ihm noch nach sah, als er schon längst nicht mehr zu sehen war.
Am nächsten Abend stand Kristin eine gefühlte Ewigkeit vor ihrem Kleiderschrank, fragte sich, was sie anziehen sollte. Immer wieder sagte sie sich, dass sie sich gar nicht so große Gedanken machen sollte, nicht so viel Aufwand darum betreiben sollte. Sie ging nur in die Stadt. Mit einem Freund etwas essen. Einem Freund, den sie eigentlich wie ihren Bruder betrachten sollten. Mit Brahve. Und spätestens an der Stelle brach alles in sich zusammen, was sie sich zu vor wie ein Mantra immer wieder aufgesagt hatte, um sich selber etwas zu beruhigen. Mit Brahve. Das änderte alles. Sie wollte hübsch für ihn aussehen, wollte ihn wieder sagen hören, dass er sie hübsch fand. Sie brauchte das, um sich besser zu fühlen.
Im Endeffekt zog sie eine Jeans aus dem Schrank und eine helle Bluse, die ihre Figur recht stark betonte. Es waren zwar keine besonders feinen Sachen, aber sie wollte auch nichts anziehen, in dem sie sich nicht wohl fühlte, nicht mehr wie sie selber fühlen. Sie zog Stiefel mit Absätzen an und als letztes legte sie die Kette mit dem Stein um, die Brahve ihr geschenkt hatte. Die Kette, die sie von Mary bekommen hatte, trug sie ohnehin jetzt immer.
Ihre Haare bekam sie längst nicht so hin, wie Nalla es geschafft hatte, aber sie wollte sie nicht fragen, ob sie ihr dabei helfen konnte. Sie wollte ihr einfach nicht erklären müssen, warum sie sich so zurecht machte. Überhaupt hatte sie niemandem erzählt, was sie heute vor hatte. Ihre Eltern wussten lediglich, dass sie in der Stadt sein würden, nahmen an, dass sie sich mit einer der jungen Vampirinnen traf mit denen sie zur Schule gegangen war. Sie hatte sie nicht aufgeklärt, dass sie mit Brahve weggehen würde, wusste auch nicht so genau, wie sie darauf reagiert hätten. Sie wusste, dass sie damit die Regeln brach, denn für alle Kinder galt, dass sie immer sagen mussten, wo sie hingingen und mit wem. Die Brüder waren sich einfach zu sehr bewusst, dass ihr Nachwuchs zu ihren schwachen Stellen gehörte.
Kristin war das in diesem Fall egal. Es schien ihr alles wert zu sein, wenn sie denn nur mit Brahve weg gehen würde.
Einigermaßen zufrieden mit sich selber, verließ sie schließlich ihr Zimmer und wartete unten auf Brahve, hoffte, dass sie jetzt nicht noch auf jemanden treffen würde, der Fragen stellen würde. Neugier war etwas, was offenbar alle in ihrer Familie gemeinsam hatten.
Sie sah auf, als sie hörte, wie jemand die Treppe runter kam und atmete auf, als sie feststellte, dass es Brahve war. Und stellte ihm nächsten Moment fest, wie gut er heute aussah. Er trug eine lässig wirkende Jeans und dazu ein schwarzes Hemd. Seine dunklen, fast schwarzen Haare, die lang waren – wenn auch nicht ganz so lang wie die seines Vaters, fielen ihm locker auf die Schultern und Kristin konnte an nichts anderes denken, wie es sich wohl anfühlen würde, mit ihrer Hand über die Haare in seinem Nacken zu streicheln, ihre Hand in diesen Haaren zu vergraben.
Sie schluckte schwer, als sie sah, dass er lächelte, als er am Ende der Treppe angekommen war. „Bin ich zu spät?“ wollte er wissen.
„Nein, ich bin auch gerade erst angekommen.“
Brahve streckte ihr seine Hand entgegen. „Dann können wir ja los. Du siehst im Übrigen unglaublich aus.“ sagte er, seine Stimme tief und dunkel, so dass sie spürte, wie ein kleiner Schauer über ihren Körper wanderte, als er sprach.
„Danke.“ Kristin griff nach seiner Hand. Diesmal trug sie keine Stulpen. Es waren nur ihre Finger und seine Finger, die sich miteinander verschlangen und dieser kleine Körperkontakt genügte schon, dass sie glaubte, sie würde glühen.
Brahve war ebenfalls hin und weg von dieser Sensation, Haut an Haut spüren zu können und er wusste jetzt schon, dass er nicht so schnell bereit wäre, wieder auf dieses Gefühl zu verzichten.
Zusammen verließen sie das Anwesen, begegneten glücklicherweise niemandem auf dem Weg zur Garage, wo Brahve eines seiner beiden Autos ansteuerte – ein schwarzer, sportlicher BMW mit getönten Scheiben.
Er hielt ihr die Tür auf und ließ nur widerwillig ihre Hand los. „Darf ich bitten?“ grinste er breit, bevor sie einstieg, er das Auto umrundete und ebenfalls einstieg um loszufahren.
Brahve schaltete eine CD an, recht laute Rapmusik und grinste noch immer leicht, als er die Musik ein wenig leiser stellte. „Irgendeinen Wunsch, wo es hingehen soll?“ fragte er Kristin.
„Nein. Ich war schon so lange nicht mehr in der Stadt, dass ich gar nicht wirklich weiß, wo es mir da gefallen würde.“ gab sie zu.
„Okay, also worauf hast du Hunger?“
Eigentlich war es Kristin ganz egal, was sie essen gehen würden, hauptsache sie würde mit ihm zusammen dort hingehen. Dennoch dachte sie über seine Frage nach. „Wie wäre es mit Chinesisch?“
Brahve schien kurz zu überlegen, ob er einen Chinesen kannte, nickte aber dann. „Kein Problem. Chinesisch kannst du bekommen.“ sagte er und lenkte dann seinen Wagen zielsicher Richtung Stadt.
Donnerstag, 24. Februar 2011
Chapter 15
Die kommende Woche verlief wieder ziemlich genau so, wie die Wochen zu vor auch. Fast so, als hätte es diesen einen Abend nie gegeben.
Brahve erschien weiterhin nicht zum Training, machte weiter wie zu vor, verbrachte viel Zeit mit Shoul und Jhustice, rechnete es seinen beiden Freunden hoch an, dass sie ihn nicht dazu zwangen, zu reden, wenn er keine Lust hatte. Und er hatte meistens keine Lust.
Tatsächlich hatte Blay sein Angebot wahr gemacht und hatte ihm per Email das geschickt, was er in der Lektion erklärt hatte, bei der Wrath so wütend gewesen war, dass er sie verpasst hatte. Und scheinbar hatte er auch seinem Partner Qhuinn gesagt, dass er Brahve ebenfalls per Email auf dem Laufenden halten sollte, was er in seinen Lektionen behandelte, denn auch von ihm bekam er regelmäßig Nachrichten über den Stoff, der im Training erklärt wurde. Er hatte alle Emails gelesen, wusste theoretisch über alles Bescheid, was im Training ablief, aber näher damit beschäftigt hatte er sich nicht wirklich. Wenn jemand ihn fragen würde, so würde er noch nicht mal zu geben, dass er diese Mails gelesen hatte.
Auch diese Nacht hatte er im „Dungeon“ verbracht, hatte extra bis kurz vor dem Hell werden gewartet, bis er zurück ins Anwesen kehrte, weil er wusste, dass die Chance, dass ihm dort noch jemand begegnen würde, bevor er in sein Zimmer und in sein Bett verschwand, relativ gering war. Er hoffte nur, dass seine Mutter nie herausfinden würde, wie kurz vor dem Sonnenaufgang er zurück kehrte, denn vermutlich würde er ihr damit Angst machen, mit dem Wissen, welcher Gefahr er sich mutwillig aussetzte. In diesem Fall hatte er die Gene seines Vaters geerbt, denn seine Mutter konnte als Halbblut ungeschadet in die Sonne gehen.
„Brahve.“
Er zuckte zusammen, fühlte sich ertappt, als er jemanden seinen Namen sagen hörte. Langsam drehte er sich um, stellte sich innerlich schon darauf ein, dass er sich jetzt eine Standpauke anhören durfte, weil er jetzt erst zurück kam. Stattdessen sah er sich Kristin gegenüber, deren Gesichtsausdruck alles andere als wütend wirkte. Viel eher glaubte er darin Sorge zu lesen. Sorge um ihn. Und das war etwas, was er so nicht gewohnt war.
„Hallo Kristin.“ sagte er, ein wenig unsicher, wie er sich verhalten sollte. „Warum bist du noch wach? Es wird bald hell.“
Kristin war zwar noch nicht durch ihre Transition gegangen, konnte somit noch immer tagsüber nach draußen gehen, aber da sie hier auf dem Anwesen lebte, hatte sie natürlich den selben Rhythmus wie alle anderen auch, schlief tagsüber und war nachts war. „Das... ist mir nicht entgangen. Warum warst du noch draußen?“
Ihre Frage war keine Anklage. Wieder war da etwas, was er als Besorgnis erkannte. „Na ja, ich komme meistens erst so spät wieder. Ich will niemandem begegnen, verstehst du? Also, warum bist du noch wach?“ wiederholte er seine Frage.
„Vielleicht aus einem ganz ähnlichen Grund? Weil ich mich im Anwesen bewegen kann, ohne dass mir ständig jemand begegnet? Weil jetzt eigentlich alle schon schlafen. Und mich nicht ständig jemand fragt, wie es mir geht. Ich kann es langsam nicht mehr hören.“ gab sie zurück, klang jetzt sogar bitter, was er so bei ihr noch nie zu vor gehört hatte.
„Warum gehst du denn allen aus dem Weg? Zu dir sind sie doch alle nett. Deine Eltern lieben dich über alles.“
„Ja schon. Aber manchmal reicht das eben einfach nicht.“ Kristin zuckte mit den Schultern. „Ich hab einfach das Gefühl, dass ich mich selber nicht kenne, mit mir selber nichts anfangen kann. Und wenn ich alleine bin, komme ich irgendwie besser zurecht, als wenn ich in Gesellschaft bin, mich aber trotzdem alleine fühle.“
Brahve konnte spüren, dass sie gerade wirklich offen und ehrlich war und dass sie ihm vertraute, überraschte ihn erneut. „Wenn ich lieber gehen soll, ich wollte sowieso ins Bett und...“
„Nein, warte!“ unterbrach sie ihn, ohne nähe darüber nachzudenken. Als Brahve sie daraufhin mit großen Augen fragend ansah, stockte sie etwas. Diese Augen, die sie jedes Mal aufs Neue faszinierten. Es waren die blauen Augen seiner Mutter, in die sich ein kleiner, grüner Kreis gemischt hatte, der von seinem Vater stammte und der seine Augen noch außergewöhnlicher machten, als sie ohnehin schon waren.
„Ich... also wenn du dabei bist, fühle ich mich nicht alleine.“ gab sie nun zu.
„Gut zu wissen.“ Ein Lächeln umspielte Brahves Mundwinkeln. Etwas, was sich sogar für ihn selber ungewöhnlich anfühlte, weil es einfach viel zu selten vorkam, dass er lächelte. Der ernste Gesichtsausdruck schien sich bei ihm fast nie zu ändern, nie zu entspannen. Die Tatsache, dass Kristin es gelang, ihn zum Lächeln zu bringen, ließ ihn seine nächste Frage auch schon stellen, ohne dass er näher nachdachte, warum er das tat. „Hast du Lust morgen mit mir in die Stadt zu kommen? Vielleicht was essen oder so?“
Brahve erschien weiterhin nicht zum Training, machte weiter wie zu vor, verbrachte viel Zeit mit Shoul und Jhustice, rechnete es seinen beiden Freunden hoch an, dass sie ihn nicht dazu zwangen, zu reden, wenn er keine Lust hatte. Und er hatte meistens keine Lust.
Tatsächlich hatte Blay sein Angebot wahr gemacht und hatte ihm per Email das geschickt, was er in der Lektion erklärt hatte, bei der Wrath so wütend gewesen war, dass er sie verpasst hatte. Und scheinbar hatte er auch seinem Partner Qhuinn gesagt, dass er Brahve ebenfalls per Email auf dem Laufenden halten sollte, was er in seinen Lektionen behandelte, denn auch von ihm bekam er regelmäßig Nachrichten über den Stoff, der im Training erklärt wurde. Er hatte alle Emails gelesen, wusste theoretisch über alles Bescheid, was im Training ablief, aber näher damit beschäftigt hatte er sich nicht wirklich. Wenn jemand ihn fragen würde, so würde er noch nicht mal zu geben, dass er diese Mails gelesen hatte.
Auch diese Nacht hatte er im „Dungeon“ verbracht, hatte extra bis kurz vor dem Hell werden gewartet, bis er zurück ins Anwesen kehrte, weil er wusste, dass die Chance, dass ihm dort noch jemand begegnen würde, bevor er in sein Zimmer und in sein Bett verschwand, relativ gering war. Er hoffte nur, dass seine Mutter nie herausfinden würde, wie kurz vor dem Sonnenaufgang er zurück kehrte, denn vermutlich würde er ihr damit Angst machen, mit dem Wissen, welcher Gefahr er sich mutwillig aussetzte. In diesem Fall hatte er die Gene seines Vaters geerbt, denn seine Mutter konnte als Halbblut ungeschadet in die Sonne gehen.
„Brahve.“
Er zuckte zusammen, fühlte sich ertappt, als er jemanden seinen Namen sagen hörte. Langsam drehte er sich um, stellte sich innerlich schon darauf ein, dass er sich jetzt eine Standpauke anhören durfte, weil er jetzt erst zurück kam. Stattdessen sah er sich Kristin gegenüber, deren Gesichtsausdruck alles andere als wütend wirkte. Viel eher glaubte er darin Sorge zu lesen. Sorge um ihn. Und das war etwas, was er so nicht gewohnt war.
„Hallo Kristin.“ sagte er, ein wenig unsicher, wie er sich verhalten sollte. „Warum bist du noch wach? Es wird bald hell.“
Kristin war zwar noch nicht durch ihre Transition gegangen, konnte somit noch immer tagsüber nach draußen gehen, aber da sie hier auf dem Anwesen lebte, hatte sie natürlich den selben Rhythmus wie alle anderen auch, schlief tagsüber und war nachts war. „Das... ist mir nicht entgangen. Warum warst du noch draußen?“
Ihre Frage war keine Anklage. Wieder war da etwas, was er als Besorgnis erkannte. „Na ja, ich komme meistens erst so spät wieder. Ich will niemandem begegnen, verstehst du? Also, warum bist du noch wach?“ wiederholte er seine Frage.
„Vielleicht aus einem ganz ähnlichen Grund? Weil ich mich im Anwesen bewegen kann, ohne dass mir ständig jemand begegnet? Weil jetzt eigentlich alle schon schlafen. Und mich nicht ständig jemand fragt, wie es mir geht. Ich kann es langsam nicht mehr hören.“ gab sie zurück, klang jetzt sogar bitter, was er so bei ihr noch nie zu vor gehört hatte.
„Warum gehst du denn allen aus dem Weg? Zu dir sind sie doch alle nett. Deine Eltern lieben dich über alles.“
„Ja schon. Aber manchmal reicht das eben einfach nicht.“ Kristin zuckte mit den Schultern. „Ich hab einfach das Gefühl, dass ich mich selber nicht kenne, mit mir selber nichts anfangen kann. Und wenn ich alleine bin, komme ich irgendwie besser zurecht, als wenn ich in Gesellschaft bin, mich aber trotzdem alleine fühle.“
Brahve konnte spüren, dass sie gerade wirklich offen und ehrlich war und dass sie ihm vertraute, überraschte ihn erneut. „Wenn ich lieber gehen soll, ich wollte sowieso ins Bett und...“
„Nein, warte!“ unterbrach sie ihn, ohne nähe darüber nachzudenken. Als Brahve sie daraufhin mit großen Augen fragend ansah, stockte sie etwas. Diese Augen, die sie jedes Mal aufs Neue faszinierten. Es waren die blauen Augen seiner Mutter, in die sich ein kleiner, grüner Kreis gemischt hatte, der von seinem Vater stammte und der seine Augen noch außergewöhnlicher machten, als sie ohnehin schon waren.
„Ich... also wenn du dabei bist, fühle ich mich nicht alleine.“ gab sie nun zu.
„Gut zu wissen.“ Ein Lächeln umspielte Brahves Mundwinkeln. Etwas, was sich sogar für ihn selber ungewöhnlich anfühlte, weil es einfach viel zu selten vorkam, dass er lächelte. Der ernste Gesichtsausdruck schien sich bei ihm fast nie zu ändern, nie zu entspannen. Die Tatsache, dass Kristin es gelang, ihn zum Lächeln zu bringen, ließ ihn seine nächste Frage auch schon stellen, ohne dass er näher nachdachte, warum er das tat. „Hast du Lust morgen mit mir in die Stadt zu kommen? Vielleicht was essen oder so?“
Chapter 14
Nur konnte er jetzt nicht einfach wieder zurück. Das warme Bild von ihm und Kristin vor dem Kamin verschwand vor seinen inneren Augen und wurde durch die kalte, harte Realität ersetzt. Er rannte alleine durch die kalte Nacht, trieb seinen Körper zu Höchstleistungen an, bis jegliches Denken aussetze und er nichts weiter spülte als die Kälte, seinen vom Rennen erschöpften Körper und seine angespannten Muskeln. Im großen und ganzen war es alles so wie immer, nur dass er jetzt das Gefühl hatte, man hatte ihm kurz unter die Nase gerieben, wie es sein könnte, nur um es ihm dann wieder brutal zu entreissen.
Kristin hob ihren Kopf, als es an ihrer Zimmertür klopfte. Sie wusste bereits bevor jemand etwas sagte, dass es ihre Eltern waren, die vor der Tür standen.
„Kristin? Geht es dir gut?“ hörte sie ihre Mutter von draußen fragen.
„Ja, Mom, ist schon gut. Ich will jetzt einfach nur schlafen.“ antwortete sie.
Sie hatte sich bereits umgezogen, hatte das Kleid und die Stulpen, die sie getragen hatte, auf den Stuhl vor dem kleinen Tisch und dem Spiegel gelegt. Jetzt erschien es ihr so, als hätte dieses Outfit ohnehin nie zu ihr gepasst, als würde es jetzt dort liegen und sie verspotten, weil sie so dumm gewesen war und gedacht hatte, dieser Abend könnte doch ein schönes Ende haben, ein glücklicheres Ende für sie als dieses hier.
„Baby, wenn irgendwas ist... wenn du reden willst, wir sind hier.“ ertönte nun auch Rhages Stimme vom Flur aus.
„Ich weiß. Danke, Dad. Ist schon gut. Ich will wirklich einfach nur schlafen. Wir sehen uns morgen.“ antwortete sie.
Zwar tat es gut zu wissen, dass ihre Eltern sich um sie sorgten, aber sie wollte jetzt wirklich lieber einfach alleine sein und sich mit ihren Tränen in ihr Bett zurück ziehen. Wenn ihre Eltern wussten, dass sie weinte, würden sie sich erst recht um sie sorgen und das wollte sie nicht.
Es dauerte einen Moment, in dem ihre Eltern wohl noch immer vor ihrer Tür warteten, ob sie noch irgendetwas sagen würde, etwas brauchen würde, bis sie hören konnte, dass sie sich von ihrer Tür entfernten. Sie atmete schon fast erleichtert auf und vergrub dann ihren Kopf in ihren Kissen, erstickte ihr leises Schluchzen in diesen.
„Wrath? Musste das wirklich sein?“
Beth betrat ihr gemeinsames Schlafzimmer und sah ihren Hellren mit einem ernsten Gesichtsausdruck an, von dem Wrath nach der langen Zeit, in der sie nun bereits verheiratet waren, wusste, dass er nichts Gutes zu bedeuten hatte. Er konnte diesen zwar nicht sehen, wusste aber genau, was es für ein Gesichtsausdruck war.
„Lielan, du weißt doch, dass ich nur das Beste für ihn will. Und dass ich das nicht wirklich dulden kann. Brahve wird sonst nie einsehen, dass er so nicht weiter machen kann.“ antwortete Wrath und schlang einen Arm um die Hüften seiner Shellan.
Leicht schob sie ihn von sich. „Oh nein, jetzt komm mir nicht so. So leicht werde ich es dir diesmal nicht machen.“ sagte sie streng. „Ich weiß, dass du das so siehst. Und du weißt auch, dass ich mir doch auch Sorgen darüber mache, weil Brahve das alles nicht ernst nimmt, dass er nie zum Training erscheint. Aber ehrlich gesagt, war ich ganz froh darüber, ihn überhaupt mal hier zu sehen, verstehst du? Vielleicht wollte er sich uns ja auch einfach nur mal annähern und dann stößt du ihn gleich wieder weg. Außerdem war es doch Kristins Geburtstag und wir alle hier wollten für sie eine schöne Feier.“ sagte Beth.
Wrath seufzte. Seit Brahve auf dieser Welt war, verging kein Tag an dem er nicht versuchte, seinen Sohn zu einem König zu erziehen. Er hatte wirklich alles versucht, aber um so mehr er es versucht hatte, um so mehr war ihm sein Sohn entglitten. Jetzt war die Kluft zwischen ihnen bereits so groß, dass sie offenbar nicht mal mehr in einem Raum miteinander sein konnten ohne miteinander zu streiten und das obwohl es nur eine ganz normale Familienfeier gewesen war auf der es eigentlich normal hätte sein müssen, dass Brahve ebenfalls anwesend war. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, dann hatte er Angst, dass diese Kluft bereits zu groß geworden war um diese überhaupt je wieder zu überwinden.
„Es tut mir leid, Lielan.“ sagte er leise. „Und ich sollte mich wohl auch bei Rhage, Mary und Kristin entschuldigen.“
Beth seufzte leise. „Ich weiß, dass du das nur getan hast, weil du dir auch Sorgen um Brahve machst, aber vielleicht solltet ihr beide einfach versuchen, noch mal in Ruhe miteinander zu reden. Und er soll nicht das Gefühl haben, dass das hier nicht auch sein zu Hause ist, denn das wird es immer bleiben.“
Wrath beugte sich zu seiner Frau und berührte ihre Lippen mit seinen. Wie fast immer hatte sie recht. Sie war einfach die beste Königin, die man sich wünschen konnte, die beste Shellan, die er sich wünschen konnte. „Du hast recht. Ich bezweifel, dass er zur Zeit mit mir sprechen würde, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall. Tut mir leid, dass ich ihn von hier vertrieben habe. Ich hätte mich lieber auch darüber freuen sollen, dass er überhaupt hier ist.“
Beth lehnte sich seufzend an die starke Brust ihres Mannes. Sie wollte doch nichts mehr, als ihren Sohn wieder. In Momenten wie diesen wünschte sie sich, dass es alles einfacher wäre. Dass Wrath nicht der König wäre und Brahve der Prinz. Einfach nur eine glückliche, normale Familie.
Kristin hob ihren Kopf, als es an ihrer Zimmertür klopfte. Sie wusste bereits bevor jemand etwas sagte, dass es ihre Eltern waren, die vor der Tür standen.
„Kristin? Geht es dir gut?“ hörte sie ihre Mutter von draußen fragen.
„Ja, Mom, ist schon gut. Ich will jetzt einfach nur schlafen.“ antwortete sie.
Sie hatte sich bereits umgezogen, hatte das Kleid und die Stulpen, die sie getragen hatte, auf den Stuhl vor dem kleinen Tisch und dem Spiegel gelegt. Jetzt erschien es ihr so, als hätte dieses Outfit ohnehin nie zu ihr gepasst, als würde es jetzt dort liegen und sie verspotten, weil sie so dumm gewesen war und gedacht hatte, dieser Abend könnte doch ein schönes Ende haben, ein glücklicheres Ende für sie als dieses hier.
„Baby, wenn irgendwas ist... wenn du reden willst, wir sind hier.“ ertönte nun auch Rhages Stimme vom Flur aus.
„Ich weiß. Danke, Dad. Ist schon gut. Ich will wirklich einfach nur schlafen. Wir sehen uns morgen.“ antwortete sie.
Zwar tat es gut zu wissen, dass ihre Eltern sich um sie sorgten, aber sie wollte jetzt wirklich lieber einfach alleine sein und sich mit ihren Tränen in ihr Bett zurück ziehen. Wenn ihre Eltern wussten, dass sie weinte, würden sie sich erst recht um sie sorgen und das wollte sie nicht.
Es dauerte einen Moment, in dem ihre Eltern wohl noch immer vor ihrer Tür warteten, ob sie noch irgendetwas sagen würde, etwas brauchen würde, bis sie hören konnte, dass sie sich von ihrer Tür entfernten. Sie atmete schon fast erleichtert auf und vergrub dann ihren Kopf in ihren Kissen, erstickte ihr leises Schluchzen in diesen.
„Wrath? Musste das wirklich sein?“
Beth betrat ihr gemeinsames Schlafzimmer und sah ihren Hellren mit einem ernsten Gesichtsausdruck an, von dem Wrath nach der langen Zeit, in der sie nun bereits verheiratet waren, wusste, dass er nichts Gutes zu bedeuten hatte. Er konnte diesen zwar nicht sehen, wusste aber genau, was es für ein Gesichtsausdruck war.
„Lielan, du weißt doch, dass ich nur das Beste für ihn will. Und dass ich das nicht wirklich dulden kann. Brahve wird sonst nie einsehen, dass er so nicht weiter machen kann.“ antwortete Wrath und schlang einen Arm um die Hüften seiner Shellan.
Leicht schob sie ihn von sich. „Oh nein, jetzt komm mir nicht so. So leicht werde ich es dir diesmal nicht machen.“ sagte sie streng. „Ich weiß, dass du das so siehst. Und du weißt auch, dass ich mir doch auch Sorgen darüber mache, weil Brahve das alles nicht ernst nimmt, dass er nie zum Training erscheint. Aber ehrlich gesagt, war ich ganz froh darüber, ihn überhaupt mal hier zu sehen, verstehst du? Vielleicht wollte er sich uns ja auch einfach nur mal annähern und dann stößt du ihn gleich wieder weg. Außerdem war es doch Kristins Geburtstag und wir alle hier wollten für sie eine schöne Feier.“ sagte Beth.
Wrath seufzte. Seit Brahve auf dieser Welt war, verging kein Tag an dem er nicht versuchte, seinen Sohn zu einem König zu erziehen. Er hatte wirklich alles versucht, aber um so mehr er es versucht hatte, um so mehr war ihm sein Sohn entglitten. Jetzt war die Kluft zwischen ihnen bereits so groß, dass sie offenbar nicht mal mehr in einem Raum miteinander sein konnten ohne miteinander zu streiten und das obwohl es nur eine ganz normale Familienfeier gewesen war auf der es eigentlich normal hätte sein müssen, dass Brahve ebenfalls anwesend war. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, dann hatte er Angst, dass diese Kluft bereits zu groß geworden war um diese überhaupt je wieder zu überwinden.
„Es tut mir leid, Lielan.“ sagte er leise. „Und ich sollte mich wohl auch bei Rhage, Mary und Kristin entschuldigen.“
Beth seufzte leise. „Ich weiß, dass du das nur getan hast, weil du dir auch Sorgen um Brahve machst, aber vielleicht solltet ihr beide einfach versuchen, noch mal in Ruhe miteinander zu reden. Und er soll nicht das Gefühl haben, dass das hier nicht auch sein zu Hause ist, denn das wird es immer bleiben.“
Wrath beugte sich zu seiner Frau und berührte ihre Lippen mit seinen. Wie fast immer hatte sie recht. Sie war einfach die beste Königin, die man sich wünschen konnte, die beste Shellan, die er sich wünschen konnte. „Du hast recht. Ich bezweifel, dass er zur Zeit mit mir sprechen würde, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall. Tut mir leid, dass ich ihn von hier vertrieben habe. Ich hätte mich lieber auch darüber freuen sollen, dass er überhaupt hier ist.“
Beth lehnte sich seufzend an die starke Brust ihres Mannes. Sie wollte doch nichts mehr, als ihren Sohn wieder. In Momenten wie diesen wünschte sie sich, dass es alles einfacher wäre. Dass Wrath nicht der König wäre und Brahve der Prinz. Einfach nur eine glückliche, normale Familie.
Dienstag, 15. Februar 2011
Chapter 13
Brahve presste seine Lippen so fest aufeinander, dass nur noch ein schmaler Strich übrig blieb. „Okay, wenn du mich nicht dulden kannst, Dad, dann werde ich eben gehen. Schade, dass ich dachte, dass ich hier mehr als einfach nur geduldet werde, aber scheinbar werde ich nicht mal mehr das.“ sagte er dann, seine Stimme ruhig, leise. Viel zu leise. Fast emotionslos, aber seine Hand, die noch immer auf Kristins Arm lag zitterte.
Erst als sie diese dort nicht mehr spüren konnte, wurde ihr klar, dass Brahve wirklich gegangen war. Und mit ihm auch die Lust, weiter zu feiern. Im nächsten Moment sprang sie auch schon so heftig auf, dass ihr Stuhl fast umkippte und sie stürmte aus dem Zimmer.
Der nächste Stuhl kippte wirklich um. Rhage bemerkte das nicht mal. Auch nicht Marys Hand, die versuchte ihn aufzuhalten. Er stürmte auf Wrath zu und packte ihn an seinem Hals.
„Rhage, was soll das? Hör auf damit. Vergiss nicht, dass ich der König bin.“ warnte Wrath ihn.
Ein lautes Knurren stieg in Rhage auf. „Ich vergesse mich gerade selber. Du hast gerade den Geburtstag von meinem Mädchen versaut, nur wegen deinen Scheiß Machtkämpfen mit deinem Sohn. Konntest du ihn nicht wenigstens heute in Ruhe lassen? Das verzeih ich dir nie.“
„Lass mich sofort los!“ forderte Wrath.
„Wrath!“
„Rhage!“
Beide erstarrten, als sie die Stimmen ihrer Frauen hörten.
„Rhage hat recht. Du hättest ihn lassen sollen.“ sagte Beth leise.
„Es ist mir egal, dass du der König bist. Jeder, der meinem Mädchen weh tut, bekommt es mit mir zu tun.“ So leicht ließ Rhage sich nicht beruhigen und wehrte sich auch dagegen, als Qhuinn in an einer Seite und Blay ihn an der anderen Seite packte und ihn von Wrath weg zogen und ihn neben Mary auf einen Stuhl drückten.
„Beruhig dich, Baby. Ich werde zu Kristin gehen und nach ihr sehen.“ sagte sie leise und küsste Rhage sanft auf die Lippen.
„Ich komme mit. Ich will auch nach meinem Mädchen sehen.“ murmelte Rhage, mittlerweile wenigstens schon wieder etwas ruhiger geworden, aber auch nur, weil er wusste, dass Mary recht hatte und sie sich nun lieber um ihre Tochter kümmern sollte. Beim Rausgehen warf er Wrath noch einen bösen Blick zu.
Brahve stand noch immer in der großen Halle, unsicher wohin er gehen sollte, was er tun sollte. Er hörte Rhages letzte Worte und sah kurz darauf, wie er zusammen mit Mary aus dem Wohnzimmer kam und die beiden sofort die Treppe nach oben liefen, zweifellos um nach Kristin zu sehen, wie sie es zu vor angekündigt hatten.
Es versetzte ihm einen unerklärlichen Stich im Herzen. Nach ihm würde niemand sehen, wie es ihm ging. Er schüttelte leicht den Kopf und verließ das Anwesen in die Nacht. Alleine.
Brahve hatte kein Ziel. Nur weg vom Anwesen. Er war sich ziemlich sicher, dass Shoul und Jhustice noch immer im „Dungeon“ sein würden, aber er verspürte nicht wirklich Lust dazu, dort hinzugehen. Sicher, die beiden waren seine besten Freunde und er würde ihnen in einem Kampf auch ohne zu zögern sein Leben anvertrauen, mochte es mit ihnen zusammen zu sitzen und was zu trinken oder zu rauchen, aber er konnte nicht wirklich mit ihnen über das reden, was ihn in seinem Inneren bewegte. Er wusste, dass sie es ohnehin nicht wirklich verstehen würden. Niemand verstand es, nicht mal er selber.
Doch... vielleicht gab es jemanden, der es verstand. Kristin. Er dachte an den weichen Stoff ihrer Stulpen, an die Wärme ihrer Haut, die er durch diese hatte spüren können. An ihre angenehme, warme Stimme, mit der sie Dinge gesagt hatten, die ihn wirklich zum Nachdenken gebracht hatten, Dinge von denen er nicht wusste, wie wichtig es für ihn war, diese zu hören.
Er verfluchte sich für einen Moment lang, dass er wieder so aus seiner Haut gefahren hatte, als sein Vater damit begonnen hatte, ihn derart hart zu kritisieren. Vielleicht hätte er einfach alles über sich ergehen lassen sollen und würde dann jetzt mit Kristin vor dem Kamin sitzen, vielleicht noch ein Stück von dieser Torte essen und mit ihr reden.
Erst als sie diese dort nicht mehr spüren konnte, wurde ihr klar, dass Brahve wirklich gegangen war. Und mit ihm auch die Lust, weiter zu feiern. Im nächsten Moment sprang sie auch schon so heftig auf, dass ihr Stuhl fast umkippte und sie stürmte aus dem Zimmer.
Der nächste Stuhl kippte wirklich um. Rhage bemerkte das nicht mal. Auch nicht Marys Hand, die versuchte ihn aufzuhalten. Er stürmte auf Wrath zu und packte ihn an seinem Hals.
„Rhage, was soll das? Hör auf damit. Vergiss nicht, dass ich der König bin.“ warnte Wrath ihn.
Ein lautes Knurren stieg in Rhage auf. „Ich vergesse mich gerade selber. Du hast gerade den Geburtstag von meinem Mädchen versaut, nur wegen deinen Scheiß Machtkämpfen mit deinem Sohn. Konntest du ihn nicht wenigstens heute in Ruhe lassen? Das verzeih ich dir nie.“
„Lass mich sofort los!“ forderte Wrath.
„Wrath!“
„Rhage!“
Beide erstarrten, als sie die Stimmen ihrer Frauen hörten.
„Rhage hat recht. Du hättest ihn lassen sollen.“ sagte Beth leise.
„Es ist mir egal, dass du der König bist. Jeder, der meinem Mädchen weh tut, bekommt es mit mir zu tun.“ So leicht ließ Rhage sich nicht beruhigen und wehrte sich auch dagegen, als Qhuinn in an einer Seite und Blay ihn an der anderen Seite packte und ihn von Wrath weg zogen und ihn neben Mary auf einen Stuhl drückten.
„Beruhig dich, Baby. Ich werde zu Kristin gehen und nach ihr sehen.“ sagte sie leise und küsste Rhage sanft auf die Lippen.
„Ich komme mit. Ich will auch nach meinem Mädchen sehen.“ murmelte Rhage, mittlerweile wenigstens schon wieder etwas ruhiger geworden, aber auch nur, weil er wusste, dass Mary recht hatte und sie sich nun lieber um ihre Tochter kümmern sollte. Beim Rausgehen warf er Wrath noch einen bösen Blick zu.
Brahve stand noch immer in der großen Halle, unsicher wohin er gehen sollte, was er tun sollte. Er hörte Rhages letzte Worte und sah kurz darauf, wie er zusammen mit Mary aus dem Wohnzimmer kam und die beiden sofort die Treppe nach oben liefen, zweifellos um nach Kristin zu sehen, wie sie es zu vor angekündigt hatten.
Es versetzte ihm einen unerklärlichen Stich im Herzen. Nach ihm würde niemand sehen, wie es ihm ging. Er schüttelte leicht den Kopf und verließ das Anwesen in die Nacht. Alleine.
Brahve hatte kein Ziel. Nur weg vom Anwesen. Er war sich ziemlich sicher, dass Shoul und Jhustice noch immer im „Dungeon“ sein würden, aber er verspürte nicht wirklich Lust dazu, dort hinzugehen. Sicher, die beiden waren seine besten Freunde und er würde ihnen in einem Kampf auch ohne zu zögern sein Leben anvertrauen, mochte es mit ihnen zusammen zu sitzen und was zu trinken oder zu rauchen, aber er konnte nicht wirklich mit ihnen über das reden, was ihn in seinem Inneren bewegte. Er wusste, dass sie es ohnehin nicht wirklich verstehen würden. Niemand verstand es, nicht mal er selber.
Doch... vielleicht gab es jemanden, der es verstand. Kristin. Er dachte an den weichen Stoff ihrer Stulpen, an die Wärme ihrer Haut, die er durch diese hatte spüren können. An ihre angenehme, warme Stimme, mit der sie Dinge gesagt hatten, die ihn wirklich zum Nachdenken gebracht hatten, Dinge von denen er nicht wusste, wie wichtig es für ihn war, diese zu hören.
Er verfluchte sich für einen Moment lang, dass er wieder so aus seiner Haut gefahren hatte, als sein Vater damit begonnen hatte, ihn derart hart zu kritisieren. Vielleicht hätte er einfach alles über sich ergehen lassen sollen und würde dann jetzt mit Kristin vor dem Kamin sitzen, vielleicht noch ein Stück von dieser Torte essen und mit ihr reden.
Chapter 12
Der Augenmerk ihres Vaters richtete sich nun auf Brahve, der neben ihr noch immer ihre Hand hielt. Für den Fall, dass er überrascht war, ihn jetzt hier zu sehen, war er erfahrener Krieger genug, es sich nicht anmerken zu lassen. „Brahve, du kommst gerade richtig um das Beste noch mitzubekommen. Die Torte.“ zwinkerte er leicht.
Es war Brahve nicht entgangen, dass Kristin gesagt hatte, dass WIR gleich kommen würden. Und er konnte sich nur schwer vorstellen, im Kreise der Familie mit allen Torte zu essen. Aber offenbar schien auch Rhage ihn ebenfalls mit einzubeziehen. Er fragte sich kurz, ob Kristin wirklich recht hatte und er hier ebenfalls geliebt wurde.
„Na ja, wie es aussieht, sollte man die Torte ja wirklich kosten muss.“ gab er zurück, fühlte sich sogar wirklich locker in diesem Moment. So locker, dass er wirklich mit Kristin zusammen ins Wohnzimmer gehen wollte und dabei sein wollte, wenn sie mit dem Torte essen beginnen würden.
Kristin drückte seine Hand etwas fester und sah ihn leicht fragend an. Er nickte ohne, dass sie ihre Frage aussprechen musste und lief mit ihr zusammen ins Wohnzimmer.
Dort schlug ihm eine Woge von Gefühlen entgegen, die ihm im ersten Moment fast den Atem nahm. Stolz, Freude, Neugier und... Liebe. Es traf ihn wie ein Schlag, wie viel Liebe in diesem Raum lag. Er hatte fast das Gefühl, dass von jedem, der in diesem Raum Liebe ausstrahlte, zu mal er es ja auch nicht genauer zu ordnen konnte, wo die Gefühle her kamen, die er spürte. Was ihn allerdings noch stärker traf als der Schwall der Gefühle, war das Gefühl, dass er irgendwie außerhalb stand, nicht ein Teil dieser starken Liebe war, die er fast anfassen konnte, so stark war sie in diesem Raum.
Kristins Finger an seinen rissen ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er schluckte als ihm bewusst war, dass er sich zum ersten Mal fast in diesen Strudel fremder Gefühle hatte reissen lassen, in diesem fast ertrunken wäre und daraufhin erwiderte er ihren Händedruck nur noch fester.
Brahve war froh darüber, dass Kristin ihn zielstrebig zu ihrem Platz am Tisch zog und auch, dass neben ihr noch ein Stuhl frei war. Er wollte sich nicht neben jemand anderen hier setzen, wollte Fragen aus dem Weg gehen, auch wenn er wusste, dass das eigentlich feige war.
Nachdem sie sich gesetzt hatten, schenkte sie ihm ein leichtes Lächeln. „Du musst wirklich auch die Torte probieren.“
„Das werde ich.“ Er starrte auf die Stulpen, die sie trug und strich leicht mit einem Finger darüber, brauchte wenigstens diesen Kontakt.
Aber Kristin dachte gar nicht daran, ihren Arm wegzuziehen. Viel mehr kam es ihr so vor, als würde ihr Geburtstag jetzt doch endlich noch schön werden. Sogar noch schöner, als sie sich erträumt hatte, wenn man danach ging wie sehr die Haut unter ihren Stulpen prickelte, an den Stellen an denen seine Finger diese berührten.
Brahve hatte das Gefühl innerliche Ruhe zu finden, während er sie berührte und er lächelte, als er den Teller mit dem Stück Torte annahm, den sie ihm reichte, nachdem sie sich selber ebenfalls ein Stück genommen hatte und vor sich gestellt hatte. „Ich bin so gespannt, wie sie schmeckt. Ich hab mir was mit ganz viel Schokolade gewünscht.“ redete sie drauf los und kostete dann auch schon, verdrehte gleich leicht die Augen. „Ohhhh... ja, die ist wirklich gut.“
Lachend probierte er selber davon und fragte sich, warum er es eigentlich nur so selten zu ließ, so etwas zu erleben. „Du hast recht. Die Torte ist der Wahnsinn.“
Um sie herum unterhielten sich alle angeregt miteinander und Kristin fühlte sich jetzt wirklich geborgen im Schoß ihrer Familie. Vergessen die Gedanken und die Angst, nicht dazu zu gehören.
„Brahve, wie kommt es eigentlich, dass du jetzt hier bist? Ich habe von Blay gehört, du warst heute schon wieder nicht beim Training? Dabei ging es heute um wichtige Taktiken und ich weiß genau, dass du davon wusstest. Blay hat euch alleine eine Mail geschickt.“
Wraths strenge Stimme ließ fast alle Gespräche verstummen. Blay hob seinen Kopf an, als er seinen Namen hörte und sah ihn Brahves Richtung, der seine Hand noch immer auf Kristins Arm liegen hatte, aber aufgehört hatte, diese zu bewegen.
„Ich kann es ihm gerne auch einfach so noch mal erklären.“ bot er an und warf einen entschuldigenden Blick zu Brahve und Kristin.
„Blay, das ist nicht der Punkt. Darum geht es nicht. Es hieß schon wieder, Brahve fühlt sich nicht gut und er erscheint einfach nicht zum Training. Jeder Andere war da. Und wenn du dich nicht gut fühlst, müsstest du dich auch nicht gut genug fühlen, um jetzt hier zu sein.“
„Dad... es ist Kristins Geburtstag und...“ setzte Brahve an um sich zu verteidigen, auch wenn er jetzt schon wusste, dass es keinen Sinn machte. Dafür kannte er seinen Vater zu gut.
„Und seit wann interessiert es dich, wer hier Geburtstag hat und warum und wann wir hier zusammen sitzen? Du kannst nicht einfach kommen und gehen, dein Training sausen lassen und dann hier auftauchen, als wäre nichts gewesen.“
„Wrath.“ Beth legte ihrem Hellren eine Hand auf den Arm. „Muss das denn jetzt sein?“ fragte sie leise.
„Ja, das muss sein. Ich kann nicht so tun, als wenn ich das dulden würde.“
Es war Brahve nicht entgangen, dass Kristin gesagt hatte, dass WIR gleich kommen würden. Und er konnte sich nur schwer vorstellen, im Kreise der Familie mit allen Torte zu essen. Aber offenbar schien auch Rhage ihn ebenfalls mit einzubeziehen. Er fragte sich kurz, ob Kristin wirklich recht hatte und er hier ebenfalls geliebt wurde.
„Na ja, wie es aussieht, sollte man die Torte ja wirklich kosten muss.“ gab er zurück, fühlte sich sogar wirklich locker in diesem Moment. So locker, dass er wirklich mit Kristin zusammen ins Wohnzimmer gehen wollte und dabei sein wollte, wenn sie mit dem Torte essen beginnen würden.
Kristin drückte seine Hand etwas fester und sah ihn leicht fragend an. Er nickte ohne, dass sie ihre Frage aussprechen musste und lief mit ihr zusammen ins Wohnzimmer.
Dort schlug ihm eine Woge von Gefühlen entgegen, die ihm im ersten Moment fast den Atem nahm. Stolz, Freude, Neugier und... Liebe. Es traf ihn wie ein Schlag, wie viel Liebe in diesem Raum lag. Er hatte fast das Gefühl, dass von jedem, der in diesem Raum Liebe ausstrahlte, zu mal er es ja auch nicht genauer zu ordnen konnte, wo die Gefühle her kamen, die er spürte. Was ihn allerdings noch stärker traf als der Schwall der Gefühle, war das Gefühl, dass er irgendwie außerhalb stand, nicht ein Teil dieser starken Liebe war, die er fast anfassen konnte, so stark war sie in diesem Raum.
Kristins Finger an seinen rissen ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er schluckte als ihm bewusst war, dass er sich zum ersten Mal fast in diesen Strudel fremder Gefühle hatte reissen lassen, in diesem fast ertrunken wäre und daraufhin erwiderte er ihren Händedruck nur noch fester.
Brahve war froh darüber, dass Kristin ihn zielstrebig zu ihrem Platz am Tisch zog und auch, dass neben ihr noch ein Stuhl frei war. Er wollte sich nicht neben jemand anderen hier setzen, wollte Fragen aus dem Weg gehen, auch wenn er wusste, dass das eigentlich feige war.
Nachdem sie sich gesetzt hatten, schenkte sie ihm ein leichtes Lächeln. „Du musst wirklich auch die Torte probieren.“
„Das werde ich.“ Er starrte auf die Stulpen, die sie trug und strich leicht mit einem Finger darüber, brauchte wenigstens diesen Kontakt.
Aber Kristin dachte gar nicht daran, ihren Arm wegzuziehen. Viel mehr kam es ihr so vor, als würde ihr Geburtstag jetzt doch endlich noch schön werden. Sogar noch schöner, als sie sich erträumt hatte, wenn man danach ging wie sehr die Haut unter ihren Stulpen prickelte, an den Stellen an denen seine Finger diese berührten.
Brahve hatte das Gefühl innerliche Ruhe zu finden, während er sie berührte und er lächelte, als er den Teller mit dem Stück Torte annahm, den sie ihm reichte, nachdem sie sich selber ebenfalls ein Stück genommen hatte und vor sich gestellt hatte. „Ich bin so gespannt, wie sie schmeckt. Ich hab mir was mit ganz viel Schokolade gewünscht.“ redete sie drauf los und kostete dann auch schon, verdrehte gleich leicht die Augen. „Ohhhh... ja, die ist wirklich gut.“
Lachend probierte er selber davon und fragte sich, warum er es eigentlich nur so selten zu ließ, so etwas zu erleben. „Du hast recht. Die Torte ist der Wahnsinn.“
Um sie herum unterhielten sich alle angeregt miteinander und Kristin fühlte sich jetzt wirklich geborgen im Schoß ihrer Familie. Vergessen die Gedanken und die Angst, nicht dazu zu gehören.
„Brahve, wie kommt es eigentlich, dass du jetzt hier bist? Ich habe von Blay gehört, du warst heute schon wieder nicht beim Training? Dabei ging es heute um wichtige Taktiken und ich weiß genau, dass du davon wusstest. Blay hat euch alleine eine Mail geschickt.“
Wraths strenge Stimme ließ fast alle Gespräche verstummen. Blay hob seinen Kopf an, als er seinen Namen hörte und sah ihn Brahves Richtung, der seine Hand noch immer auf Kristins Arm liegen hatte, aber aufgehört hatte, diese zu bewegen.
„Ich kann es ihm gerne auch einfach so noch mal erklären.“ bot er an und warf einen entschuldigenden Blick zu Brahve und Kristin.
„Blay, das ist nicht der Punkt. Darum geht es nicht. Es hieß schon wieder, Brahve fühlt sich nicht gut und er erscheint einfach nicht zum Training. Jeder Andere war da. Und wenn du dich nicht gut fühlst, müsstest du dich auch nicht gut genug fühlen, um jetzt hier zu sein.“
„Dad... es ist Kristins Geburtstag und...“ setzte Brahve an um sich zu verteidigen, auch wenn er jetzt schon wusste, dass es keinen Sinn machte. Dafür kannte er seinen Vater zu gut.
„Und seit wann interessiert es dich, wer hier Geburtstag hat und warum und wann wir hier zusammen sitzen? Du kannst nicht einfach kommen und gehen, dein Training sausen lassen und dann hier auftauchen, als wäre nichts gewesen.“
„Wrath.“ Beth legte ihrem Hellren eine Hand auf den Arm. „Muss das denn jetzt sein?“ fragte sie leise.
„Ja, das muss sein. Ich kann nicht so tun, als wenn ich das dulden würde.“
Freitag, 11. Februar 2011
Chapter 11
„Ich weiß nicht so recht...“ Wenn Kristin an ihre Eltern dachte, dann wusste sie, dass Brahve sicher recht damit hatte, dass sie wieder rein gehen sollten. Ihre Eltern hatten sich so viel Mühe gegeben mit ihrer Feier. Aber ganz so sicher, war sie sich noch nicht, ob sie schon so weit war und wenn sie ganz ehrlich war, dann genoss sie es auch, nur mit Brahve hier alleine zu sein. Viel zu selten gab es immerhin solche Momente der Zweisamkeit für sie und ihn.
„Warum weißt du es nicht so recht?“
„Na ja... ein paar von denen, die da drin sind, will ich nicht wirklich sehen im Moment.“
„Oh...“ Brahve wurden ein paar Zusammenhänge jetzt langsam etwas klarer. Er hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, woher dieser Gedanke in ihr kam, dass sie als Halbblut nicht wirklich etwas wert war. „Wenn es wegen Stahr und Shadhow sein sollte... die hab ich rausgeschmissen.“ sagte er lässig, seine emotionslose Stimme dazu benutzend zu verbergen wie wütend er darüber war, dass diese beiden hirnlosen Vampirinnen offenbar Schuld daran waren, dass Kristin traurig war. In seinem Kopf liefen Bilder davon ab, wie er sie behandelt hätte, wenn er das schon zu vor gewusst hätte, als er den Beiden auf der Party begegnet war.
„Du hast sie rausgeschmissen? Aber... warum?“ Kristin sah ihn mit großen Augen fragend an.
Wieder zuckte Brahve mit den Schultern. „Sie haben nicht gut über dich geredet und das obwohl sie auf deiner Party waren. Deswegen wollte ich sie nicht hier haben.“ sagte er. „Und jetzt komm... geh wieder rein, hm? Ich meine, da drin ist deine Familie. Leute, die dich lieben, Kristin. Lass dir das von zwei so dummen Tussis nicht verderben.“ sagte er ernst.
„Kommst du denn mit rein?“
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er nur davon gesprochen hatte, dass sie rein gehen sollte, nicht dass sie beide zusammen reingehen würden. Normalerweise hätte Brahve gezögert und vermutlich wäre er wirklich nicht mit reingegangen, aber er brachte es nicht übers Herz sie zu entscheiden und zu sagen, dass er sie alleine reingehen lassen würde. „Ja, wenn du willst, dass ich mitkomme, komme ich mit rein.“ hörte er sich dann auch schon selber sagen.
Ein wenig überrascht sah sie ihn an, schob dann aber ihre Hand in seine. „Ja, das will ich.“
Brahve schluckte leicht über diesen unerwarteten Körperkontakt, aber er schreckte nicht davon zurück, verschlang seine Finger mit ihren. Seltsamerweise erschien es ihn jetzt wirklich nicht zu stören, zu so einer Feier zu gehen, die er normalerweise regelrecht verabscheute, gehen zu müssen, so lange er ihre kleine Hand in seiner spürte.
Zu dem Outfit, was Kristin trug, gehörten Stulpen über ihren Unterarmen und Hände und er erwischte sich dabei zu denken, dass es eigentlich schade war, weil er somit nicht ihre Haut direkt an seiner spüren konnte, obwohl er fand, dass es wirklich sehr gut aussah zu dem Kleid, was sie an hatte.
„Du wirst mir aber ein bißchen helfen müssen. Das ist so überhaupt nichts für mich. Ich war ewig nicht mehr da und hab keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Und ich habe immer das Gefühl, dass alle mich dumm ansehen, sich fragen, was ich überhaupt noch hier will.“ raunte er ihr zu, als sie langsam zusammen auf das Haus zu liefen.
Das Gefühl glaubte Kristin sehr gut zu kennen. „Nein, ich glaube, sie freuen sich, dich zu sehen. Und keine Angst. Ich bin ja auch noch da.“ antwortete sie. „Und Brahve... alle hier lieben dich. Alle.“ sagte sie dann noch, hatte das Gefühl, dass das jetzt wichtig war für ihn zu hören.
Deutlich konnte sie spüren, wie sich der muskulöse Körper neben ihr anspannte. „Ja, weil ich der Prinz bin und sie mir folgen müssen.“ gab er zurück, ganz so als wollte er das einfach so nicht hören, wollte nicht wahrnehmen, wie es wirklich war.
„Nein. Weil du du bist.“ stellte Kristin klar, woraufhin er komplett schwieg, aber neben ihr noch immer angespannt wirkte.
Kristin fragte sich wirklich, woher diese Zweifel an sich selber bei Brahve kamen. Jemand, der in ihren Augen nahe zu perfekt war. Sicher war der Druck, der auf ihm lag, die Hoffnungen einer ganzen Rasse, ziemlich stark, aber sie war sich sicher, dass er diesem gewachsen wäre, wenn er doch nicht länger die Augen vor seiner eigenen Stärke verschließen würde. Aber sie wusste, dass das jetzt nicht der richtige Moment war, um ihn darauf anzusprechen. Zu mal sie sich sicher war, dass er jetzt ohnehin abblocken würde, wenn sie damit anfangen würde.
Außerdem betraten sie jetzt das Foyer und eine Gelegenheit ein Gespräch unter vier Augen zu führen war somit ohnehin verstrichen.
Rhage steuerte direkt auf sie zu. „Kristin! Wir haben dich schon gesucht! Wir wollten Torte essen, aber das geht nicht ohne dich. Und ich sage dir, diese Torte ist so etwas lecker. Deine Mutter hat zwar versucht auf sie aufzupassen, aber ich konnte schon ein Stück kosten.“ grinste er wie ein kleiner Junge.
Kristin konnte nicht anders als zu lachen und spürte ein Gefühl der Wärme in sich. Brahve hatte recht gehabt, das hier war ihre Familie, ihre Feier. „Ja Dad, wir kommen. Du brauchst nicht mehr länger zu warten. Wir können jetzt Torte essen.“ lächelte sie.
„Warum weißt du es nicht so recht?“
„Na ja... ein paar von denen, die da drin sind, will ich nicht wirklich sehen im Moment.“
„Oh...“ Brahve wurden ein paar Zusammenhänge jetzt langsam etwas klarer. Er hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, woher dieser Gedanke in ihr kam, dass sie als Halbblut nicht wirklich etwas wert war. „Wenn es wegen Stahr und Shadhow sein sollte... die hab ich rausgeschmissen.“ sagte er lässig, seine emotionslose Stimme dazu benutzend zu verbergen wie wütend er darüber war, dass diese beiden hirnlosen Vampirinnen offenbar Schuld daran waren, dass Kristin traurig war. In seinem Kopf liefen Bilder davon ab, wie er sie behandelt hätte, wenn er das schon zu vor gewusst hätte, als er den Beiden auf der Party begegnet war.
„Du hast sie rausgeschmissen? Aber... warum?“ Kristin sah ihn mit großen Augen fragend an.
Wieder zuckte Brahve mit den Schultern. „Sie haben nicht gut über dich geredet und das obwohl sie auf deiner Party waren. Deswegen wollte ich sie nicht hier haben.“ sagte er. „Und jetzt komm... geh wieder rein, hm? Ich meine, da drin ist deine Familie. Leute, die dich lieben, Kristin. Lass dir das von zwei so dummen Tussis nicht verderben.“ sagte er ernst.
„Kommst du denn mit rein?“
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er nur davon gesprochen hatte, dass sie rein gehen sollte, nicht dass sie beide zusammen reingehen würden. Normalerweise hätte Brahve gezögert und vermutlich wäre er wirklich nicht mit reingegangen, aber er brachte es nicht übers Herz sie zu entscheiden und zu sagen, dass er sie alleine reingehen lassen würde. „Ja, wenn du willst, dass ich mitkomme, komme ich mit rein.“ hörte er sich dann auch schon selber sagen.
Ein wenig überrascht sah sie ihn an, schob dann aber ihre Hand in seine. „Ja, das will ich.“
Brahve schluckte leicht über diesen unerwarteten Körperkontakt, aber er schreckte nicht davon zurück, verschlang seine Finger mit ihren. Seltsamerweise erschien es ihn jetzt wirklich nicht zu stören, zu so einer Feier zu gehen, die er normalerweise regelrecht verabscheute, gehen zu müssen, so lange er ihre kleine Hand in seiner spürte.
Zu dem Outfit, was Kristin trug, gehörten Stulpen über ihren Unterarmen und Hände und er erwischte sich dabei zu denken, dass es eigentlich schade war, weil er somit nicht ihre Haut direkt an seiner spüren konnte, obwohl er fand, dass es wirklich sehr gut aussah zu dem Kleid, was sie an hatte.
„Du wirst mir aber ein bißchen helfen müssen. Das ist so überhaupt nichts für mich. Ich war ewig nicht mehr da und hab keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Und ich habe immer das Gefühl, dass alle mich dumm ansehen, sich fragen, was ich überhaupt noch hier will.“ raunte er ihr zu, als sie langsam zusammen auf das Haus zu liefen.
Das Gefühl glaubte Kristin sehr gut zu kennen. „Nein, ich glaube, sie freuen sich, dich zu sehen. Und keine Angst. Ich bin ja auch noch da.“ antwortete sie. „Und Brahve... alle hier lieben dich. Alle.“ sagte sie dann noch, hatte das Gefühl, dass das jetzt wichtig war für ihn zu hören.
Deutlich konnte sie spüren, wie sich der muskulöse Körper neben ihr anspannte. „Ja, weil ich der Prinz bin und sie mir folgen müssen.“ gab er zurück, ganz so als wollte er das einfach so nicht hören, wollte nicht wahrnehmen, wie es wirklich war.
„Nein. Weil du du bist.“ stellte Kristin klar, woraufhin er komplett schwieg, aber neben ihr noch immer angespannt wirkte.
Kristin fragte sich wirklich, woher diese Zweifel an sich selber bei Brahve kamen. Jemand, der in ihren Augen nahe zu perfekt war. Sicher war der Druck, der auf ihm lag, die Hoffnungen einer ganzen Rasse, ziemlich stark, aber sie war sich sicher, dass er diesem gewachsen wäre, wenn er doch nicht länger die Augen vor seiner eigenen Stärke verschließen würde. Aber sie wusste, dass das jetzt nicht der richtige Moment war, um ihn darauf anzusprechen. Zu mal sie sich sicher war, dass er jetzt ohnehin abblocken würde, wenn sie damit anfangen würde.
Außerdem betraten sie jetzt das Foyer und eine Gelegenheit ein Gespräch unter vier Augen zu führen war somit ohnehin verstrichen.
Rhage steuerte direkt auf sie zu. „Kristin! Wir haben dich schon gesucht! Wir wollten Torte essen, aber das geht nicht ohne dich. Und ich sage dir, diese Torte ist so etwas lecker. Deine Mutter hat zwar versucht auf sie aufzupassen, aber ich konnte schon ein Stück kosten.“ grinste er wie ein kleiner Junge.
Kristin konnte nicht anders als zu lachen und spürte ein Gefühl der Wärme in sich. Brahve hatte recht gehabt, das hier war ihre Familie, ihre Feier. „Ja Dad, wir kommen. Du brauchst nicht mehr länger zu warten. Wir können jetzt Torte essen.“ lächelte sie.
Chapter 10
Seine Worte taten ihr so gut. Es hätte vermutlich nichts und niemanden gegeben, der sie in diesem Moment hätte mehr aufheitern können. „Das... hoffe ich. Ich hoffe es wirklich.“
„Und ich weiß es.“ sagte Brahve und sah für einen Moment lang auf seine Hände, bevor er ihren Blick suchte. „Ähm... ich schätze, jetzt wäre wohl der Moment, in dem ich dir mein Geschenk geben sollte?“ Seltene Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, aber das sorgte dafür, dass Kristin sich nur noch mal mehr über das freute, was er gerade gesagt hatte.
„Du hast ein Geschenk für mich?“ fragte sie neugierig.
„Ja, natürlich. Willst du es sehen?“
„Sehr gerne.“ nickte sie lächelnd.
Brahve nahm ein kleines Päckchen aus seiner Tasche und hielt es ihr entgegen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kristin.“
Aufgeregt nahm sie das Geschenk entgegen und öffnete es mit leicht zittrigen Fingern, wobei es ihr nicht so recht gelang es nur darauf zu schieben, dass es hier draußen eigentlich etwas zu kalt war, um jetzt hier zu sitzen. Allerdings fühlte sie sich hier jetzt gerade wohler als an jedem anderen Ort, jetzt wo Brahve neben ihr saß.
Als sie das Päckchen geöffnet hatte, hielt sie eine Kette in ihren Händen, die einen kleinen, blauen Stein hatte. Mit großen Augen starrte sie diesen an, drehte sich dann langsam zu Brahve um. Ihr fehlten eigentlich ein wenig die Worte. „Ich... Brahve... woher wusstet du... ich meine, die Kette, sie ist wunderschön.“ stotterte sie leicht.
„Na ja, der Stein... die Farbe erinnert mich an deine Augen. Es ist fast das gleiche Blau und ich fand, das würde zu dir passen. Ich wusste, dass du nach einem Stein in so einer Farbe gesucht hast und na ja... ich hab ihn gefunden.“ Er zuckte leicht mit den Schultern, so als wäre das nicht wirklich etwas besonderes. Für Kristin jedoch war es das.
„Ich... das... ist wirklich das schönste Geschenk, was ich bekommen habe.“ sagte sie leise. „Danke, Brahve.“
Sie gab dem Wunsch nach, ihn zu umarmen und seufzte leise, als sie spüren konnte, wie er seine starken Arme um sie schlang, die für die Kraft standen, die in ihm war. Eine Kraft, die beängstigend war, aber Kristin hatte keine Angst. Im Gegenteil... sie fühlte sich unglaublich wohl in seinen Armen, nahm seinen starken, männlichen Geruch in sich auf, in dem eine dunkle Note mit schwang. Auch das machte ihre keine Angst. Für sie war es einfach nur Brahve. Der einzige, der dafür sorgen konnte, dass diese seltsame Leere in ihrem Inneren gefüllt wurde, der einzige, bei dem sie sich vollständig fühlte.
Es überraschte Brahve, wie es sich anfühlte, sie zu umarmen. Es war ewig her, dass sie sich zum letzten Mal so umarmt hatten, aber dennoch erinnerte er sich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Kristin hatte gerade ihren ersten Schultag auf ihrer neuen Schule hinter sich gebracht, hatte es gehasst, hatte geweint und gesagt, sie würde dort nie wieder hingehen, gehörte dort nicht hin. Er hatte sie trösten wollen, nicht so recht gewusst wie und sie dann in seine Arme genommen. Damals waren sie beide nicht älter als 12 oder 13 gewesen.
Die Umarmung jetzt war auf eine Art und Weise sehr vertraut, aber auf der anderen Seite unterschied sie sich doch sehr der Umarmung, die sie als junge Teenies geteilt hatten. Ihm war dort nicht bewusst gewesen, wie gut sich ihr Körper an seinem anfühlte, wie gut dieser zarte weibliche Körper zu seinem starken männlichem passte.
Wie aus dem Nichts schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. Wie sich wohl ihre Haut anfühlen würde? Er verdrängte ihn sofort wieder. Er wusste, dass Kristin ihm aus Gründen, die er selber nicht so recht verstand, zu vertrauen schien und niemals würde er etwas tun, was dieses Vertrauen zerstören würde.
Es widerstrebte ihm, sie loszulassen und so löste er sich nur sehr langsam von ihr, spielte mit einer Hand mit den lockigen Spitzen ihrer langen Haaren. „Hat dir heute schon jemand gesagt, dass du wunderschön aussieht?“ fragte er, seine Stimme voller unausgesprochener, tiefer Emotionen.
Kristin schüttelte den Kopf. Natürlich wusste sie, dass es ihr heute schon mehrmals gesagt worden war, ihre Mutter, ihr Vater, einige ihrer Tanten, Nalla... sie alle hatten es ihr gesagt. Sie hatte es allerdings noch von niemandem gehört, von dem sie es hören wollte, hören musste. Bis jetzt.
„Dann scheint niemand sonst Augen im Kopf zu haben.“ grinste Brahve leicht. „Du siehst wunderschön aus, Kristin.“ wiederholte er noch mal.
„Danke.“ brachte sie schwach über die Lippen.
„Wenn du dann jetzt noch lächeln würdest... und ja nicht wieder anfangen wirst zu weinen.“ Eine leichte Warnung schwang in diesen Worten mit, aber eine gut gemeinte Warnung.
„Tu ich nicht. Jetzt fühle ich mich ja wohl.“
Ihre Haare fühlte sich angenehm seidig an und Brahve hatte nicht mal bemerkt, dass er bis jetzt noch immer unbewusst mit diesen gespielt hatte. Er löste seine Finger aus ihren Haaren und nickte zufrieden lächelnd.
„Wie wäre es dann, wenn wir jetzt wieder rein gehen würden? Da drin ist immerhin noch immer deine Party.“
„Und ich weiß es.“ sagte Brahve und sah für einen Moment lang auf seine Hände, bevor er ihren Blick suchte. „Ähm... ich schätze, jetzt wäre wohl der Moment, in dem ich dir mein Geschenk geben sollte?“ Seltene Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, aber das sorgte dafür, dass Kristin sich nur noch mal mehr über das freute, was er gerade gesagt hatte.
„Du hast ein Geschenk für mich?“ fragte sie neugierig.
„Ja, natürlich. Willst du es sehen?“
„Sehr gerne.“ nickte sie lächelnd.
Brahve nahm ein kleines Päckchen aus seiner Tasche und hielt es ihr entgegen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kristin.“
Aufgeregt nahm sie das Geschenk entgegen und öffnete es mit leicht zittrigen Fingern, wobei es ihr nicht so recht gelang es nur darauf zu schieben, dass es hier draußen eigentlich etwas zu kalt war, um jetzt hier zu sitzen. Allerdings fühlte sie sich hier jetzt gerade wohler als an jedem anderen Ort, jetzt wo Brahve neben ihr saß.
Als sie das Päckchen geöffnet hatte, hielt sie eine Kette in ihren Händen, die einen kleinen, blauen Stein hatte. Mit großen Augen starrte sie diesen an, drehte sich dann langsam zu Brahve um. Ihr fehlten eigentlich ein wenig die Worte. „Ich... Brahve... woher wusstet du... ich meine, die Kette, sie ist wunderschön.“ stotterte sie leicht.
„Na ja, der Stein... die Farbe erinnert mich an deine Augen. Es ist fast das gleiche Blau und ich fand, das würde zu dir passen. Ich wusste, dass du nach einem Stein in so einer Farbe gesucht hast und na ja... ich hab ihn gefunden.“ Er zuckte leicht mit den Schultern, so als wäre das nicht wirklich etwas besonderes. Für Kristin jedoch war es das.
„Ich... das... ist wirklich das schönste Geschenk, was ich bekommen habe.“ sagte sie leise. „Danke, Brahve.“
Sie gab dem Wunsch nach, ihn zu umarmen und seufzte leise, als sie spüren konnte, wie er seine starken Arme um sie schlang, die für die Kraft standen, die in ihm war. Eine Kraft, die beängstigend war, aber Kristin hatte keine Angst. Im Gegenteil... sie fühlte sich unglaublich wohl in seinen Armen, nahm seinen starken, männlichen Geruch in sich auf, in dem eine dunkle Note mit schwang. Auch das machte ihre keine Angst. Für sie war es einfach nur Brahve. Der einzige, der dafür sorgen konnte, dass diese seltsame Leere in ihrem Inneren gefüllt wurde, der einzige, bei dem sie sich vollständig fühlte.
Es überraschte Brahve, wie es sich anfühlte, sie zu umarmen. Es war ewig her, dass sie sich zum letzten Mal so umarmt hatten, aber dennoch erinnerte er sich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Kristin hatte gerade ihren ersten Schultag auf ihrer neuen Schule hinter sich gebracht, hatte es gehasst, hatte geweint und gesagt, sie würde dort nie wieder hingehen, gehörte dort nicht hin. Er hatte sie trösten wollen, nicht so recht gewusst wie und sie dann in seine Arme genommen. Damals waren sie beide nicht älter als 12 oder 13 gewesen.
Die Umarmung jetzt war auf eine Art und Weise sehr vertraut, aber auf der anderen Seite unterschied sie sich doch sehr der Umarmung, die sie als junge Teenies geteilt hatten. Ihm war dort nicht bewusst gewesen, wie gut sich ihr Körper an seinem anfühlte, wie gut dieser zarte weibliche Körper zu seinem starken männlichem passte.
Wie aus dem Nichts schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. Wie sich wohl ihre Haut anfühlen würde? Er verdrängte ihn sofort wieder. Er wusste, dass Kristin ihm aus Gründen, die er selber nicht so recht verstand, zu vertrauen schien und niemals würde er etwas tun, was dieses Vertrauen zerstören würde.
Es widerstrebte ihm, sie loszulassen und so löste er sich nur sehr langsam von ihr, spielte mit einer Hand mit den lockigen Spitzen ihrer langen Haaren. „Hat dir heute schon jemand gesagt, dass du wunderschön aussieht?“ fragte er, seine Stimme voller unausgesprochener, tiefer Emotionen.
Kristin schüttelte den Kopf. Natürlich wusste sie, dass es ihr heute schon mehrmals gesagt worden war, ihre Mutter, ihr Vater, einige ihrer Tanten, Nalla... sie alle hatten es ihr gesagt. Sie hatte es allerdings noch von niemandem gehört, von dem sie es hören wollte, hören musste. Bis jetzt.
„Dann scheint niemand sonst Augen im Kopf zu haben.“ grinste Brahve leicht. „Du siehst wunderschön aus, Kristin.“ wiederholte er noch mal.
„Danke.“ brachte sie schwach über die Lippen.
„Wenn du dann jetzt noch lächeln würdest... und ja nicht wieder anfangen wirst zu weinen.“ Eine leichte Warnung schwang in diesen Worten mit, aber eine gut gemeinte Warnung.
„Tu ich nicht. Jetzt fühle ich mich ja wohl.“
Ihre Haare fühlte sich angenehm seidig an und Brahve hatte nicht mal bemerkt, dass er bis jetzt noch immer unbewusst mit diesen gespielt hatte. Er löste seine Finger aus ihren Haaren und nickte zufrieden lächelnd.
„Wie wäre es dann, wenn wir jetzt wieder rein gehen würden? Da drin ist immerhin noch immer deine Party.“
Donnerstag, 3. Februar 2011
Chapter 9
Eine viertel Stunde später hatte Brahve Kristin noch immer nicht gefunden. Es machte ihn gefährlich wütend, dass niemand der Anwesenden hier zu wissen schien wo sie war. Immerhin war es doch ihr Geburtstag und er war der Meinung, dass man da doch wissen sollte, wo sie war. Jedoch ließ er nicht zu, dass diese Wut ihn zu sehr einnahm. Er konnte nicht zulassen, dass Wut seine Sinne benebelten.
Er nahm eine innere Unruhe wahr, fast schon eine Zerrissenheit und er wusste, dass das nicht seine eigene Unruhe war. Brahve war sich bewusst, dass diese Fähigkeiten die eines normalen Vampires überstiegen, aber er hatte bisher noch nie über diese gesprochen. Auch nicht mit einem seiner Lehrer – Phury, Zsadist und seit Neustem auch noch Payne, Qhuinn und Blay. Wenn dann tendierte er eher dazu, mit einem der letzten Beiden zu sprechen, denn diese wirkten auf ihn eher so, als würden sie ihn ein wenig verstehen, vor allem Qhuinn. Nur wusste er selber nicht mal genau, wie er seine Fähigkeiten beschreiben sollte. Manchmal spürte er eben einfach Gefühle von Anderen, so als wären es seine eigenen. Allerdings kam und ging diese Fähigkeit, er konnte sie nicht gezielt einsetzen und er verstand auch nicht, wieso er manchmal bei jemandem etwas spürte und bei anderen so überhaupt nichts.
Brahve beschloss, dieser Unruhe zu folgen, obwohl er nicht genau wusste, wer diese aussendete. Er verließ das Haupthaus, lief durch den Garten und blieb schließlich stehen. Kälte schoß durch sein Blut, als er eine Gestalt auf dem Boden sitzen sah. Er wusste sofort, dass es Kristin war und es tat ihm weh zu sehen, dass sie an ihrem Geburtstag hier draußen alleine in der Kälte auf dem Boden saß.
Langsam lief er zu ihr, wollte sie durch seine Anwesenheit nicht erschrecken. „Kristin?“ fragte er leise.
Kristin hob ihren Kopf. Kleine Schauer jagten durch ihren Körper als sie hörte, wie diese Stimme ihren Namen aussprach. Schnell rieb sie sich mit dem Handrücken über die Wangen. Ein schwacher Versuch, ihre Tränen zu verbergen, obwohl sie genau wusste, dass Brahves Sinne stärker waren als bei jedem anderen der jungen Krieger und er es somit ohnehin wissen würde, dass sie geweint hatte.
„Brahve... ich... wusste nicht, dass du da bist.“ sagte sie leise.
Für einen kurzen Moment spürte Brahve ein tiefes Schuldbewusstsein darüber, dass er zu spät erst hier war. Aber er schob es zur Seite, sagte sich, dass er dafür JETZT bei ihr sein musste, dass das das war, was wichtig war. „Es tut mir leid, dass ich etwas spät dran bin, aber ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren. Und dann wirst du mir verraten, was du alleine hier draußen machst!?“
Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als ihr bewusst wurde, dass ihr Geburtstag der Grund für seine Anwesenheit war und ihr klar wurde, dass sie sich doch nicht getäuscht hatte, als sie gesagt hatte, dass Brahve heute auf jeden Fall da sein würde. „Danke.“ sagte sie leise. „Und na ja... ich hab nicht wohl gefühlt auf der Party.“ gab sie dann nur zu.
Brahve saß so schnell neben ihr auf dem Boden, dass ihre Augen seine Bewegungen kaum wahrgenommen hatten. „Warum nicht? Ich meine, es ist doch deine Party.“
„Schon.“ Kristin starrte auf den Boden, war sich seiner Nähe nun viel zu deutlich bewusst. „Aber... ich hatte das Gefühl, dass ich da nicht hin gehöre. Ich passe nicht dazu. Ach, ich weiß auch nicht, das klingt dumm, oder?“
„Nein.“ Brahve schüttelte den Kopf. „Das Gefühl habe ich auch meistens. Deswegen vermeide ich es ja auch, bei solchen Gelegenheiten überhaupt hier zu sein.“
„Aber... du bist doch ein Krieger. Und jeder akzeptiert dich.“
„Ich finde nicht, dass ich ein Krieger bin. Ich trainiere kaum, sehe nicht wirklich einen Sinn darin. Ich hab doch überhaupt keine Ahnung, was ich mit mir anfangen will. Das einzige, was ich weiß ist, dass ich gegen allen bin, was man von mir erwartet, als Sohn des Königs. Ich erfülle nicht die Ansprüche, die an mich gestellt werden.“
Kristin seufzte leise. „Und ich weiß nicht mal, ob ich mich jemals wandeln werde. Ich bin nur ein Halbblut.“
Wieder stieg Wut in Brahve auf und nur ein anderes Gefühl, dass sich wohl am ehesten als Beschützerinstinkt erklären ließ, verhinderte, dass die Wut unkontrollierbar wurde. „So ein Unsinn. Die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, ist auch ein Halbblut. Und meine Mutter ist eine wundervolle Vampirin, eine so starke Königin und die beste Mutter, die ich mir wünschen könnte. Mach dich doch nicht selber schwächer als du bist. Du wirst dich wandeln, Kristin. Ganz sicher.“
Er nahm eine innere Unruhe wahr, fast schon eine Zerrissenheit und er wusste, dass das nicht seine eigene Unruhe war. Brahve war sich bewusst, dass diese Fähigkeiten die eines normalen Vampires überstiegen, aber er hatte bisher noch nie über diese gesprochen. Auch nicht mit einem seiner Lehrer – Phury, Zsadist und seit Neustem auch noch Payne, Qhuinn und Blay. Wenn dann tendierte er eher dazu, mit einem der letzten Beiden zu sprechen, denn diese wirkten auf ihn eher so, als würden sie ihn ein wenig verstehen, vor allem Qhuinn. Nur wusste er selber nicht mal genau, wie er seine Fähigkeiten beschreiben sollte. Manchmal spürte er eben einfach Gefühle von Anderen, so als wären es seine eigenen. Allerdings kam und ging diese Fähigkeit, er konnte sie nicht gezielt einsetzen und er verstand auch nicht, wieso er manchmal bei jemandem etwas spürte und bei anderen so überhaupt nichts.
Brahve beschloss, dieser Unruhe zu folgen, obwohl er nicht genau wusste, wer diese aussendete. Er verließ das Haupthaus, lief durch den Garten und blieb schließlich stehen. Kälte schoß durch sein Blut, als er eine Gestalt auf dem Boden sitzen sah. Er wusste sofort, dass es Kristin war und es tat ihm weh zu sehen, dass sie an ihrem Geburtstag hier draußen alleine in der Kälte auf dem Boden saß.
Langsam lief er zu ihr, wollte sie durch seine Anwesenheit nicht erschrecken. „Kristin?“ fragte er leise.
Kristin hob ihren Kopf. Kleine Schauer jagten durch ihren Körper als sie hörte, wie diese Stimme ihren Namen aussprach. Schnell rieb sie sich mit dem Handrücken über die Wangen. Ein schwacher Versuch, ihre Tränen zu verbergen, obwohl sie genau wusste, dass Brahves Sinne stärker waren als bei jedem anderen der jungen Krieger und er es somit ohnehin wissen würde, dass sie geweint hatte.
„Brahve... ich... wusste nicht, dass du da bist.“ sagte sie leise.
Für einen kurzen Moment spürte Brahve ein tiefes Schuldbewusstsein darüber, dass er zu spät erst hier war. Aber er schob es zur Seite, sagte sich, dass er dafür JETZT bei ihr sein musste, dass das das war, was wichtig war. „Es tut mir leid, dass ich etwas spät dran bin, aber ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren. Und dann wirst du mir verraten, was du alleine hier draußen machst!?“
Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als ihr bewusst wurde, dass ihr Geburtstag der Grund für seine Anwesenheit war und ihr klar wurde, dass sie sich doch nicht getäuscht hatte, als sie gesagt hatte, dass Brahve heute auf jeden Fall da sein würde. „Danke.“ sagte sie leise. „Und na ja... ich hab nicht wohl gefühlt auf der Party.“ gab sie dann nur zu.
Brahve saß so schnell neben ihr auf dem Boden, dass ihre Augen seine Bewegungen kaum wahrgenommen hatten. „Warum nicht? Ich meine, es ist doch deine Party.“
„Schon.“ Kristin starrte auf den Boden, war sich seiner Nähe nun viel zu deutlich bewusst. „Aber... ich hatte das Gefühl, dass ich da nicht hin gehöre. Ich passe nicht dazu. Ach, ich weiß auch nicht, das klingt dumm, oder?“
„Nein.“ Brahve schüttelte den Kopf. „Das Gefühl habe ich auch meistens. Deswegen vermeide ich es ja auch, bei solchen Gelegenheiten überhaupt hier zu sein.“
„Aber... du bist doch ein Krieger. Und jeder akzeptiert dich.“
„Ich finde nicht, dass ich ein Krieger bin. Ich trainiere kaum, sehe nicht wirklich einen Sinn darin. Ich hab doch überhaupt keine Ahnung, was ich mit mir anfangen will. Das einzige, was ich weiß ist, dass ich gegen allen bin, was man von mir erwartet, als Sohn des Königs. Ich erfülle nicht die Ansprüche, die an mich gestellt werden.“
Kristin seufzte leise. „Und ich weiß nicht mal, ob ich mich jemals wandeln werde. Ich bin nur ein Halbblut.“
Wieder stieg Wut in Brahve auf und nur ein anderes Gefühl, dass sich wohl am ehesten als Beschützerinstinkt erklären ließ, verhinderte, dass die Wut unkontrollierbar wurde. „So ein Unsinn. Die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, ist auch ein Halbblut. Und meine Mutter ist eine wundervolle Vampirin, eine so starke Königin und die beste Mutter, die ich mir wünschen könnte. Mach dich doch nicht selber schwächer als du bist. Du wirst dich wandeln, Kristin. Ganz sicher.“
Samstag, 29. Januar 2011
Chapter 8
„Brahve! Schön, dass du doch auch gekommen bist!“
Erleichtert atmete Brahve auf, als er die einzige Stimme hörte, die er jetzt ertragen konnte, als er sich ins Anwesen geschlichen hatte. Er drehte sich um und beugte sich zu seiner Mutter um ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu geben zur Begrüßung. Diese zärtliche Geste stand im Gegesatz zu der Kraft, die er ausstrahlte, aber er konnte wirklich zärtlich sein zu denjenigen, die er liebte.
„Jetzt nicht Mom, ja? Später. Ich muss erstmal dringend was erledigen. Hast du Kristin gesehen?“ wollte er wissen.
Beth schenkte ihrem Sohn ein sanftes Lächeln. „Als ich sie zuletzt gesehen habe, ist sie mit Nalla zu ein paar anderen jungen Vampirinnen gegangen.“
„Danke Mom. Ich geh sie suchen.“ sagte Brahve und lief dann auch gleich ins Wohnzimmer, ignorierte die überraschten Blicke, die ihm einige Bewohner des Anwesens zu warfen, ihn hier zu sehen. Er hatte nur Augen für Kristin, musste sie unbedingt finden, bevor er sich mit irgendetwas oder irgendwem anders auseinandersetzte.
Weder Kristin noch Nalla konnte er entdecken. Bei Nalla wunderte er sich nicht wirklich darüber, denn er wusste, dass seine Freundin jede Gelegenheit nutzte um mit Rhock irgendwohin zu verschwinden, wo ihr Vater sie nicht beim Küssen erwischen konnte. Nicht, dass ihn das störte. Er freute sich für Nalla und hielt Rhock für einen recht netten Kerl, auch wenn er selber nicht wirklich viel mit ihm zu tun hatte.
Nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte, steuerte Brahve auf Stahr und Shadhow zu, die einzigen beiden jungen Vampirinnen, die er noch entdeckten konnten. „Hey. Habt ihr vielleicht Kristin gesehen?“ fragte er sofort nach, legte keinerlei Wert darauf, ein Gespräch mit den Beiden zu beginnen.
Stahr und Shadhow tauschten einen kurzen Blick aus und begannen dann beide zu kichern. „Nein. Ist das wichtig?“ fragte Stahr lächelnd.
„Sonst würde ich nicht danach fragen.“ zischte Brahve. „Es ist IHR Geburtstag.“ betonte er, bereits jetzt leicht genervt von den Beiden.
„Das spielt aber doch keine Rolle, hm? Ich meine, wichtig ist doch nur, es ist eine Party, wir sind hier, du bist hier.“ Shadhows Ton legte Nahe, dass da noch viel mehr kommen würde, wenn er jetzt darauf eingehen würde.
Brahve verdrehte die Augen. Er hatte sich bereits genug die Hörner abgestossen und er musste zu geben, dass die Frauen, die sich ihm so offensichtlich an den Hals schmissen, längst langweilten und dass sie mit ihrem Verhalten eher genau das Gegenteil von dem erreichten, was sie damit eigentlich bezweckten. „Es ist aber rein zufällig Kristins Party.“ gab er zurück.
„Was willst du denn mit diesem kleinen Halbblut?“ fragte Stahr.
Das war der Moment, an dem Brahve jegliche Geduld verlor und sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Er war nun der ungezähmte, unberechenbare, furchterregende und unglaublich starke Krieger, der er in seinem Inneren war, den er allerdings nur sehr selten so zeigte und dessen er sich auch gar nicht wirklich bewusst war.
„Wisst ihr was, eigentlich hasse ich es ja, so was zu tun, aber in deisem Fall... Technisch gesehen ist das hier mein Haus...“
„Das deines Vaters.“ unterbrach Stahr ihn, schien noch nicht wirklich bemerkt zu haben, dass Brahve alles andere als zu Scherzen aufgelegt war.
„Mein Vater steht in allen Entscheidungen, die ich mache, hinter mir.“ gab Brahve eiskalt zurück. Die Übertreibung des Jahrhunderts. Wobei er wusste, dass Wrath in dem Fall sich ganz sicher nicht gegen ihn stellen würde. „Ich bin der Prinz und ich kann hier über alles entscheiden. Und deswegen werdet ihr beiden jetzt geht.“ sagte er, seine Stimme noch immer eiskalt, auf seinem Gesicht keinerlei Emotionen zu lesen. „Und das ist keine nett gemeinte Bitte.“ fügte er noch hinzu.
Stahr und Shadhow starrten ihn erschrocken an, schienen aber gemerkt zu haben, dass es besser war jetzt nicht mit ihm zu diskutieren und zogen sich wortlos zurück.
Erleichtert atmete Brahve aus. Dieses Problem hatte er gelöst, aber jetzt musste er noch immer unbedingt Kristin finden...
Erleichtert atmete Brahve auf, als er die einzige Stimme hörte, die er jetzt ertragen konnte, als er sich ins Anwesen geschlichen hatte. Er drehte sich um und beugte sich zu seiner Mutter um ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu geben zur Begrüßung. Diese zärtliche Geste stand im Gegesatz zu der Kraft, die er ausstrahlte, aber er konnte wirklich zärtlich sein zu denjenigen, die er liebte.
„Jetzt nicht Mom, ja? Später. Ich muss erstmal dringend was erledigen. Hast du Kristin gesehen?“ wollte er wissen.
Beth schenkte ihrem Sohn ein sanftes Lächeln. „Als ich sie zuletzt gesehen habe, ist sie mit Nalla zu ein paar anderen jungen Vampirinnen gegangen.“
„Danke Mom. Ich geh sie suchen.“ sagte Brahve und lief dann auch gleich ins Wohnzimmer, ignorierte die überraschten Blicke, die ihm einige Bewohner des Anwesens zu warfen, ihn hier zu sehen. Er hatte nur Augen für Kristin, musste sie unbedingt finden, bevor er sich mit irgendetwas oder irgendwem anders auseinandersetzte.
Weder Kristin noch Nalla konnte er entdecken. Bei Nalla wunderte er sich nicht wirklich darüber, denn er wusste, dass seine Freundin jede Gelegenheit nutzte um mit Rhock irgendwohin zu verschwinden, wo ihr Vater sie nicht beim Küssen erwischen konnte. Nicht, dass ihn das störte. Er freute sich für Nalla und hielt Rhock für einen recht netten Kerl, auch wenn er selber nicht wirklich viel mit ihm zu tun hatte.
Nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte, steuerte Brahve auf Stahr und Shadhow zu, die einzigen beiden jungen Vampirinnen, die er noch entdeckten konnten. „Hey. Habt ihr vielleicht Kristin gesehen?“ fragte er sofort nach, legte keinerlei Wert darauf, ein Gespräch mit den Beiden zu beginnen.
Stahr und Shadhow tauschten einen kurzen Blick aus und begannen dann beide zu kichern. „Nein. Ist das wichtig?“ fragte Stahr lächelnd.
„Sonst würde ich nicht danach fragen.“ zischte Brahve. „Es ist IHR Geburtstag.“ betonte er, bereits jetzt leicht genervt von den Beiden.
„Das spielt aber doch keine Rolle, hm? Ich meine, wichtig ist doch nur, es ist eine Party, wir sind hier, du bist hier.“ Shadhows Ton legte Nahe, dass da noch viel mehr kommen würde, wenn er jetzt darauf eingehen würde.
Brahve verdrehte die Augen. Er hatte sich bereits genug die Hörner abgestossen und er musste zu geben, dass die Frauen, die sich ihm so offensichtlich an den Hals schmissen, längst langweilten und dass sie mit ihrem Verhalten eher genau das Gegenteil von dem erreichten, was sie damit eigentlich bezweckten. „Es ist aber rein zufällig Kristins Party.“ gab er zurück.
„Was willst du denn mit diesem kleinen Halbblut?“ fragte Stahr.
Das war der Moment, an dem Brahve jegliche Geduld verlor und sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Er war nun der ungezähmte, unberechenbare, furchterregende und unglaublich starke Krieger, der er in seinem Inneren war, den er allerdings nur sehr selten so zeigte und dessen er sich auch gar nicht wirklich bewusst war.
„Wisst ihr was, eigentlich hasse ich es ja, so was zu tun, aber in deisem Fall... Technisch gesehen ist das hier mein Haus...“
„Das deines Vaters.“ unterbrach Stahr ihn, schien noch nicht wirklich bemerkt zu haben, dass Brahve alles andere als zu Scherzen aufgelegt war.
„Mein Vater steht in allen Entscheidungen, die ich mache, hinter mir.“ gab Brahve eiskalt zurück. Die Übertreibung des Jahrhunderts. Wobei er wusste, dass Wrath in dem Fall sich ganz sicher nicht gegen ihn stellen würde. „Ich bin der Prinz und ich kann hier über alles entscheiden. Und deswegen werdet ihr beiden jetzt geht.“ sagte er, seine Stimme noch immer eiskalt, auf seinem Gesicht keinerlei Emotionen zu lesen. „Und das ist keine nett gemeinte Bitte.“ fügte er noch hinzu.
Stahr und Shadhow starrten ihn erschrocken an, schienen aber gemerkt zu haben, dass es besser war jetzt nicht mit ihm zu diskutieren und zogen sich wortlos zurück.
Erleichtert atmete Brahve aus. Dieses Problem hatte er gelöst, aber jetzt musste er noch immer unbedingt Kristin finden...
Mittwoch, 26. Januar 2011
Chapter 7
Lässig saß Brahve in dem bequemen Sessel, seinem Stammplatz im „Dungeon“, um ihn herum saßen seine beiden engsten Freunde, mit denen er eigentlich jeden Tag hier her kam. Es langweilte ihn zwar mittlerweile längst, immer wieder hier zu sitzen, einen Drink nach dem anderen zu leeren, manchmal etwas zu rauchen, aber in seinen Augen war es weit besser, als sich mit seinem Training auseinander zu setzen, mit seinem Vater oder mit seiner Rolle in seiner Rasse, von der er nicht wirklich etwas wissen wollte. Brahve hielt sich einfach noch für viel zu jung, wollte erstmal seinen Spaß haben, sich austoben. Verantwortung übernehmen war für ihn ein Fremdwort.
Er war nicht dumm, wusste, dass er im Trainingsprogramm überhaupt nur noch geduldet wurde, weil er der Sohn des Königs war. Jeder andere wäre schon rausgeschmissen worden, aber es spielte für ihn keine Rolle. Er war ohnehin so gut wie nie da und wenn er da war, provozierte er seine Lehrer, die Anderen aus dem Programm, alles und jeden. Es war ihm alles recht, wenn er nur nicht das tat, was jeder von ihm erwartete, wozu er aber eben so überhaupt keine Lust hatte.
Die Einzige, die ihm leid tat, war seine Mutter. Beth war eine wundervolle Frau und Brahve bewunderte und verehrte sie mehr alles andere. Unzählige Male hatte sie bereits zwischen ihm und seinem Vater vermitteln müssen und nur seiner Mutter zu Liebe lenkte Brahve hin und wieder ein, wenn sein Vater ihn um etwas bat, ging hin und wieder zu Veranstaltungen der Glymera obwohl er diese verachtete und achtete auch ein wenig darauf, dass er wenigstens nicht alleine in Clubs ging, weil er wusste, wie sehr Beth seine Sicherheit am Herzen lag. Obwohl er es hasste, dass er immer mindestens einen Babysitter an der Seite hatte.
Shoul hielt ihm grinsend eine der selbstgedrehten Zigaretten hin, von denen Brahve wusste, dass sie einem das Gehirn vernebelten, die er hin und wieder aber auch ganz gerne mal rauchte. „Wie siehts aus? Bist du dabei?“
Langsam schüttelte Brahve den Kopf. Heute war es irgendwie alles etwas anderes. Wo er sich hier normalerweise wie zu Hause fühlte, so fragte er sich heute doch, wie er so einen dunklen Club als sein zu Hause ansehen konnte. Heute erschien ihm dieser Ort hier nicht der zu sein, an dem er sein sollte. Nur, dass ihm noch nicht so ganz klar war, wieso das so war.
„Willst du dann noch einen Drink?“ fragte Shoul und stand auch schon auf um eine Bestellung abzugeben.
„Nein auch nicht.“
„Was ist denn heute mit dir los, Mann?“ Eine Hand traf ihn hart am Rücken, als sein Freund ihm dagegen schlug. „Ärger mit Frauen?“
Brahve zog eine Augenbraue leicht hoch. „Ich habe nie Ärger mit Frauen und das weißt du auch. Sie interessieren mich nie lange genug als dass ich mich überhaupt drüber ärgern könnte.“ antwortete er und verdrehte dann leicht die Augen. „Nein, ich glaube... ich muss heute mal nach Hause.“
„Was? Okay, dann bist du vermutlich krank. Wie oft hast du schon bei mir gepennt, weil du keinen Bock hattest, deinem Alten zu erklären, warum du schon wieder die ganze Zeit nicht da warst, woher du so spät kommst... ob dir jemand die Windeln gewechselt hat oder dir dein Fläschen warm gemacht hat und...“
„Halt die Klappe!“ unterbrach Brahve ihn hart und Shoul verstummte sofort. Brahve legte zwar keinerlei Wert darauf so etwas zu hören, aber er strahlte so viel Respekt aus, war ein geborener Herrscher und niemand wagte es ihm zu widersprechen, wenn er so hart klang wie jetzt in diesem Moment. „Diesmal ist es etwas ganz anderes. Es ist wichtig, dass ich da bin und es geht nicht um meine Eltern.“
Mehr konnte und wollte er an der Stelle nicht dazu sagen, wartete auch gar nicht erst, ob Shoul oder Jhustice noch etwas dazu sagen würde und sprang auch schon auf. Hektisch warf er einen Blick auf seine Uhr und fluchte leise vor sich hin, ärgerte sich über sich selber, dass er sich wie immer von seinem übergroßen Wunsch nach Rebellion und Unabhängigkeit hatte leiten lassen und überhaupt heute erst hier her gekommen war.
Verdammt, er würde zu spät kommen. Sogar viel zu spät...
Er war nicht dumm, wusste, dass er im Trainingsprogramm überhaupt nur noch geduldet wurde, weil er der Sohn des Königs war. Jeder andere wäre schon rausgeschmissen worden, aber es spielte für ihn keine Rolle. Er war ohnehin so gut wie nie da und wenn er da war, provozierte er seine Lehrer, die Anderen aus dem Programm, alles und jeden. Es war ihm alles recht, wenn er nur nicht das tat, was jeder von ihm erwartete, wozu er aber eben so überhaupt keine Lust hatte.
Die Einzige, die ihm leid tat, war seine Mutter. Beth war eine wundervolle Frau und Brahve bewunderte und verehrte sie mehr alles andere. Unzählige Male hatte sie bereits zwischen ihm und seinem Vater vermitteln müssen und nur seiner Mutter zu Liebe lenkte Brahve hin und wieder ein, wenn sein Vater ihn um etwas bat, ging hin und wieder zu Veranstaltungen der Glymera obwohl er diese verachtete und achtete auch ein wenig darauf, dass er wenigstens nicht alleine in Clubs ging, weil er wusste, wie sehr Beth seine Sicherheit am Herzen lag. Obwohl er es hasste, dass er immer mindestens einen Babysitter an der Seite hatte.
Shoul hielt ihm grinsend eine der selbstgedrehten Zigaretten hin, von denen Brahve wusste, dass sie einem das Gehirn vernebelten, die er hin und wieder aber auch ganz gerne mal rauchte. „Wie siehts aus? Bist du dabei?“
Langsam schüttelte Brahve den Kopf. Heute war es irgendwie alles etwas anderes. Wo er sich hier normalerweise wie zu Hause fühlte, so fragte er sich heute doch, wie er so einen dunklen Club als sein zu Hause ansehen konnte. Heute erschien ihm dieser Ort hier nicht der zu sein, an dem er sein sollte. Nur, dass ihm noch nicht so ganz klar war, wieso das so war.
„Willst du dann noch einen Drink?“ fragte Shoul und stand auch schon auf um eine Bestellung abzugeben.
„Nein auch nicht.“
„Was ist denn heute mit dir los, Mann?“ Eine Hand traf ihn hart am Rücken, als sein Freund ihm dagegen schlug. „Ärger mit Frauen?“
Brahve zog eine Augenbraue leicht hoch. „Ich habe nie Ärger mit Frauen und das weißt du auch. Sie interessieren mich nie lange genug als dass ich mich überhaupt drüber ärgern könnte.“ antwortete er und verdrehte dann leicht die Augen. „Nein, ich glaube... ich muss heute mal nach Hause.“
„Was? Okay, dann bist du vermutlich krank. Wie oft hast du schon bei mir gepennt, weil du keinen Bock hattest, deinem Alten zu erklären, warum du schon wieder die ganze Zeit nicht da warst, woher du so spät kommst... ob dir jemand die Windeln gewechselt hat oder dir dein Fläschen warm gemacht hat und...“
„Halt die Klappe!“ unterbrach Brahve ihn hart und Shoul verstummte sofort. Brahve legte zwar keinerlei Wert darauf so etwas zu hören, aber er strahlte so viel Respekt aus, war ein geborener Herrscher und niemand wagte es ihm zu widersprechen, wenn er so hart klang wie jetzt in diesem Moment. „Diesmal ist es etwas ganz anderes. Es ist wichtig, dass ich da bin und es geht nicht um meine Eltern.“
Mehr konnte und wollte er an der Stelle nicht dazu sagen, wartete auch gar nicht erst, ob Shoul oder Jhustice noch etwas dazu sagen würde und sprang auch schon auf. Hektisch warf er einen Blick auf seine Uhr und fluchte leise vor sich hin, ärgerte sich über sich selber, dass er sich wie immer von seinem übergroßen Wunsch nach Rebellion und Unabhängigkeit hatte leiten lassen und überhaupt heute erst hier her gekommen war.
Verdammt, er würde zu spät kommen. Sogar viel zu spät...
Montag, 24. Januar 2011
Chapter 6
Beide Frauen hatten Tränen in den Augen und Rhage wartete einen Moment bevor er seine Tochter seinerseits fest in die Arme schloß um ihr zu gratulieren.
Nachdem sie diesen Moment mit ihrem Vater in vollen Zügen genossen hatte, war es nun an der Reihe ihrer Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen ihr zu gratulieren. Phury und Cormia hatten außer Aghony noch ein Zwillingspärchen, das etwa zehn Jahre jünger war als Kristin. Butch und Marissa hatten ebenfalls einen Sohn im Teenageralter. Vishous und Jane war das einzige Paar, das bisher noch kein Kind hatte.
Nur mit Not unterdrückte sie bei Wrath und Beth die Frage danach, ob sie wussten, wo Brahve war und ob er noch kommen würde. Stattdessen lief sie nun im Kreis ihrer Familie ins Wohnzimmer, wo einige anderen jungen Vampire und Vampirinnen versammelt waren. Die Doggen hatten ein riesiges Festessen vorbereitet und alles festlich geschmückt.
Kristin nahm mehr oder weniger abwesend die Glückwünsche ihrer anderen Gäste entgegen. Auch hier war Brahve nirgends zu finden und das traf sie noch weit mehr als erwartet. Immer, wenn sie sich so fühlte, als würde sie nicht richtig dazu gehören, war er seltsamerweise der einzige, der ihr das Gefühl gab, dass sie sich nahe standen. Ein Gefühl, dass sie manchmal noch nicht mal bei ihren Eltern so empfand.
So wirklich die Gelegenheit weiter darüber nachzudenken, bekam sie jetzt allerdings erstmal nicht mehr. Festessen verliefen in diesem Haus immer sehr laut und fröhlich, so dass sie viel mit lachte und sich jetzt wirklich richtig wohl fühlte, stand sie doch in diesem Fall im Mittelpunkt dieses Essens.
Später zerstreute sich das ganze etwas, die jüngeren Kinder spielten zusammen, die Brüder unterhielten sich untereinander und Kristin schloß sich zusammen mit Nalla und deren Freund Rhock der Jugend an.
Nalla versuchte ihr Bestes, um Kristin in alles mit einzubeziehen, weil sie immerhin die Einzige war, die ihre Transition noch nicht hinter sich gebracht hatte. Zwei der jungen Vampirinnen, Stahr und Shadhow hatten ihre erst vor Kurzem durch gestanden und kannten zur Zeit kaum noch ein anderes Thema, kicherten immer wieder, wenn sie sich daran erinnerten.
„Immerhin bin ich jetzt 21, also wird es bei mir ja wohl auch nicht mehr so wirklich lange dauern.“ gab Kristin zu bedenken und schluckte als sie den abwertenden Blick bemerkte, den die beiden Anderen ihr daraufhin zu werfen.
„Bei dir ist es doch noch überhaupt nicht sicher, ob du überhaupt jemals zum Vampir wirst.“ zischte Shadhow.
„Wovon redest du?“ fragte Nalla scharf zurück, während Kristin neben ihr sofort um einiges blasser wurde.
„Als wenn du das nicht wüsstest. Wir wissen es doch alle. Ihre Mutter ist doch nur ein schwacher Mensch. Niemand weiß, ob ihre Vampirgene stark genug sind, damit die Transition überhaupt einsetzt. Sieh es ein, Nalla, auch wenn sie jetzt 21 ist, Kristin ist keine von uns und wird es nie sein.“
Stahr nickte zu den Ausführungen ihrer Freundin. „Genau so ist es. Du gehörst hier nicht her. Ich versteh nicht mal, warum sie dir so eine Feier machen. Vielleicht als Trost dafür, dass sie auch wissen, dass du ein sterbliches, dreckiges Halbblut bist.“
Schon als Shadhow ziemlich abwertend darüber gesprochen hatte, dass Mary ein Mensch war, hatte Kristin das Gefühl gehabt, man würde auf ihrem Herz rumtrampeln. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, wünschte sich, sie hätte wenigstens die Stärke von Nalla, die sich gegen so etwas sicher sofort zur Wehr setzen würde, aber sie blieb stumm. Bei den Worten sterbliches, dreckiges Halbblut jedoch riss etwas in ihrem Inneren. Die Wunde, die stets da gewesen war, ausgelöst von dem Gedanken, dass sie sich manchmal so fühlte als gehörte sie nicht dazu, riss jetzt vollkommen auf, traf sie mit einer Wucht, die ihr den Atem nahm. Sie presste eine Hand vor den Mund, schüttelte nur den Kopf und schaffte es wenigstens noch aus dem Raum zu rennen, aus dem Haus zu rennen und wenigstens den anderen nicht die Genugtuung zu geben, vor ihren Augen völlig in sich zusammen zu brechen. Denn das war das, was sie tat, sobald sie alleine war. Irgendwo draußen in der Kälte auf dem Gelände des Anwesens sank sie schluchzend in sich zusammen.
Nachdem sie diesen Moment mit ihrem Vater in vollen Zügen genossen hatte, war es nun an der Reihe ihrer Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen ihr zu gratulieren. Phury und Cormia hatten außer Aghony noch ein Zwillingspärchen, das etwa zehn Jahre jünger war als Kristin. Butch und Marissa hatten ebenfalls einen Sohn im Teenageralter. Vishous und Jane war das einzige Paar, das bisher noch kein Kind hatte.
Nur mit Not unterdrückte sie bei Wrath und Beth die Frage danach, ob sie wussten, wo Brahve war und ob er noch kommen würde. Stattdessen lief sie nun im Kreis ihrer Familie ins Wohnzimmer, wo einige anderen jungen Vampire und Vampirinnen versammelt waren. Die Doggen hatten ein riesiges Festessen vorbereitet und alles festlich geschmückt.
Kristin nahm mehr oder weniger abwesend die Glückwünsche ihrer anderen Gäste entgegen. Auch hier war Brahve nirgends zu finden und das traf sie noch weit mehr als erwartet. Immer, wenn sie sich so fühlte, als würde sie nicht richtig dazu gehören, war er seltsamerweise der einzige, der ihr das Gefühl gab, dass sie sich nahe standen. Ein Gefühl, dass sie manchmal noch nicht mal bei ihren Eltern so empfand.
So wirklich die Gelegenheit weiter darüber nachzudenken, bekam sie jetzt allerdings erstmal nicht mehr. Festessen verliefen in diesem Haus immer sehr laut und fröhlich, so dass sie viel mit lachte und sich jetzt wirklich richtig wohl fühlte, stand sie doch in diesem Fall im Mittelpunkt dieses Essens.
Später zerstreute sich das ganze etwas, die jüngeren Kinder spielten zusammen, die Brüder unterhielten sich untereinander und Kristin schloß sich zusammen mit Nalla und deren Freund Rhock der Jugend an.
Nalla versuchte ihr Bestes, um Kristin in alles mit einzubeziehen, weil sie immerhin die Einzige war, die ihre Transition noch nicht hinter sich gebracht hatte. Zwei der jungen Vampirinnen, Stahr und Shadhow hatten ihre erst vor Kurzem durch gestanden und kannten zur Zeit kaum noch ein anderes Thema, kicherten immer wieder, wenn sie sich daran erinnerten.
„Immerhin bin ich jetzt 21, also wird es bei mir ja wohl auch nicht mehr so wirklich lange dauern.“ gab Kristin zu bedenken und schluckte als sie den abwertenden Blick bemerkte, den die beiden Anderen ihr daraufhin zu werfen.
„Bei dir ist es doch noch überhaupt nicht sicher, ob du überhaupt jemals zum Vampir wirst.“ zischte Shadhow.
„Wovon redest du?“ fragte Nalla scharf zurück, während Kristin neben ihr sofort um einiges blasser wurde.
„Als wenn du das nicht wüsstest. Wir wissen es doch alle. Ihre Mutter ist doch nur ein schwacher Mensch. Niemand weiß, ob ihre Vampirgene stark genug sind, damit die Transition überhaupt einsetzt. Sieh es ein, Nalla, auch wenn sie jetzt 21 ist, Kristin ist keine von uns und wird es nie sein.“
Stahr nickte zu den Ausführungen ihrer Freundin. „Genau so ist es. Du gehörst hier nicht her. Ich versteh nicht mal, warum sie dir so eine Feier machen. Vielleicht als Trost dafür, dass sie auch wissen, dass du ein sterbliches, dreckiges Halbblut bist.“
Schon als Shadhow ziemlich abwertend darüber gesprochen hatte, dass Mary ein Mensch war, hatte Kristin das Gefühl gehabt, man würde auf ihrem Herz rumtrampeln. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, wünschte sich, sie hätte wenigstens die Stärke von Nalla, die sich gegen so etwas sicher sofort zur Wehr setzen würde, aber sie blieb stumm. Bei den Worten sterbliches, dreckiges Halbblut jedoch riss etwas in ihrem Inneren. Die Wunde, die stets da gewesen war, ausgelöst von dem Gedanken, dass sie sich manchmal so fühlte als gehörte sie nicht dazu, riss jetzt vollkommen auf, traf sie mit einer Wucht, die ihr den Atem nahm. Sie presste eine Hand vor den Mund, schüttelte nur den Kopf und schaffte es wenigstens noch aus dem Raum zu rennen, aus dem Haus zu rennen und wenigstens den anderen nicht die Genugtuung zu geben, vor ihren Augen völlig in sich zusammen zu brechen. Denn das war das, was sie tat, sobald sie alleine war. Irgendwo draußen in der Kälte auf dem Gelände des Anwesens sank sie schluchzend in sich zusammen.
Sonntag, 23. Januar 2011
Chapter 5
„Ich muss sagen, ich bewundere dich, dass du so sehr an ihn glaubst. Ich hoffe, du behälst recht. Es wäre schade, wenn er nicht dabei wäre.“ antwortete Nalla ehrlich. Sie selber jedoch glaubte nicht so fest daran, dass Brahve heute da sein würde wie ihre Freundin, aber sie wollte ihr die Hoffnungen nicht nehmen. Immerhin sollte es ein schöner Tag für Kristin werden. „Deine Haare sind fertig. Was sagst du dazu?“ Sie hielt ihr einen kleinen Spiegel entgegen, damit sie sich ansehen konnte, wie die Frisur geworden war.
„Wow.“ Der überraschte Gesichtsausdruck von Kristin brachte Nalla zum Lachen.
„Was ist? So gut oder so schlecht?“
„Das... das sieht... also ich... sehe irgendwie hübsch aus.“
„Und das überrascht dich? Du bist doch hübsch!“ sagte Nalla ernst.
Kristin nickte und schenkte ihr ein Lächeln. „Ja, Danke für deine Hilfe.“ Nur, dass sonst offenbar niemand wirklich zu bemerken schien, dass sie hübsch war. Und im Vergleich zu den anderen Vampirinnen kam sie sich nun mal immer wie eine graue Maus vor. Und sonst... alle hier auf dem Anwesen sahen in ihr höchstens die kleine oder große Schwester.
„Gehst du dann schon mal runter? Ich komme gleich.“
„Klar. Alle warten schon auf dich.“ lachte Nalla, umarmte Kristin kurz und verließ dann das Zimmer um nach unten in die große Halle zu gehen.
Eine Weile starrte Kristin ihr Spiegelbild unverwandt an, spielte mit den lockigen Spitzen ihrer Haare. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, die Frau in dem Spiegel überhaupt nicht zu kennen, hatte fast Angst sich in diesem Bild zu verlieren und sich selber nicht mehr wieder zu finden. Sie schüttelte diese Gedanken so gut es ging ab, fragte sich, woher sie überhaupt kamen. Sie hatte heute Geburtstag, sollte diesen Tag nicht an dunkle Gedanken verschwenden, die sie ohnehin fast jedesmal dann einholten, wenn sie ins Bett ging und zu schlafen. Auch da fühlte sie sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Zimmer, wie als hätte sie nie hier hin gehört, obwohl das hier ihr zu Hause war, ihre Familie.
Nach einigen Minuten fühlte Kristin sich endlich soweit um ihr Zimmer zu verlassen. Es war ja nicht so, dass sie sich nicht auf ihre Feier freute.
Sie lächelte schließlich auch, als sie langsam die Treppe nach unten lief, an deren Ende ihre Eltern sie bereits erwarteten. Dahinter standen alle Brüder mit ihren Shellans und deren Kinder, die sie als ihre Brüder und Schwestern ansah. Obwohl sie sie alle liebte, obwohl es sie freute, dass sie diesen Moment gerade mit ihr teilten, suchten ihre Augen unruhig nach einem vertrauten Gesicht. Mühsam verbarg sie, dass ihre Beine leicht zitterten bei jedem Schritt, den sie die Treppe weiter nach unten ging und bei dem sie sich eingestehen musste, dass er nicht hier war. Und das, wo sie so fest daran geglaubt hatte. Der Platz neben Wrath und Beth jedoch war... leer.
Die Anderen, die nicht zur Familie gehörten, aber an der Feier teilnehmen würden, waren bereits im Wohnzimmer und irgendwie gelang es ihr, sich einzureden, dass Brahve ja vielleicht auch dort war. Bei den anderen aus dem Trainingszentrum.
Als Kristin die letzte Stufe genommen hatte, trat Mary vor und zog ihre Tochter in eine warme Umarmung. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Schatz. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich war, als meine Große die Treppe runter gekommen ist. Du siehst so hübsch aus.“ sagte sie. Ihre Wangen hatten einen warmen Glanz angenommen und ihre Augen strahlten, als sie sprach.
„Sehr hübsch sogar. Die schönste Tochter, die man haben kann.“ fügte Rhage mit stolz geschwellter Stimme hinzu, in seinen Augen das selbe Strahlen wie in denen von Mary.
„Ich habe auch noch ein Geschenk für dich. Es... ist etwas ganz besonderes.“ Marys Stimme klang voller Emotionen, als sie nun ein kleines Päckchen in den Händen hielt und ihrer Tochter dieses reichte. „Ich habe es von meiner Mutter bekommen, als ich so alt war, wie du jetzt und ich möchte, dass du es nun trägst.“
Rhage hatte einen Arm um die Hüften seiner Frau gelegt, wusste er doch, dass sie meistens von Traurigkeit überflutet wurde, wenn sie von ihrer Mutter sprach.
Jetzt zitterten Kristins Hände merklich als sie das Päckchen nahm und es öffnete. Einen Moment später hielt sie eine silberne Kette mit einem kleinen sternförnigen Anhänger zwischen ihren Fingern. Sie schluckte schwer und fiel ihrer Mutter dann um den Hals. „Danke, Mom. Das... das bedeutet mir so viel. Und ich werde es mit Stolz tragen.“
„Wow.“ Der überraschte Gesichtsausdruck von Kristin brachte Nalla zum Lachen.
„Was ist? So gut oder so schlecht?“
„Das... das sieht... also ich... sehe irgendwie hübsch aus.“
„Und das überrascht dich? Du bist doch hübsch!“ sagte Nalla ernst.
Kristin nickte und schenkte ihr ein Lächeln. „Ja, Danke für deine Hilfe.“ Nur, dass sonst offenbar niemand wirklich zu bemerken schien, dass sie hübsch war. Und im Vergleich zu den anderen Vampirinnen kam sie sich nun mal immer wie eine graue Maus vor. Und sonst... alle hier auf dem Anwesen sahen in ihr höchstens die kleine oder große Schwester.
„Gehst du dann schon mal runter? Ich komme gleich.“
„Klar. Alle warten schon auf dich.“ lachte Nalla, umarmte Kristin kurz und verließ dann das Zimmer um nach unten in die große Halle zu gehen.
Eine Weile starrte Kristin ihr Spiegelbild unverwandt an, spielte mit den lockigen Spitzen ihrer Haare. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, die Frau in dem Spiegel überhaupt nicht zu kennen, hatte fast Angst sich in diesem Bild zu verlieren und sich selber nicht mehr wieder zu finden. Sie schüttelte diese Gedanken so gut es ging ab, fragte sich, woher sie überhaupt kamen. Sie hatte heute Geburtstag, sollte diesen Tag nicht an dunkle Gedanken verschwenden, die sie ohnehin fast jedesmal dann einholten, wenn sie ins Bett ging und zu schlafen. Auch da fühlte sie sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Zimmer, wie als hätte sie nie hier hin gehört, obwohl das hier ihr zu Hause war, ihre Familie.
Nach einigen Minuten fühlte Kristin sich endlich soweit um ihr Zimmer zu verlassen. Es war ja nicht so, dass sie sich nicht auf ihre Feier freute.
Sie lächelte schließlich auch, als sie langsam die Treppe nach unten lief, an deren Ende ihre Eltern sie bereits erwarteten. Dahinter standen alle Brüder mit ihren Shellans und deren Kinder, die sie als ihre Brüder und Schwestern ansah. Obwohl sie sie alle liebte, obwohl es sie freute, dass sie diesen Moment gerade mit ihr teilten, suchten ihre Augen unruhig nach einem vertrauten Gesicht. Mühsam verbarg sie, dass ihre Beine leicht zitterten bei jedem Schritt, den sie die Treppe weiter nach unten ging und bei dem sie sich eingestehen musste, dass er nicht hier war. Und das, wo sie so fest daran geglaubt hatte. Der Platz neben Wrath und Beth jedoch war... leer.
Die Anderen, die nicht zur Familie gehörten, aber an der Feier teilnehmen würden, waren bereits im Wohnzimmer und irgendwie gelang es ihr, sich einzureden, dass Brahve ja vielleicht auch dort war. Bei den anderen aus dem Trainingszentrum.
Als Kristin die letzte Stufe genommen hatte, trat Mary vor und zog ihre Tochter in eine warme Umarmung. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Schatz. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich war, als meine Große die Treppe runter gekommen ist. Du siehst so hübsch aus.“ sagte sie. Ihre Wangen hatten einen warmen Glanz angenommen und ihre Augen strahlten, als sie sprach.
„Sehr hübsch sogar. Die schönste Tochter, die man haben kann.“ fügte Rhage mit stolz geschwellter Stimme hinzu, in seinen Augen das selbe Strahlen wie in denen von Mary.
„Ich habe auch noch ein Geschenk für dich. Es... ist etwas ganz besonderes.“ Marys Stimme klang voller Emotionen, als sie nun ein kleines Päckchen in den Händen hielt und ihrer Tochter dieses reichte. „Ich habe es von meiner Mutter bekommen, als ich so alt war, wie du jetzt und ich möchte, dass du es nun trägst.“
Rhage hatte einen Arm um die Hüften seiner Frau gelegt, wusste er doch, dass sie meistens von Traurigkeit überflutet wurde, wenn sie von ihrer Mutter sprach.
Jetzt zitterten Kristins Hände merklich als sie das Päckchen nahm und es öffnete. Einen Moment später hielt sie eine silberne Kette mit einem kleinen sternförnigen Anhänger zwischen ihren Fingern. Sie schluckte schwer und fiel ihrer Mutter dann um den Hals. „Danke, Mom. Das... das bedeutet mir so viel. Und ich werde es mit Stolz tragen.“
Freitag, 21. Januar 2011
Chapter 4
Caldwell, New York, Winter 2030
Verzweifelt versuchte Kristin ihre widerspenstigen, langen blonden Locken zu bändigen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Vermutlich lag es an der Aufregung. Schon so lange fieberte sie diesem Tag entgegen. Sie wusste nicht mal mehr seit wie langem schon. Aber sie glaubte fest daran, dass er etwas ganz besonderes werden würde. Und genau deswegen wollte sie heute besonders gut aussehen.
Sie drehte sich um, als es an der Tür klopfte und sich einen Moment später ein dunkelhaariger Kopf ins Zimmer schob.
Kristin und Nalla waren in ihrer Kindheit immer gut befreundet gewesen, hatten sehr viel Zeit miteinander verbracht, viel miteinander gespielt. Sie hatte sich immer wohl in der Gesellschaft ihrer Freundin gefühlt. Nur eine Person hatte ihr immer noch näher gestanden als die hübsche Vampirin – Brahve.
Erst, als die etwas Ältere Nalla vor zwei Jahren durch ihre Transition gegangen war, hatte sich ihr Verhältnis ein wenig verändert. Nalla war schon immer eine besondere Schönheit gewesen, aber seit der Transition hatte sich ihr Körper nur noch weiblicher entwickelt und sie war nahe zu perfekt. Kristin, die ihre Transition noch nicht hinter sich hatte, glaubte seitdem immer ein wenig im Schatten der älteren Vampirin zu stehen, glaubte bei den Themen über die sie sich mit den anderen Vampirinnen, die die Transition ebenfalls hinter sich hatten, unterhielt, nicht mit reden zu können. Und Nalla hatte in der Zwischenzeit nun auch einen Freund – ein junger hübscher Vampir, der im Trainingszentrum der Bruderschaft trainierte und wahrscheinlich irgendwann ein Bruder werden würde, der ihr durch die Transition geholfen hatte.
In diesem Moment jedoch war Kristin froh darüber, ihre Freundin zu sehen. „Ich hasse meine Haare.“ murmelte sie und sah hilflos zu Nalla.
Nalla trat richtig ins Zimmer und hinter Kristin, griff nach einer Bürste und einem Glätteisen. „Du bist so hübsch. Und dich beneiden alle um deine Haare. Aber ich helf dir, hm?“ bot sie an.
„Danke, das wäre echt toll.“ strahlte Kristin. „Ich weiß auch nicht, aber ich will heute einfach nur... gut aussehen.“
„Versteh ich.“ Nalla begann ihre Haare etwas zu glätten, ließ sie Spitzen aber gelockt. „Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“ wollte sie wissen und beobachtete die Jüngere neugierig im Spiegel.
Kristins Wangen nahmen einen leichten Rotton an. Vielleicht gab es diesen Grund. Aber sie war noch nicht mal wirklich bereit dazu, sich das selber einzugestehen. Was hatte es auch schon für einen Sinn?
„Nein, nicht wirklich. Ich will einfach nur hübsch aussehen heute. Mom sagt auch, ich werde nur einmal 21 und ich soll es so richtig geniessen.“ Wie immer, wenn sie von ihrer Mutter sprach lag ein warmes Lächeln auf ihren Lippen.
„Tante Mary hat recht. Und ob du das geniessen solltest. Ich meine hey, die Party heute ist nur für dich, hm?“ antwortete Nalla ihr lächelnd.
„Dad macht ein großes Geheimnis aus dem, was ich noch so alles zum Geburtstag bekomme, aber ich lasse ihm den Spaß.“ lachte Kristin.
„Typisch Rhage. Er verwöhnt dich. Wen hast du denn sonst noch alles eingeladen? Ein paar aus dem Trainingszentrum?“ wollte Nalla wissen.
„Ja, aber nur zwei oder drei. Sie nehmen mich doch alle nicht so wirklich ernst, weil ich noch nicht durch meine Transition bin. Für sie bin ich doch immer noch ein kleines Mädchen. Also werden nur alle Kinder von den Brüdern da sein, zwei oder drei der Vampire aus dem Trainingszentrum und ein paar Mädchen aus der Schule. Und... Brahve.“ Kristin biss sich auf die Lippen, als sie diesen Namen erwähnte. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn nicht noch mal extra hätte aufzählen müssen, nachdem sie bereits gesagt hatte, dass alle Kinder der Brüder da waren.
Glücklicherweise schien Nalla das nicht weiter zu bemerken. „Brahve? Bist du sicher? Er erträgt es doch kaum, im gleichen Raum wie sein Vater zu sein. Der hat doch bestimmt besseres zu tun als auf einer Familienfeier abzuhängen.“ gab sie zu bedenken.
Kristin schüttelte den Kopf. „Nein, Brahve hat mir versprochen, dass er kommen wird. Und er... also er... hält sein Versprechen.“ bemühte sie sich so fest wie möglich zu sagen. Natürlich war sie sich bewusst, dass ihr bester Freund in der letzten Zeit nicht gerade zuverlässig gewesen war, dass er alles tat um seiner Rolle als zukünftiger König zu entkommen. Sogar das Training schleifen ließ. Völlig unzurechenbar geworden war. Hatte sie früher immer geglaubt, Brahve zu kennen, so hatte sie jetzt manchmal das Gefühl, dass ihn ein dunkles Geheimnis umgab, von dem sie keine Ahnung hatte. Dennoch... er hatte sie bisher noch nie enttäuscht. Und erst recht würde er ihren Geburtstag nicht vergessen. Niemals. Nicht Brahve.
Verzweifelt versuchte Kristin ihre widerspenstigen, langen blonden Locken zu bändigen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Vermutlich lag es an der Aufregung. Schon so lange fieberte sie diesem Tag entgegen. Sie wusste nicht mal mehr seit wie langem schon. Aber sie glaubte fest daran, dass er etwas ganz besonderes werden würde. Und genau deswegen wollte sie heute besonders gut aussehen.
Sie drehte sich um, als es an der Tür klopfte und sich einen Moment später ein dunkelhaariger Kopf ins Zimmer schob.
Kristin und Nalla waren in ihrer Kindheit immer gut befreundet gewesen, hatten sehr viel Zeit miteinander verbracht, viel miteinander gespielt. Sie hatte sich immer wohl in der Gesellschaft ihrer Freundin gefühlt. Nur eine Person hatte ihr immer noch näher gestanden als die hübsche Vampirin – Brahve.
Erst, als die etwas Ältere Nalla vor zwei Jahren durch ihre Transition gegangen war, hatte sich ihr Verhältnis ein wenig verändert. Nalla war schon immer eine besondere Schönheit gewesen, aber seit der Transition hatte sich ihr Körper nur noch weiblicher entwickelt und sie war nahe zu perfekt. Kristin, die ihre Transition noch nicht hinter sich hatte, glaubte seitdem immer ein wenig im Schatten der älteren Vampirin zu stehen, glaubte bei den Themen über die sie sich mit den anderen Vampirinnen, die die Transition ebenfalls hinter sich hatten, unterhielt, nicht mit reden zu können. Und Nalla hatte in der Zwischenzeit nun auch einen Freund – ein junger hübscher Vampir, der im Trainingszentrum der Bruderschaft trainierte und wahrscheinlich irgendwann ein Bruder werden würde, der ihr durch die Transition geholfen hatte.
In diesem Moment jedoch war Kristin froh darüber, ihre Freundin zu sehen. „Ich hasse meine Haare.“ murmelte sie und sah hilflos zu Nalla.
Nalla trat richtig ins Zimmer und hinter Kristin, griff nach einer Bürste und einem Glätteisen. „Du bist so hübsch. Und dich beneiden alle um deine Haare. Aber ich helf dir, hm?“ bot sie an.
„Danke, das wäre echt toll.“ strahlte Kristin. „Ich weiß auch nicht, aber ich will heute einfach nur... gut aussehen.“
„Versteh ich.“ Nalla begann ihre Haare etwas zu glätten, ließ sie Spitzen aber gelockt. „Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“ wollte sie wissen und beobachtete die Jüngere neugierig im Spiegel.
Kristins Wangen nahmen einen leichten Rotton an. Vielleicht gab es diesen Grund. Aber sie war noch nicht mal wirklich bereit dazu, sich das selber einzugestehen. Was hatte es auch schon für einen Sinn?
„Nein, nicht wirklich. Ich will einfach nur hübsch aussehen heute. Mom sagt auch, ich werde nur einmal 21 und ich soll es so richtig geniessen.“ Wie immer, wenn sie von ihrer Mutter sprach lag ein warmes Lächeln auf ihren Lippen.
„Tante Mary hat recht. Und ob du das geniessen solltest. Ich meine hey, die Party heute ist nur für dich, hm?“ antwortete Nalla ihr lächelnd.
„Dad macht ein großes Geheimnis aus dem, was ich noch so alles zum Geburtstag bekomme, aber ich lasse ihm den Spaß.“ lachte Kristin.
„Typisch Rhage. Er verwöhnt dich. Wen hast du denn sonst noch alles eingeladen? Ein paar aus dem Trainingszentrum?“ wollte Nalla wissen.
„Ja, aber nur zwei oder drei. Sie nehmen mich doch alle nicht so wirklich ernst, weil ich noch nicht durch meine Transition bin. Für sie bin ich doch immer noch ein kleines Mädchen. Also werden nur alle Kinder von den Brüdern da sein, zwei oder drei der Vampire aus dem Trainingszentrum und ein paar Mädchen aus der Schule. Und... Brahve.“ Kristin biss sich auf die Lippen, als sie diesen Namen erwähnte. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn nicht noch mal extra hätte aufzählen müssen, nachdem sie bereits gesagt hatte, dass alle Kinder der Brüder da waren.
Glücklicherweise schien Nalla das nicht weiter zu bemerken. „Brahve? Bist du sicher? Er erträgt es doch kaum, im gleichen Raum wie sein Vater zu sein. Der hat doch bestimmt besseres zu tun als auf einer Familienfeier abzuhängen.“ gab sie zu bedenken.
Kristin schüttelte den Kopf. „Nein, Brahve hat mir versprochen, dass er kommen wird. Und er... also er... hält sein Versprechen.“ bemühte sie sich so fest wie möglich zu sagen. Natürlich war sie sich bewusst, dass ihr bester Freund in der letzten Zeit nicht gerade zuverlässig gewesen war, dass er alles tat um seiner Rolle als zukünftiger König zu entkommen. Sogar das Training schleifen ließ. Völlig unzurechenbar geworden war. Hatte sie früher immer geglaubt, Brahve zu kennen, so hatte sie jetzt manchmal das Gefühl, dass ihn ein dunkles Geheimnis umgab, von dem sie keine Ahnung hatte. Dennoch... er hatte sie bisher noch nie enttäuscht. Und erst recht würde er ihren Geburtstag nicht vergessen. Niemals. Nicht Brahve.
Mittwoch, 19. Januar 2011
Chapter 3
Als Vishous, das Mädchen noch immer unbeholfen tragend, ein paar Minuten später zusammen mit Brahve das Anwesen betrat, kam Rhage mit Nalla die Treppe runter. Der blonde Krieger blieb stehen als sich ihm dieser doch sehr ungewöhnliche Anblick von V mit dem Kind auf dem Arm bot.
„Was ist los? Nalla hat gesagt, du brauchst mich?“ wollte Rhage wissen.
Vishous presste die Lippen aufeinander, sah auf das Kind in seinen Armen runter, wobei ihm dabei die fast unübersehbare Tatsache auffiel, dass das Mädchen haargenau die gleiche Augenfarbe hatte wie Rhage. Er schluckte leicht und wendete sich dann ernst an seinen Bruder. „Offenbar haben Brahve und Nalla sie beim Spielen außerhalb der Mauer gefunden. Sie lag im Schnee, in eine Decke gewickelt und alles, was wir als Hinweis haben ist diese Nachricht. Du solltest sie lesen.“ sagte er und hielt Rhage den Zettel hin.
Der Gesichtsausdruck von Rhage veränderte sich während des Lesens sofort. Noch nie hatte Vishous so viele gemischte Gefühle auf einmal gelesen wie in dem Blick mit dem Rhage ihn daraufhin ansah.
„Sag mir, dass du keine Karen kennst. Aber ich... vermute, dass du das nicht kannst?“ wollte V wissen.
„Soll das heißen, du hast das hier nicht kommen sehen?“
„Nein, habe ich nicht.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Du solltest sie nehmen. Ich denke, so... na ja... sollte es sein.“
Rhage seufzte, als er Vishous das kleine Mädchen abnahm. Als er ihrem Blick zum ersten Mal begegnete, wusste er, dass sie sein war. Dass sie ein Teil von ihm war. Dass er sie lieben würde. Es war ja auch nicht so, dass er keine Kinder wollte, ganz im Gegenteil. Aber er hatte nicht gewusst, dass es sie gab. Hatte sie in irgendeinem Club gezeugt...
„Rhage? Ach hier bist du. Ich hab dich schon gesucht. Ich...“ Marys freundliche Stimme ertönte auf der Treppe.
Sofort drehte Rhage sich um und Mary erstarrte, wurde leichenblass und starrte Rhage und das Kind einen Moment lang einfach nur an. Hunderte kleine Nadeln stachen in ihr Herz. Ihr Mund war leicht geöffnet, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Wie oft hatten Rhage und sie in den letzten Monaten über das Thema Kinder gesprochen. Mehr und mehr hatte es ihre Beziehung belastet, dass sie ihm diesen einen Wunsch niemals erfüllen konnte und dass sie auch nicht so recht eine Lösung gefunden hatten, wie sie trotzdem ein Kind haben konnten. Und jetzt, wo sie ihn so da stehen sah, das kleine Mädchen, das die gleichen Augen hatte wie der Mann den sie liebte, auf den Armen, wurde ihr mehr als schmerzhaft bewusst, wie sehr sie eigentlich gewünscht hatte, genau DAS zu sehen. Nur... etwas trübte dieses Bild. Und zwar, dass auf diesem Bild kein Platz für sie war.
„Mary...“ brachte Rhage schwach über die Lippen. Er hatte nicht mal selber die Gelegenheit gehabt so wirklich zu verarbeiten, was gerade passiert war und er wusste erst recht nicht, wie er das Mary alles erklären sollte.
„Nein! Nicht, Rhage!“ Sie klang nicht wütend, sie schrie ihn nicht an. Aber was noch viel schlimmer war, ihre Stimme klang ausdruckslos, ohne die vertraute Wärme, die er so daran liebte. „NEIN!“ wiederholte sie noch mal, drehte sich dann um und lief die Treppe hoch. Weg von diesem Bild, von dem sie wusste, dass sie es niemals würde vergessen können.
„Kann ich... mit dir reden?“ Vorsichtig hatte Rhage die Tür zu seinem und Marys Schlafzimmer geöffnet.
Mary drehte sich langsam zu ihm um, versuchte gar nicht erst, vor ihm zu verbergen, dass sie geweint hatte. Er würde es ohnehin riechen können. Sie wusste, dass sie ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte und dass dieses Gespräch wohl nicht zu vermeiden war, also nickte sie.
Rhage betrat das Zimmer richtig, griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich zum Bett, platzierte sie vorsichtig auf diesem, setzte sich selbst neben sie. Er wirkte müde und ausgelaugt. Die Stunden, seitdem Kristin gefunden worden war, waren anstrengend und ermüdend gewesen und jetzt war ihm nichts wichtiger als die Dinge mit Mary wieder gerade zu rücken. Als er ihren Blick auf sich ruhen spürte, drehte er sich zu ihr.
„Du wolltest reden.“ erinnerte sie ihn.
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ gestand er.
„Wie wäre es mit am Anfang?“
Rhage nickte, schloß kurz die Augen, sah seine Frau dann aber offen an. „Du... weißt, wie ich wahr, bevor ich dich kennengelernt habe. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich immer darauf aufgepasst habe, dass die Frauen, mit denen ich Sex hatte, gerade nicht fruchtbar waren. Offenbar habe ich mich da geirrt. Karen war eine von vielen. Ich erinnere mich so gut wie gar nicht mehr an sie, habe nur ein sehr vages Bild vor Augen von einer Frau in einem Club.“ erzählte er.
„Das konnte ich mir soweit selber zusammen reimen.“ antwortete Mary. „Aber... was ist jetzt? Was ist mit dieser Karen? Warum kommt sie jetzt damit an, nachdem sie dir vorher nie etwas von dem Kind erzählt hat? Und was ist mit dem Kind?“
„Vishous arbeitet daran, herauszufinden, wo sie ist oder was mit ihr passiert ist. Weil sie etwas darüber geschrieben hat, dass ihr Leben scheinbar zu Ende ist. Vielleicht war sie krank, totkrank.“ vermutete Rhage. „Und will deswegen, dass ich nun auf das Kind aufpasse.“ Bei den letzten Worten mied er zum ersten Mal ihren direkten Blick.
Mary presste die Lippen aufeinander. Leicht war diese Situation ganz bestimmt nicht für sie, aber sie hatte auch ein paar Stunden Zeit gehabt um darüber nachzudenken. Ihre leicht zitternde Hand tastete nach seiner. „Was ist mit dir? Willst du denn das Kind?“
Ganz leicht streichelte er mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Mary, ich... ich kann das nur schwer erklären, aber als sie mich angesehen hat, wusste ich plötzlich, dass sie ein Teil von mir ist. Dass ich sie lieben werde. Ich... ja, ich will dieses Kind. Allerdings würde ich es na ja... mit dir wollen.“ Die letzten Worte hatte Rhage nur geflüstert und sein Herz schlug jetzt gefährlich schnell als er auf eine Amtwort wartete.
„Nein.“ Mary schüttelte den Kopf. „Das klingt gar nicht dumm. Es klingt genau so, wie es bei einem Vater sein sollte. Und eigentlich... bekräftigt es mich nur noch mal in dem, was ich mir in den letzten Stunden überlegt habe. Dann... dann will ich dieses Kind auch, Rhage. Ich will ihm eine Mutter sein. So als wäre es mein Kind. Alleine schon, weil es... von dir ist.“
Gerührt und unendlich erleichtert preste Rhage seine Lippen auf ihre. Niemals hätte er sich zwischen seiner Shellan und seiner Tochter entscheiden können und dafür, dass er es nicht musste, würde er Mary bis an sein Ende lieben.
„Ich liebe dich. Mehr als du dir jemals vorstellen kannst.“ flüsterte er an ihren Lippen.
„Ich liebe dich auch.“
Einen Moment lang genossen sie einfach nur die Nähe des Anderen, die sie beide mehr als alles andere jetzt brauchten.
„Wo ist die Kleine?“ wollte Mary wissen.
„Sie ist Gott sei Dank endlich eingeschlafen. Bella hat mir geholfen, neben Nallas Kinderzimmer fürs erste noch ein Kinderzimmer einzurichten. Aber das ist noch nicht fertig. Brahve ist kaum von Kristins Seite gewichen.“
„Kann ich sie sehen? Ich würde sie gerne kennenlernen.“
Rhage hob Marys Hand an seine Lippen und küsste ihre Fingerspitzen. „Ja, natürlich, Lielan. Du sollst deine Tochter kennenlernen.“
Er stand auf und hielt ihr seine Hand hin nach der sie bereitwillig griff. Er führte sie über den Gang zu dem Zimmer, das vorrübergehend das Kinderzimmer für Kristin sein würde, wo er leise die Tür öffnete.
Zunächst blieb Mary etwas unsicher im Türrahmen stehen, während Rhage an das Bett des Mädchens trat. „Sieh an... du bist also wach.“ lächelte er und streckte vorsichtig seine Hand aus. Das letzte, was er wollte, war dass sie Angst vor ihm hatte. Sie würde sich erst noch an ihn gewöhnen müssen.
Mary stellte sich nun neben Rhage und sah zu Kristin. „Sie... ist so hübsch. Und sie hat deine Augen.“ flüsterte sie.
Stolz mischte sich in seinen Gesichtsausdruck. „Ja, das ist sie wirklich.“ Er lächelte, als sich die kleinen Finger von Kristin um seine schloßen und als er zu seiner Frau sah, stellte er fest, dass sie ebenfalls lächelte.
„Darf ich vorstellen... das ist Kristin. Kristin, das ist deine Mutter.“ sagte Rhage und zog Mary eng an sich, so dass sie beide auf ihre Tochter in ihrem Bettchen sehen konnten.
„Was ist los? Nalla hat gesagt, du brauchst mich?“ wollte Rhage wissen.
Vishous presste die Lippen aufeinander, sah auf das Kind in seinen Armen runter, wobei ihm dabei die fast unübersehbare Tatsache auffiel, dass das Mädchen haargenau die gleiche Augenfarbe hatte wie Rhage. Er schluckte leicht und wendete sich dann ernst an seinen Bruder. „Offenbar haben Brahve und Nalla sie beim Spielen außerhalb der Mauer gefunden. Sie lag im Schnee, in eine Decke gewickelt und alles, was wir als Hinweis haben ist diese Nachricht. Du solltest sie lesen.“ sagte er und hielt Rhage den Zettel hin.
Der Gesichtsausdruck von Rhage veränderte sich während des Lesens sofort. Noch nie hatte Vishous so viele gemischte Gefühle auf einmal gelesen wie in dem Blick mit dem Rhage ihn daraufhin ansah.
„Sag mir, dass du keine Karen kennst. Aber ich... vermute, dass du das nicht kannst?“ wollte V wissen.
„Soll das heißen, du hast das hier nicht kommen sehen?“
„Nein, habe ich nicht.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Du solltest sie nehmen. Ich denke, so... na ja... sollte es sein.“
Rhage seufzte, als er Vishous das kleine Mädchen abnahm. Als er ihrem Blick zum ersten Mal begegnete, wusste er, dass sie sein war. Dass sie ein Teil von ihm war. Dass er sie lieben würde. Es war ja auch nicht so, dass er keine Kinder wollte, ganz im Gegenteil. Aber er hatte nicht gewusst, dass es sie gab. Hatte sie in irgendeinem Club gezeugt...
„Rhage? Ach hier bist du. Ich hab dich schon gesucht. Ich...“ Marys freundliche Stimme ertönte auf der Treppe.
Sofort drehte Rhage sich um und Mary erstarrte, wurde leichenblass und starrte Rhage und das Kind einen Moment lang einfach nur an. Hunderte kleine Nadeln stachen in ihr Herz. Ihr Mund war leicht geöffnet, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Wie oft hatten Rhage und sie in den letzten Monaten über das Thema Kinder gesprochen. Mehr und mehr hatte es ihre Beziehung belastet, dass sie ihm diesen einen Wunsch niemals erfüllen konnte und dass sie auch nicht so recht eine Lösung gefunden hatten, wie sie trotzdem ein Kind haben konnten. Und jetzt, wo sie ihn so da stehen sah, das kleine Mädchen, das die gleichen Augen hatte wie der Mann den sie liebte, auf den Armen, wurde ihr mehr als schmerzhaft bewusst, wie sehr sie eigentlich gewünscht hatte, genau DAS zu sehen. Nur... etwas trübte dieses Bild. Und zwar, dass auf diesem Bild kein Platz für sie war.
„Mary...“ brachte Rhage schwach über die Lippen. Er hatte nicht mal selber die Gelegenheit gehabt so wirklich zu verarbeiten, was gerade passiert war und er wusste erst recht nicht, wie er das Mary alles erklären sollte.
„Nein! Nicht, Rhage!“ Sie klang nicht wütend, sie schrie ihn nicht an. Aber was noch viel schlimmer war, ihre Stimme klang ausdruckslos, ohne die vertraute Wärme, die er so daran liebte. „NEIN!“ wiederholte sie noch mal, drehte sich dann um und lief die Treppe hoch. Weg von diesem Bild, von dem sie wusste, dass sie es niemals würde vergessen können.
„Kann ich... mit dir reden?“ Vorsichtig hatte Rhage die Tür zu seinem und Marys Schlafzimmer geöffnet.
Mary drehte sich langsam zu ihm um, versuchte gar nicht erst, vor ihm zu verbergen, dass sie geweint hatte. Er würde es ohnehin riechen können. Sie wusste, dass sie ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte und dass dieses Gespräch wohl nicht zu vermeiden war, also nickte sie.
Rhage betrat das Zimmer richtig, griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich zum Bett, platzierte sie vorsichtig auf diesem, setzte sich selbst neben sie. Er wirkte müde und ausgelaugt. Die Stunden, seitdem Kristin gefunden worden war, waren anstrengend und ermüdend gewesen und jetzt war ihm nichts wichtiger als die Dinge mit Mary wieder gerade zu rücken. Als er ihren Blick auf sich ruhen spürte, drehte er sich zu ihr.
„Du wolltest reden.“ erinnerte sie ihn.
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ gestand er.
„Wie wäre es mit am Anfang?“
Rhage nickte, schloß kurz die Augen, sah seine Frau dann aber offen an. „Du... weißt, wie ich wahr, bevor ich dich kennengelernt habe. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich immer darauf aufgepasst habe, dass die Frauen, mit denen ich Sex hatte, gerade nicht fruchtbar waren. Offenbar habe ich mich da geirrt. Karen war eine von vielen. Ich erinnere mich so gut wie gar nicht mehr an sie, habe nur ein sehr vages Bild vor Augen von einer Frau in einem Club.“ erzählte er.
„Das konnte ich mir soweit selber zusammen reimen.“ antwortete Mary. „Aber... was ist jetzt? Was ist mit dieser Karen? Warum kommt sie jetzt damit an, nachdem sie dir vorher nie etwas von dem Kind erzählt hat? Und was ist mit dem Kind?“
„Vishous arbeitet daran, herauszufinden, wo sie ist oder was mit ihr passiert ist. Weil sie etwas darüber geschrieben hat, dass ihr Leben scheinbar zu Ende ist. Vielleicht war sie krank, totkrank.“ vermutete Rhage. „Und will deswegen, dass ich nun auf das Kind aufpasse.“ Bei den letzten Worten mied er zum ersten Mal ihren direkten Blick.
Mary presste die Lippen aufeinander. Leicht war diese Situation ganz bestimmt nicht für sie, aber sie hatte auch ein paar Stunden Zeit gehabt um darüber nachzudenken. Ihre leicht zitternde Hand tastete nach seiner. „Was ist mit dir? Willst du denn das Kind?“
Ganz leicht streichelte er mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Mary, ich... ich kann das nur schwer erklären, aber als sie mich angesehen hat, wusste ich plötzlich, dass sie ein Teil von mir ist. Dass ich sie lieben werde. Ich... ja, ich will dieses Kind. Allerdings würde ich es na ja... mit dir wollen.“ Die letzten Worte hatte Rhage nur geflüstert und sein Herz schlug jetzt gefährlich schnell als er auf eine Amtwort wartete.
„Nein.“ Mary schüttelte den Kopf. „Das klingt gar nicht dumm. Es klingt genau so, wie es bei einem Vater sein sollte. Und eigentlich... bekräftigt es mich nur noch mal in dem, was ich mir in den letzten Stunden überlegt habe. Dann... dann will ich dieses Kind auch, Rhage. Ich will ihm eine Mutter sein. So als wäre es mein Kind. Alleine schon, weil es... von dir ist.“
Gerührt und unendlich erleichtert preste Rhage seine Lippen auf ihre. Niemals hätte er sich zwischen seiner Shellan und seiner Tochter entscheiden können und dafür, dass er es nicht musste, würde er Mary bis an sein Ende lieben.
„Ich liebe dich. Mehr als du dir jemals vorstellen kannst.“ flüsterte er an ihren Lippen.
„Ich liebe dich auch.“
Einen Moment lang genossen sie einfach nur die Nähe des Anderen, die sie beide mehr als alles andere jetzt brauchten.
„Wo ist die Kleine?“ wollte Mary wissen.
„Sie ist Gott sei Dank endlich eingeschlafen. Bella hat mir geholfen, neben Nallas Kinderzimmer fürs erste noch ein Kinderzimmer einzurichten. Aber das ist noch nicht fertig. Brahve ist kaum von Kristins Seite gewichen.“
„Kann ich sie sehen? Ich würde sie gerne kennenlernen.“
Rhage hob Marys Hand an seine Lippen und küsste ihre Fingerspitzen. „Ja, natürlich, Lielan. Du sollst deine Tochter kennenlernen.“
Er stand auf und hielt ihr seine Hand hin nach der sie bereitwillig griff. Er führte sie über den Gang zu dem Zimmer, das vorrübergehend das Kinderzimmer für Kristin sein würde, wo er leise die Tür öffnete.
Zunächst blieb Mary etwas unsicher im Türrahmen stehen, während Rhage an das Bett des Mädchens trat. „Sieh an... du bist also wach.“ lächelte er und streckte vorsichtig seine Hand aus. Das letzte, was er wollte, war dass sie Angst vor ihm hatte. Sie würde sich erst noch an ihn gewöhnen müssen.
Mary stellte sich nun neben Rhage und sah zu Kristin. „Sie... ist so hübsch. Und sie hat deine Augen.“ flüsterte sie.
Stolz mischte sich in seinen Gesichtsausdruck. „Ja, das ist sie wirklich.“ Er lächelte, als sich die kleinen Finger von Kristin um seine schloßen und als er zu seiner Frau sah, stellte er fest, dass sie ebenfalls lächelte.
„Darf ich vorstellen... das ist Kristin. Kristin, das ist deine Mutter.“ sagte Rhage und zog Mary eng an sich, so dass sie beide auf ihre Tochter in ihrem Bettchen sehen konnten.
Dienstag, 18. Januar 2011
Chapter 2
„Nalla, geh deinen Dad holen!“
Es dauerte einen Moment ehe Nalla überhaupt reagierte. Sie hatte noch nicht wirklich begriffen, WAS sie da gerade überhaupt gefunden hatte. „Daddy wird böse sein, weil wir nach draußen gegangen sind.“ murmelte sie schwach.
„Das ist egal! Hol deinen Dad. Oder Onkel V. Hol irgendwen!“ Brahve wirkte in diesem Moment alles andere als wie ein dreijähriges Kind, aber er hatte begriffen, dass es um Leben und Tod ging, sie alleine aber nicht viel ausrichten konnten.
Zitternd kam Bewegung in Nallas Körper. Sie schien zu begreifen, dass es wichtig war und dass sie etwas tun musste. Sie rannte los, stolperte ein paar Mal im Schnee und fand dann das Loch in der Mauer, durch das sie zurück auf das Anwesen gelangte, wo sie auf das sichere Haupthaus zu rannte.
Brahve trug eine schwarze, dicke Winterjacke, die allerdings durch das Spielen im Schnee selbst von Innen durchnässt war. Aber es war besser als nichts. Schnell zog er ihn aus, setzte sich in den Schnee und legte seine Jacke dem kleinen Mädchen, was lediglich in eine leichte Decke gewickelt mitten im Schnee auf dem Boden lag. Sie zeigte keinerlei Reaktion darauf, als Brahve ihr die Jacke umlegte.
Der kleine Vampirprinz wusste nicht, ob das Mädchen überhaupt mitbekam, dass er hier war, aber weil ihm nichts besseres einfiel, was er sonst sagen konnte, begann er, eine Geschichte zu erzählen, die ihm seine Mutter des öfteren erzählte, wenn er nicht einschlafen konnte. Eine wundervolle Geschichte von einer Prinzessin, die immer dafür sorgte, dass er sich besser fühlte.
In völliger Stille im Schneefall war nur die leise Kinderstimme eines kleinen Jungen zu hören, der einem Mädchen eine Geschichte über eine glückliche Prinzessin erzählte.
Nalla wusste schon, warum Brahve gesagt hatte, sie sollte V holen. V neigte von allen ihren Onkels am wenigstens dazu, wütend zu werden, wenn sie irgendetwas angestellt hatten, sah alles relativ locker. Als sie das Haupthaus betrat wurde ihr die Entscheidung, wen sie um Hilfe fragen sollte, allerdings auch recht schnell abgenommen. Der große Krieger mit den silbernen Augen kam ihr im Foyer entgegen und das kleine Mädchen rannte sofort auf ihn zu.
„V! Onkel V, du musst sofort mitkommen!“
Vishous zog die Augenbrauen leicht hoch. „So, muss ich das?“ Offenbar ging er davon aus, dass sie spielen wollte. „Nalla, ich weiß nicht, aber eigentlich habe ich jetzt keine Zeit um zu spielen.“
„Nein, du musst mitkommen. Brahve helfen!“
Diese wenigen Worten ließen die Körperhaltung des Bruders sofort verändern. Alle Alarmsignale gingen sofort an. Was, wenn der Prinz in Gefahr war? Nur zu gut wusste Vishous, wie sehr Wrath um die Sicherheit seines Sohnes rund um die Uhr besorgt war. Und jeder hier würde sofort sein Leben für diesen Jungen geben ohne auch nur einen Moment zu zögern. Vishous setzte sich in Bewegung. „Wo ist er?“ wollte er wissen.
„Komm.“ Nallas kleine Hand zog an dem starken Arm des Kriegers und sie lief Richtung Tür.
Wenig später, als Vishous sich gezwungen sah auf allen Vieren durch eine viel zu kleine Lücke in der Mauer zu krabbeln, fragte er sich, ob das Mädchen nicht doch nur mit ihm spielte.
„Nalla, ich hab wirklich keine Zeit für so was. Ich arbeite gerade an einem neuen Computersystem und ich...“
Vishous Protest verstummte, als er die kleine Gestalt des Prinzen im Schnee entdeckte und er erstarrte als ihm klar wurde, dass es genau genommen zwei Gestalten im Schnee waren, die zweite noch etwas kleiner als die von Brahve. „Was ist hier los, Nalla? Wer ist das?“ fragte er, weit schärfer als er es beabsichtigt hatte.
„Wir... wir haben sie gefunden.“ gab Nalla etwas kleinlaut zurück.
Der Krieger beeilte sich, wieder richtig auf die Beine zu kommen und rannte das letzte Stück bis zu der Stelle an der die Kinder im Schnee saßen. „Brahve, steh sofort auf!“ forderte er, als er sah, dass der Junge ohne Jacke im Schnee saß.
Brahve stand auf und deutete auf das leise weinende Mädchen. „Du musst ihr helfen, Onkel V.“ bat er.
Vishous nickte und hob das Mädchen erstmal hoch, hielt es etwas unbeholfen mit einem seiner starken Armen fest. Er überprüfte es grob auf Verletzungen, konnte aber nichts erkennen, wollte sie aber trotzdem zu seiner Shellan bringen um sicher zu gehen, dass er nichts übersah.
Etwas anderes jedoch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. An der Decke, in die das Mädchen eingewickelt war, war ein Zettel befestigt, den er von dieser löste und auseinander faltete.
Nur einige wenigen, offenbar in Eile geschriebene Zeilen standen darauf. Adressiert war er an Rhage, aber Vishous laß ihn sich trotzdem durch. Immerhin ging es hier um die Sicherheit aller, also musste er wissen, was es mit dieser Nachricht auf sich hatte.
Rhage,
es tut mir leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Mein Leben geht zu Ende und ich überlasse dir das Einzige, was mir in meinem traurigen Leben etwas bedeutet hat. Deine Tochter. Ich habe sie Kristin genannt.
Ich bin einer Spur gefolgt, von der ich glaube, sie führt zu dir. Ich hoffe, du findest sie und wirst von nun an auf sie aufpassen.
Ich habe keine Zeit mehr.
Es tut mir leid, Karen.
Vishous stockte der Atem. Er laß die Nachricht noch ein zweites Mal und schüttelte den Kopf, konnte es noch immer nicht fassen.
„Nalla, lauf ins Haus und hol Rhage. Wir kommen sofort nach. Es ist wichtig!“
Das Mädchen fragte diesmal nicht nach. Vishous Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie tun musste, was er sagte und so rannte sie los.
Brahve zog ungeduldig an V's Hosenbein. „Geht es ihr gut?“ fragte er mit großen Augen.
„Ich denke schon. Wir bringen sie jetzt rein. Jane wird sich um ihn kümmern. Und ich werde mit Rhage sprechen müssen.“ Vishous hielt es bei Rhage früherem Lebensstil nicht für ausgeschlossen, dass dabei mal ein Kind entstanden war, aber wenn es wirklich so war, wie diese Karen behauptete, dann würde das vermutlich ALLES ändern...
Es dauerte einen Moment ehe Nalla überhaupt reagierte. Sie hatte noch nicht wirklich begriffen, WAS sie da gerade überhaupt gefunden hatte. „Daddy wird böse sein, weil wir nach draußen gegangen sind.“ murmelte sie schwach.
„Das ist egal! Hol deinen Dad. Oder Onkel V. Hol irgendwen!“ Brahve wirkte in diesem Moment alles andere als wie ein dreijähriges Kind, aber er hatte begriffen, dass es um Leben und Tod ging, sie alleine aber nicht viel ausrichten konnten.
Zitternd kam Bewegung in Nallas Körper. Sie schien zu begreifen, dass es wichtig war und dass sie etwas tun musste. Sie rannte los, stolperte ein paar Mal im Schnee und fand dann das Loch in der Mauer, durch das sie zurück auf das Anwesen gelangte, wo sie auf das sichere Haupthaus zu rannte.
Brahve trug eine schwarze, dicke Winterjacke, die allerdings durch das Spielen im Schnee selbst von Innen durchnässt war. Aber es war besser als nichts. Schnell zog er ihn aus, setzte sich in den Schnee und legte seine Jacke dem kleinen Mädchen, was lediglich in eine leichte Decke gewickelt mitten im Schnee auf dem Boden lag. Sie zeigte keinerlei Reaktion darauf, als Brahve ihr die Jacke umlegte.
Der kleine Vampirprinz wusste nicht, ob das Mädchen überhaupt mitbekam, dass er hier war, aber weil ihm nichts besseres einfiel, was er sonst sagen konnte, begann er, eine Geschichte zu erzählen, die ihm seine Mutter des öfteren erzählte, wenn er nicht einschlafen konnte. Eine wundervolle Geschichte von einer Prinzessin, die immer dafür sorgte, dass er sich besser fühlte.
In völliger Stille im Schneefall war nur die leise Kinderstimme eines kleinen Jungen zu hören, der einem Mädchen eine Geschichte über eine glückliche Prinzessin erzählte.
Nalla wusste schon, warum Brahve gesagt hatte, sie sollte V holen. V neigte von allen ihren Onkels am wenigstens dazu, wütend zu werden, wenn sie irgendetwas angestellt hatten, sah alles relativ locker. Als sie das Haupthaus betrat wurde ihr die Entscheidung, wen sie um Hilfe fragen sollte, allerdings auch recht schnell abgenommen. Der große Krieger mit den silbernen Augen kam ihr im Foyer entgegen und das kleine Mädchen rannte sofort auf ihn zu.
„V! Onkel V, du musst sofort mitkommen!“
Vishous zog die Augenbrauen leicht hoch. „So, muss ich das?“ Offenbar ging er davon aus, dass sie spielen wollte. „Nalla, ich weiß nicht, aber eigentlich habe ich jetzt keine Zeit um zu spielen.“
„Nein, du musst mitkommen. Brahve helfen!“
Diese wenigen Worten ließen die Körperhaltung des Bruders sofort verändern. Alle Alarmsignale gingen sofort an. Was, wenn der Prinz in Gefahr war? Nur zu gut wusste Vishous, wie sehr Wrath um die Sicherheit seines Sohnes rund um die Uhr besorgt war. Und jeder hier würde sofort sein Leben für diesen Jungen geben ohne auch nur einen Moment zu zögern. Vishous setzte sich in Bewegung. „Wo ist er?“ wollte er wissen.
„Komm.“ Nallas kleine Hand zog an dem starken Arm des Kriegers und sie lief Richtung Tür.
Wenig später, als Vishous sich gezwungen sah auf allen Vieren durch eine viel zu kleine Lücke in der Mauer zu krabbeln, fragte er sich, ob das Mädchen nicht doch nur mit ihm spielte.
„Nalla, ich hab wirklich keine Zeit für so was. Ich arbeite gerade an einem neuen Computersystem und ich...“
Vishous Protest verstummte, als er die kleine Gestalt des Prinzen im Schnee entdeckte und er erstarrte als ihm klar wurde, dass es genau genommen zwei Gestalten im Schnee waren, die zweite noch etwas kleiner als die von Brahve. „Was ist hier los, Nalla? Wer ist das?“ fragte er, weit schärfer als er es beabsichtigt hatte.
„Wir... wir haben sie gefunden.“ gab Nalla etwas kleinlaut zurück.
Der Krieger beeilte sich, wieder richtig auf die Beine zu kommen und rannte das letzte Stück bis zu der Stelle an der die Kinder im Schnee saßen. „Brahve, steh sofort auf!“ forderte er, als er sah, dass der Junge ohne Jacke im Schnee saß.
Brahve stand auf und deutete auf das leise weinende Mädchen. „Du musst ihr helfen, Onkel V.“ bat er.
Vishous nickte und hob das Mädchen erstmal hoch, hielt es etwas unbeholfen mit einem seiner starken Armen fest. Er überprüfte es grob auf Verletzungen, konnte aber nichts erkennen, wollte sie aber trotzdem zu seiner Shellan bringen um sicher zu gehen, dass er nichts übersah.
Etwas anderes jedoch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. An der Decke, in die das Mädchen eingewickelt war, war ein Zettel befestigt, den er von dieser löste und auseinander faltete.
Nur einige wenigen, offenbar in Eile geschriebene Zeilen standen darauf. Adressiert war er an Rhage, aber Vishous laß ihn sich trotzdem durch. Immerhin ging es hier um die Sicherheit aller, also musste er wissen, was es mit dieser Nachricht auf sich hatte.
Rhage,
es tut mir leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Mein Leben geht zu Ende und ich überlasse dir das Einzige, was mir in meinem traurigen Leben etwas bedeutet hat. Deine Tochter. Ich habe sie Kristin genannt.
Ich bin einer Spur gefolgt, von der ich glaube, sie führt zu dir. Ich hoffe, du findest sie und wirst von nun an auf sie aufpassen.
Ich habe keine Zeit mehr.
Es tut mir leid, Karen.
Vishous stockte der Atem. Er laß die Nachricht noch ein zweites Mal und schüttelte den Kopf, konnte es noch immer nicht fassen.
„Nalla, lauf ins Haus und hol Rhage. Wir kommen sofort nach. Es ist wichtig!“
Das Mädchen fragte diesmal nicht nach. Vishous Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie tun musste, was er sagte und so rannte sie los.
Brahve zog ungeduldig an V's Hosenbein. „Geht es ihr gut?“ fragte er mit großen Augen.
„Ich denke schon. Wir bringen sie jetzt rein. Jane wird sich um ihn kümmern. Und ich werde mit Rhage sprechen müssen.“ Vishous hielt es bei Rhage früherem Lebensstil nicht für ausgeschlossen, dass dabei mal ein Kind entstanden war, aber wenn es wirklich so war, wie diese Karen behauptete, dann würde das vermutlich ALLES ändern...
Sonntag, 16. Januar 2011
Chapter 1
Caldwell, New York, Winter 2011
„Brahve, Nalla, spielt doch besser drin. Es ist viel zu kalt draußen.“ Schneefall lag außerdem in der Luft. Wrath glaubte, diesen förmlich schon auf seiner Haut spüren zu können und eine Gänsehaut zog sich über seine Arme. Dennoch wusste er, dass sein Sohn und seine beste Freundin nicht zu bremsen sein würden.
Brahve war mittlerweile drei Jahre alt, Nalla schon fast fünf. Die beiden waren nahezu unzertrennlich. Nichts und niemand konnte zwischen die Beiden kommen, auch oder sogar vor allem ihre Eltern nicht.
Unzählige Versuche von Wrath, seinen Sohn, der später einmal seinen Thron erben würde, schon mit seinen jungen Jahren zum Unterricht zu bewegen, wie man es vom Prinz der Vampirrasse erwarten würde, aber bei Brahve stand immer das kleine, hübsche Vampirmädchen, das so sehr nach ihrer Mutter Bella kam, im Vordergrund.
Wie Wrath es sich schon gedacht hatte, verpuffte seine Warnung an die Beiden, lieber drin zu spielen im Nichts. Die beiden Kinder wurden eher magisch von der in der Dunkelheit weiß glänzenden Pracht, die schon seit einigen Tagen überall die Landschaft bedeckte. Den eiskalten Wind, der neue Schneewolken ankündigte, schienen sie dabei nicht mal zu bemerken.
Das helle Kinderlachen, das ertönte, als Nalla die Tür aufriss, stimmte Wrath jedoch sofort milde. Auf dem Anwesen konnten die beiden ausgelassen spielen. Hier waren sie sicher und niemand hier würde jemals zu lassen, dass irgendeine Gefahr hier auf sie lauern würde.
„Was wollen wir denn spielen?“ Nalla war die etwas Vernünftigere, während Brahve kaum je zu bändigen war. Eine Reihe von Schneebällen flog auch schon in die Richtung des Mädchens. „Fang mich doch.“ lachte Brahve und rannte dann auch schon los, tiefer in den schneebedeckten Garten.
Nalla schüttelte den Kopf aber ihr helles Lachen mischte sich schnell mit dem ihres besten Freundes und schon bald begannen sie eine wilde Jagd durch den Schnee.
„Du schreist wie ein Mädchen.“ grinste sie ihn zufrieden an, als sie ihn eingefangen hatte, woraufhin Brahve wild zu zappeln begann. „GAR NICHT!“ beschwerte er sich lautsark.
Eine Weile rauften sie sich im Schnee, bis sie einfach nebeneinander auf dem Rücken im Schnee liegen blieben. Dass sie bereits bis auf die Haut durchnässt waren, störte keinen von ihnen.
Brahve blickte auf den dunklen Himmeln über ihnen und grinste zufrieden, als einige kleine Schneeflocken langsam ihren Weg zur Erde suchten. Er mochte es draußen, liebte es einfach über das weitläufige Gelände zu rennen. Bis zu den Mauern. Das hatte man ihnen immer wieder beigebracht, war so ziemlich das erste gewesen, was man ihm immer wieder gesagt hatte, kaum dass seine eigenen Beine ihn überhaupt tragen konnten.
Einmal hatte er miterlebt, dass Nalla ein Loch in der Mauer entdeckt hatte und durch dieses gekrabbelt war und noch nie hatte er ihren Vater, der sie sonst stets auf Händen trug und ihr jeden Wunsch von den Augen ablaß, so wütend erlebt, wie als er sie dabei erwischt hatte. Seitdem hielten sie sich stets an die Regeln.
Schnell verlor Brahve das Interesse daran, die Schneeflocken zu beobachten. Plötzlich war eine kleine Spur, vermutlich die eines Tieres oder ähnlichem, die im Schnee auf die Mauer, die dunkel aus dem Schnee emporragte, zu führte, von viel größerem Interesse für ihn. „Nalla, komm!“ Kaum hatte er das gesagt, war er auch schon auf seine Füße gesprungen und sah seine Freundin herausfordernd an.
Nur kurz zögerte Nalla, als sie sah, dass Brahve auf die verbotene Mauer zu lief, aber erstens wollte sie ihn nicht alleine lassen und zweitens siegte auch ihre eigene Neugier über ihre Angst vor eventuellen Konsequenzen.
Die beiden Kinder krochen an der Mauer entlang, verfolgten diese Spur bis zu einem Loch in der Mauer. Brahve war schon halb durch dieses durch geklettert, als Nalla ihn festhielt. „Nicht, Brahve. Nicht weiter!“
„Lass mich, Nalla, ich hab keine Angst. Ich...“ Brahve brach seinen Satz ab. Ein leises Geräusch, das wie eine Mischung aus Wimmern und Weinen klang und dem kleinen Jungen fast das Herz brach, ließ ihn erstarren.
„Was ist das?“ wollte Nalla wissen. In ihrem Gesichtsausdruck war deutlich ihre Angst zu lesen. „Lass uns wieder rein.“ flehte sie ihren Freund schon fast an.
Brahve hörte sie nicht. So fern so etwas möglich war, waren in seinem Körper, der eigentlich noch ein Kind von gerade mal 3 Jahre war, alle Kriegerinstinkte geweckt. Seine Sinne waren geschärfter, das Geräusch war in seinen Ohren jetzt noch lauter zu hören.
„Nein, ich muss gucken, wo das her kommt.“ antwortete er und kletterte nun ganz durch die Mauer.
Noch immer hatte Nalla Angst, aber alleine hier warten wollte sie erst recht nicht und so folgte sie ihm.
Seine Instinkte führten ihn, so dass er dem Geräusch immer näher kam und schließlich stehen blieb. Mit seinen kleinen Füßen stieß er gegen etwas und schrie auf.
Nalla zuckte zusammen, als sie den Schrei hörte. „Wir hätten drin bleiben sollen.“ jammerte sie leise und blieb schließlich ebenfalls stehen.
Brahve brauchte einen Moment bis er seine Umgebung etwas erfasst hatte. Das Geräusch kam von direkt vor ihm. Und irgendwo da im Schnee war etwas. Wieder stieß er dagegen. Als er sich bückte, erstarrte sein kleiner Körper sofort völlig.
Er hatte die Ursache des Geräusches gefunden, starrte in zwei stahlblaue, weit geöffnete Augen.
„Brahve, Nalla, spielt doch besser drin. Es ist viel zu kalt draußen.“ Schneefall lag außerdem in der Luft. Wrath glaubte, diesen förmlich schon auf seiner Haut spüren zu können und eine Gänsehaut zog sich über seine Arme. Dennoch wusste er, dass sein Sohn und seine beste Freundin nicht zu bremsen sein würden.
Brahve war mittlerweile drei Jahre alt, Nalla schon fast fünf. Die beiden waren nahezu unzertrennlich. Nichts und niemand konnte zwischen die Beiden kommen, auch oder sogar vor allem ihre Eltern nicht.
Unzählige Versuche von Wrath, seinen Sohn, der später einmal seinen Thron erben würde, schon mit seinen jungen Jahren zum Unterricht zu bewegen, wie man es vom Prinz der Vampirrasse erwarten würde, aber bei Brahve stand immer das kleine, hübsche Vampirmädchen, das so sehr nach ihrer Mutter Bella kam, im Vordergrund.
Wie Wrath es sich schon gedacht hatte, verpuffte seine Warnung an die Beiden, lieber drin zu spielen im Nichts. Die beiden Kinder wurden eher magisch von der in der Dunkelheit weiß glänzenden Pracht, die schon seit einigen Tagen überall die Landschaft bedeckte. Den eiskalten Wind, der neue Schneewolken ankündigte, schienen sie dabei nicht mal zu bemerken.
Das helle Kinderlachen, das ertönte, als Nalla die Tür aufriss, stimmte Wrath jedoch sofort milde. Auf dem Anwesen konnten die beiden ausgelassen spielen. Hier waren sie sicher und niemand hier würde jemals zu lassen, dass irgendeine Gefahr hier auf sie lauern würde.
„Was wollen wir denn spielen?“ Nalla war die etwas Vernünftigere, während Brahve kaum je zu bändigen war. Eine Reihe von Schneebällen flog auch schon in die Richtung des Mädchens. „Fang mich doch.“ lachte Brahve und rannte dann auch schon los, tiefer in den schneebedeckten Garten.
Nalla schüttelte den Kopf aber ihr helles Lachen mischte sich schnell mit dem ihres besten Freundes und schon bald begannen sie eine wilde Jagd durch den Schnee.
„Du schreist wie ein Mädchen.“ grinste sie ihn zufrieden an, als sie ihn eingefangen hatte, woraufhin Brahve wild zu zappeln begann. „GAR NICHT!“ beschwerte er sich lautsark.
Eine Weile rauften sie sich im Schnee, bis sie einfach nebeneinander auf dem Rücken im Schnee liegen blieben. Dass sie bereits bis auf die Haut durchnässt waren, störte keinen von ihnen.
Brahve blickte auf den dunklen Himmeln über ihnen und grinste zufrieden, als einige kleine Schneeflocken langsam ihren Weg zur Erde suchten. Er mochte es draußen, liebte es einfach über das weitläufige Gelände zu rennen. Bis zu den Mauern. Das hatte man ihnen immer wieder beigebracht, war so ziemlich das erste gewesen, was man ihm immer wieder gesagt hatte, kaum dass seine eigenen Beine ihn überhaupt tragen konnten.
Einmal hatte er miterlebt, dass Nalla ein Loch in der Mauer entdeckt hatte und durch dieses gekrabbelt war und noch nie hatte er ihren Vater, der sie sonst stets auf Händen trug und ihr jeden Wunsch von den Augen ablaß, so wütend erlebt, wie als er sie dabei erwischt hatte. Seitdem hielten sie sich stets an die Regeln.
Schnell verlor Brahve das Interesse daran, die Schneeflocken zu beobachten. Plötzlich war eine kleine Spur, vermutlich die eines Tieres oder ähnlichem, die im Schnee auf die Mauer, die dunkel aus dem Schnee emporragte, zu führte, von viel größerem Interesse für ihn. „Nalla, komm!“ Kaum hatte er das gesagt, war er auch schon auf seine Füße gesprungen und sah seine Freundin herausfordernd an.
Nur kurz zögerte Nalla, als sie sah, dass Brahve auf die verbotene Mauer zu lief, aber erstens wollte sie ihn nicht alleine lassen und zweitens siegte auch ihre eigene Neugier über ihre Angst vor eventuellen Konsequenzen.
Die beiden Kinder krochen an der Mauer entlang, verfolgten diese Spur bis zu einem Loch in der Mauer. Brahve war schon halb durch dieses durch geklettert, als Nalla ihn festhielt. „Nicht, Brahve. Nicht weiter!“
„Lass mich, Nalla, ich hab keine Angst. Ich...“ Brahve brach seinen Satz ab. Ein leises Geräusch, das wie eine Mischung aus Wimmern und Weinen klang und dem kleinen Jungen fast das Herz brach, ließ ihn erstarren.
„Was ist das?“ wollte Nalla wissen. In ihrem Gesichtsausdruck war deutlich ihre Angst zu lesen. „Lass uns wieder rein.“ flehte sie ihren Freund schon fast an.
Brahve hörte sie nicht. So fern so etwas möglich war, waren in seinem Körper, der eigentlich noch ein Kind von gerade mal 3 Jahre war, alle Kriegerinstinkte geweckt. Seine Sinne waren geschärfter, das Geräusch war in seinen Ohren jetzt noch lauter zu hören.
„Nein, ich muss gucken, wo das her kommt.“ antwortete er und kletterte nun ganz durch die Mauer.
Noch immer hatte Nalla Angst, aber alleine hier warten wollte sie erst recht nicht und so folgte sie ihm.
Seine Instinkte führten ihn, so dass er dem Geräusch immer näher kam und schließlich stehen blieb. Mit seinen kleinen Füßen stieß er gegen etwas und schrie auf.
Nalla zuckte zusammen, als sie den Schrei hörte. „Wir hätten drin bleiben sollen.“ jammerte sie leise und blieb schließlich ebenfalls stehen.
Brahve brauchte einen Moment bis er seine Umgebung etwas erfasst hatte. Das Geräusch kam von direkt vor ihm. Und irgendwo da im Schnee war etwas. Wieder stieß er dagegen. Als er sich bückte, erstarrte sein kleiner Körper sofort völlig.
Er hatte die Ursache des Geräusches gefunden, starrte in zwei stahlblaue, weit geöffnete Augen.
Abonnieren
Kommentare (Atom)